August 2nd, 2012

Krieg in den Staedten – Jugendgangs in Deutschland – Klaus Farin, Eberhard Seidel

Posted in bücher by Dolf

Archiv der Jugendkulturen Verlag, Fidicinstrasse 3, 10965 Berlin, www.jugendkulturen.de/

Hier beschreibt der Klappentext ganz gut um was es geht: „Eine illusionslose Grossreportage über die rivalisierenden Gangs der zweiten Migrantengeneration, rechte und linke Skinheads und Neonazis, politisierte Autonome und unpolitische Hooligans, die Strategien von Polizei und Sozialarbeit und über die haarsträubende Hilflosigkeit der Politik. Das inzwischen zu einem modernen Klassiker gewordene Buch erschien erstmals 1991 im Rotbuch Verlag, war lange Jahre vergriffen und nur über Ebay und Antiquariate zu teils horrenden Summen zu bekommen und wird nun im Originaltext von 1991 wiederveröffentlicht – ergänzt um ein ausführliches, analytisches Nachwort „20 Jahre danach“.“

Das Buch ging 1991 an mir vorbei, warum weiss ich auch nicht mehr. Jetzt zwei Jahrzehnte später steht da aber im Prinzip nichts wirklich neues drin und tatsächlich geändert hat sich im Kern der Sache auch nichts. Jede gewalttätige Gang oder dieser Art von „Jugendkultur“ benötigt erstmal entweder sehr junge, lebensunerfahrene Menschen, oder dumme Leute die nicht nachdenken wollen bzw. Leute die Bock auf Schlägerei haben. Das ist die Essenz, kein Bock auf Schlägerei, Lebenserfahrung oder mal drübernachgedacht was man da macht, schon hat sich das Thema erledigt.

Das dem natürlich nicht so ist und wahrscheinlich nie so sein wird dokumentiert dieses Buch auf sehr realistische Weise. Durch die vielen Gespräche mit den verschiedenen GangmitgliederInnen der jeweiligen Gruppierungen erhält man eine authentische Einsicht in die Gedankenwelt dieser Leute. Natürlich erfährt man das es durchaus in Einzelfällen den ein oder anderen „guten“ Grund für ein solches Verhalten geben kann, das macht es aber auch nicht besser. „Lustig“ zu lesen das manche der Leute von einem auf den anderen Tag vom AntiFaPunk zum Hooligan mutieren, was auch nur beweist wie beliebig die Zugehörigkeit zu den einzelnen Gruppen meist ist.

Das die Politik und die Polizei damals und auch heute kaum richtige Antworten auf das Phänomen hat überrascht nicht, denn die hatten sie auch nicht als sich in den 70er Jahren in meiner damaligen Heimatstadt Augsburg (und sicher auch in vielen anderen Städten) die Banden, wie sie sich damals nannten, gegenseitig die Köpfe einschlugen. Das „analytische Nachwort“ beschreibt die Situation heute, die sich zu damals etwas geändert hat. Hier hätte ich mir eine deutlich andere Analyse der Autoren gewünscht, wo sie nämlich aufzeigen was das Problem wirklich ist. Aber da sie das nicht taten müssen wir das hier auch nicht. Schade. 180 Seiten, gebunden. 12.- Euro (dolf)

Isbn 978-3-940213-67-9

[Trust # 154 Juni 2012]

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0