Dezember 5th, 2008

Kolumnen Dolf, Jan, Oise, ABC des Christentums (#127, 12-2007)

Posted in kolumne by jörg

DOLF

Man stelle sich vor die Punk/Hardcorebands wären vor 25 Jahren genauso “kreativ” gewesen wie das oftmals heutige Bands des Genres sind – was das bedeutet hätte? Das es niemals Punk/Hardcore gegeben hätte, denn dann hätten die Bands damals nicht ihre eigene Musik erfunden und gespielt, sondern hätten stumpf das kopiert was man eben so Ende der 50er hörte… stell dir vor, Minor Threat klingen wie Buddy Holly. Das es heutzutage unzählige Bands gibt die genauso klingen wie Anfang der 80er sollte also – dem noch denkenden – Teil der Leute in der Tat zu denken geben.

Weisst du noch was eine Litfassäule ist? Genau, die Betonsäulen die aufgestellt wurden um den Platz darauf an Kunden zu verkaufen damit die für ihre Produkte werben können. Hässliche Dinger eigentlich, wenn auch – besonders in der Anfangszeit – hin und wieder ganz informativ. An diese Dinger muss ich immer öfter denken wenn ich Leute sehe die in Klamotten rumrennen auf denen gross der Name des Herstellers prangt. In 99,9% der Fälle ist es nicht so das, sagen wir als Beispiele mal Puma – die Träger der Kleidung dafür bezahlt das sie für die Firma Werbung laufen.

Sondern es ist praktisch immer so das der Träger auch noch dafür bezahlt um für die Firma Werbung zu machen – wie blöd ist das denn? In diesem und in vielen anderen Fällen ist es wohl so das diese Leute eindeutige Opfer sind, Opfer einer Gehirnwäsche die sich Marketing nennt. Bist du selbst auch Marketing-Opfer? Entscheidest du selbst was du konsumierst? Oder sagt dir das die Werbung? Check your head. Ich wundere mich immer, egal ob im Supermarkt oder Kaufhaus, ob ich der einzige bin der mindestens 90% der angebotenen Waren niemals kaufen wird, weil keine Verwendung dafür da ist. Na wenigstens bin ich kein Marketing Opfer – jetzt warte ich auf die ersten Marekting-Kampagne mit genau diesem Slogan….

überhaupt, Mode, zum einen macht Mode die Menschen gleich und wer mit der Mode geht kommt automatisch immer zu spät, das nur mal so als Randhinweis. Themawechsel: Neulich beim Telefonieren fragten wir uns, warum weiss kein Mensch wie genau die Pyramiden gebaut wurden, und dann kamen wir drauf, man stelle sich vor das wüsste jeder, dann hätte jeder Depp sich ne Pyramide gebaut. Daraus zogen wir dann den Schluss das es sein könnte, das die Pharonen schon vor vielen Jahren gecheckt hatten das sie nicht “einzig” bleiben wenn sie ihr Wissen weitergeben, natürlich könnte es auch sein das es einfach “verloren” ging?

Dann kamen wir natürlich darauf was wohl gewesen wäre wenn aus Punk ein ähnlich gut gehütetes Geheimnis gemacht worden wäre… wäre Punk dann heute einer kleinen Elite vorbhalten und nicht im Alltag von jedem Depp angekommen? Oder hätten die ersten Punks ihre Bewegung mit ins Grab genommen – dann würdest du das hier gar nicht lesen. Wäre das besser? Das ist natürlich so eine generelle Frage, ist es richtig alles öffentlich und jedem zugänglich zu machen, dann wird es im Laufe von der Masse kaputt gemacht, wie an unzähligen Beispielen zu sehen ist. Einer oder eine Gruppe hat eine tolle Idee und wenn es dann alle machen geht`s zugrunde.

So war es wohl auch mit den Handfeuerwaffen, irgendwann dachten sich die Leute das es prima ist wenn jeder so ein Ding hat, um sich zu verteidigen, haben dann aber zum Glück (zumindest in einigen Ländern) festgestellt das es doch keine so gute Idee ist und die Dinger wieder verboten. Ob das mit den Mobiltelefonen (oder Computern?) vielleicht auch noch passiert, das die wieder verboten werden?

Die sind zwar primär nicht tödlich, aber man kann sich schon fragen warum Leute die eigentlich sowieso nichts zu sagen haben dies auch noch auf Distanz können müssen. Also, her mit dem Handy-Schein oder gleich einen allgemeinen Elektronik-Führerschein der dann auch gleich für Computer/Internet gilt… ich drifte ab…..

Es ist wahrscheinlich auch nicht richtig Wissen nicht weiterzugeben…. wahrscheinlich ist es wie es ist, wenn du eine Antwort drauf weisst, sag Bescheid. Dies haben schon einige Forscher getan, sie taten kund das ein um etwas mehr als die Hälfte reduzierter Fleischkonsum in den Industrienationen verhindern würde dass das durch die Viehzucht und Fleischproduktion erzeugte Methan den Klimawandel weiter beschleunige. Wie immer kann sich jeder selbst entscheiden ob er Teil des Problems ist oder nicht.

Die Einzelentscheidung hilft dabei leider oftmals nur unzureichend dem Gesamtproblem. Aber wie sagte ein Mensch namens Epiktet schon vor knapp 2000 Jahren: “Nicht Sprüche sind es, woran es fehlt; die Bücher sind voll davon. Woran es fehlt sind Menschen die sie anwenden.” Da hat er wohl die Wurzel des Problems erkannt. Wahrscheinlich auch nicht als erster und bestimmt nicht als letzter.

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JAN

Arbeiten gehen ist teuer

Oh yeah. Letztens nach dem netten Trust-treffen in Frankfurt mit Stone und Andrea in ein Cafe gefahren. An einem Restaurant auf dem Weg dorthin hingen zwei Schilder, die erschreckend naiv und doch so wahr Kapitalismus erklärten. Links: “Ab dem 1.10. Rauchverbot in allen Gaststätten in Hessen!. Direkt rechts daneben in gleicher Höhe: “Achtung! Billig Aschenbecher zu verkaufen, nur 50 Cent das Stück!. Geht doch!

Vielleicht auch noch als Nachtrag zu unserer Schwerpunktausgabe zum Thema “Arbeit: Nachteilig bei der Arbeit neben der Arbeit an sich, also der Tätigkeit, ist gewiss auch das frühe aufstehen, das 8,5 Stunden da bleiben, obwohl teilweise nix zu tun ist und man beschäftigt sein simulieren muss, was manchmal viel schwieriger ist, als einfach arbeiten, die Chefs, das Buckeln etc. Und hinzu kommt, dass arbeiten gehen halt einfach mal teuer ist.Man muss sich grösstenteils nen Arbeitsdress zu legen, dann empfiehlt es sich je nach Job alle 5-6 Wochen zum Frisör zu gehen, zur Arbeit hin- und wegkommen muss man ja meistens mit der Bahn (Jahresticket) oder dem Auto auch noch, dann gibt`s oft keine Kantine und man muss halt Mittags was essen, den Bürodress muss am besten nach Feierabend noch in eine Reinigung bringen, weil man nun auch keinen Bock hat, in seiner Freizeit noch Sachen zu bügeln… und all das geht von meinem privaten Zeit- und Geldbudget ab…. arbeiten gehen ist teuer, fand ich einen super Spruch.

Eher nicht super ist es, das ich bei mir selber eine Art Revival bemerke, dass so genannte “auf der Rückfahrt von Konzerten oder Treffen alkoholisiert in dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr einzupennen und völlig verstrahlt irgendwo wieder aufzuwachen. Nein, es war jetzt vor kurzem nicht soo schlimm, dass ich nach einem netten Konzert an Halloween in Mannheim im ICE nach Frankfurt (ursprünglicher Zielort) kurz vor Bonn erwachte. Ich meine, natürlich, das war nervig und teuer, aber das Ausmass von meinem Konzertbesuch von dem Rock gegen Rechts-Festival in Bergisch Gladbach 1998 mit EA 80 und Anarchist Academy nahm es nicht an, gut so.

Denn die damlige Aktion lief anders ab: gegen 5 Uhr morgens setzte ich mich in ein Taxi, übergab dem Fahrer einen 20 DM -Schein mit den Worten “Bringen Sie mich damit soweit es geht in Richtung Leverkusen-Küppersteg, meiner damaligen Wohnung, Distanz Konzert – Hause ca. 30 Minuten, war also nicht doof gedacht. Nun gut, direkt im Taxi eingepennt. Barsch wurde ich dann geweckt mit “Raus hier, Geld ist zu Ende. Ich torkelte auf die Strasse einer mir völlig unbekannten Gegend, betrat eine Bäckerei, nachdem ich vorher an eine Hauswand gekotzt hatte, holte mir eine Cola und sichtete die Lage. Offensichtlich hat der Driver Köln statt Küppersteg verstanden, denn ich war in Köln, so viel stand einfach mal fest: die U 3 gibt`s in Leverkusen nämlich nicht. Da in Köln jede U-Bahn irgendwie zum HBF oder nach Deutz fährt, betrat ich die Bahn. Selbstverständlich schlief ich auch dort ein und erwachte an der Endstation, irgendwo Köln am Arsch.

Wie sinnlos, wie erschreckend sinnlos dieses ganze Unternehmen war, lässt sich schlecht in Worte fassen, vor allem, wenn man in Betracht zieht, dass es damit nicht zu Ende war, sondern die Bahn in die Gegenrichtung HBF bestiegen wurde, man wieder einschlief, jedoch rechtzeitig erwachte, am HBF zwar die S 6 nahm, was prinzipiell schon die korrekte Richtung ist, man jedoch aufgrund Schlaf es versäumte, an der richtigen Haltestelle auszusteigen, nur um in Langenfeld – ein Ort hinter Leverkusen – zu erwachen um dort völlig überflüssigerweise noch auf einen Kumpel zu treffen, der einen schräg musterte. Wenn Sie also das nächste Mal einen übergewichtigen Menschen schlafend in Bus oder Bahn sehen, ruhig mal wecken!

Aufgeweckter (ok, extreme überleitungsposse, aber egal) Spruch letztens von Sigmund Gabriel in der BamS in Anspielung auf das Schicksal des Braunbären Bruno in Bayern: “Wir werden den Afrikanern wohl kaum erklären können, dass sie ihre Elefanten nicht abschiessen dürfen, wenn bei uns der erste Bär, der um die Ecke kommt, sofort erschossen wird. Ja nee is klar! Da gäbe es schliesslich halt noch die ein oder andere Sache mehr, die wir den Afrikaner kaum erklären können, aber dennoch längst praktizieren, nicht wahr? Warum werden hier EU-Butter- und Tomatenberge aufgrund überproduktion vernichtet, während da unten 30.000 Kinder pro Tag verhungern? Warum nehmen Unternehmen dem Kontinent – auch mal als Wiege der Menschhheit bezeichnet – schlicht alles an Rohstoffen weg – schau dich mal um, Holz, Blumen, Gewürze, öl, Diamanten, das gibt`s bei uns halt nicht, das kommt von woanders – ohne für dieses old school imperialstische Verhalten irgendwie bestraft zu werden?

Wieso kann es sein, dass sich ein fetter Deutscher in einer TV-Doku erlauben kann – er als Besitzer eines Appartmentkomplexes in Namibia – , seine afrikanischen Angestellten, die er in deren Behausungen – im Slum also – besucht, folgende Mitteilung vor Ort präsentiert (ich liebe ja immer diese “in einem Satz erkläre ich dir die Welt”-Sätze): “You know, your problem is, you are too many people and thats why your continent is soo poor? (Welch feine Aussage, wärhend also in Deutschland die Kinderlosigkeit angeblich eines der Zukunftsprobleme ist, scheint es dort zu viele überflüssige Menschen zu geben?) Man muss sich schon mit der Funktionsweise unseres ökonomischen Systems auseinandersetzen, um nicht auf solchen Quatsch reinzufallen.

In dem Zusammenhang: ich bin gar kein besonders grosser Afrika-Fan, eher so Kalifornien-Liebhaber, aber finde, dass sich die Widersprüchlichkeiten heute – der überfluss in Europa vs. Tote aufgrund von Hungers in Afrika, die Klassengesellschaft etc. – dort immer am besten beobachten können. Einige sind ja gerne in exotischen Ländern als Backpacker unterwegs, gerne hört man sich ja auch deren Abenteuer auf dem Kongo, auf dem Nil und in der Sahara an, wahrscheinlich ist man einfach nur neidisch, weil man selber sich nicht dahin traut. Aber eine Sache wurde jetzt untersucht, ich habe darüber gelesen und fande das spannend:

Eine Wissenschaftlerin hat die Backpacker untersucht und kam zu dem Schluss, dass das Reiseverhalten von Rucksacktouristen sich – seitdem die Tourismusbranche die Backpacker als Zielgruppe entdeckt hatte – stark veränderte: Die meisten haben heute kein Interesse mehr, langfristig aus ihrem Leben auszusteigen. Nur etwa zehn Prozent ziehen los, ohne zu wissen, ob sie wiederkehren. Heutzutage als Backpacker unterwegs zu sein ist eine sehr praxis- und berufsorientierte Handlung. Backpacker sind im Grunde wahnsinnig erfolgsorientiert – und kokettieren nur mit den Hippieklischees. Das alte Spiel: eine Gegenkultur – hier eben das Drop out of live, um mit dem Rucksack Indien zu bereisen – wurde von der Marketinggesellschaft aufgesogen und in Profit verwandelt.

Eine Rucksackreise sechs Wochen durch Afrika war 1968 wahrscheinlich wirklich ein big Fuck off society, während es heute Studenten nach Abschluss ihres BWL-Studiums von Personalern nahegelegt wird, so einen Trip zu machen, um ihre sozio-kulturellen Kompetenzen zu stärken. Fand ich interessant, das Interview war mal in der Zeit, online zu finden im Archiv unter Reisen für den Lebenslauf.

Gegenkultur? Da bietet sich doch wieder mal eine super Brücke an… Wahnsinn! Ein einziger Flow diesmal! Als DIY-Konzertgruppe oder Konzertgruppen-Veranstalter gibt`s es an dem Konzertabend immer nur eine Frage, die er oder sie sich andauernd selber stellt oder damit eine Band immer ankommt: Kommen Leute? Ja fuck, woher soll man das denn wissen? Angenommen man hat genügend Werbung im Vorfeld gemacht, an dem Abend ist die Band abgefüttert, der Soundcheck ist gemacht, die Theke ist eröffnet, die Kasse besetzt, dann kommt man wahrscheinlich zum ersten Mal als Veranstalter zur Ruhe und dann immer diese Frage…. klar, kommt keiner oder nur unter 30, dann ist es Veranstalter schuld, kommen viele, dann ist das ganz klar die geile Band, die so viele Leute gezogen hat. Also irgendwie prallen da verschiedene Realitätsauffassungen aufeinander. Wer ist da eigentlich der Arsch? Band? Publikum?

Damit viele Leute kommen, also 1000 oder was, bist du als Band bei den DIY-Konzertläden in der falschen Abteilung. Wir sind doch hier nicht bei Deutschland sucht den Superstar. Zu Punk- oder alternativ-Konzerten kommen eben nicht viele, weil es ja auch kaum Publikum oder neues dafür gibt, aber sich für die gleiche Menge an potentiellen Leuten, die Konzerte besuchen würden – ökonomisch gesprochen der gleichen Nachfragemenge – ein extrem vergrössertes Angebot entwickelt hat. Das in Berlin an einem Abend 8 verschiedenen Punk-relevante Veranstaltungen stattfinden, ok, aber das in Bremen oder in Köln teilweise 2-3 Punk-relevante Konzerte oder auflege-Abende an einem Datum stattfinden, war das vor 10 Jahren auch schon so?

Dann wäre es ja das Internet wieder mal schuld, dass einem einen so verdichteten Einblick liefert. Oder sind gar mehr Leute aktiv geworden und deshalb gibt es jetzt mehr Shows, Djs, Gigs, Skateboard-Parks? Wie schon gesagt, wahrscheinlich sind es mehr Leute geworden, aber da sich die Untersubkultisierung noch stärker ausgedehnt hat, bleiben es wahrscheinlich für die gleiche Art von Musik die gleiche Anzahl an Zuschauern, die jedoch noch mehr auswählen müssen. Aber eigentlich ist es doch wie immer: coole Surfparties oder krasse Skatesoundsystems in Sporthallen oder BMX-Events mit live-Punkbands oder die Jägermeister-Rockliga mit Fun-Rock-Bands oder der Kalifornia-Punkabend in deiner alternativen Stammkneipe… das war doch immer schon so “na ja.”

Billige Getränke, nette Leute, coole Musik war doch immer schon wo anders, in den DIY-Läden, die es halt auch für ohne Geld machen müssen / wollen. Klar gehe ich gerne in einen alternativen Laden, der trotzdem (deswegen? Hier so voll urban, künstlerisch abgefuckt intellektuell, das ging doch immer prima ) Gewinne macht und schaue mir da Punkbands an, ungern zahle ich da jedoch 2,50 plus Pfand für ein 0,33 Becks. Da denkt man sich doch “Hey, ich will andere Läden, da mache ich dann mit und das finden die Leute bestimmt auch geil, da mal eine andere Form von Kultur angeboten zu kommen”. Tja, nur dann ist halt das Problem: die Leuten kommen dann da auch hin, aber haben den gleichen Anspruch an Entertainment wie an die normalen Läden.

Und manchmal denke ich, dass Bands genauso denken. Kann ich was dafür, dass die nicht gut oder meinetwegen nicht kommerziell genug sind, um in den echten Kommerzläden zu spielen? Natürlich nicht. Aber da die Band eben spielen will, spielt sie dann notgedrungen in den unkommerziellen Läden, aber da isset eben nicht wie “drüben. Aber es sind nicht nur die Bands, klarerweise. Geil auch mal ein Besucher…Hey, ich mache da und da nen Konzert mit XY, kommste?…Ach nee, da sind ja keine grosse Namen dabei. Ja eh, also ob die grossen Namen aus dem luftleeren Raum kommen, als ob No Means No quasi direkt aus dem Reagenzglas auf die Bühne kommen würden und zack, dann sind 500 Leute da. Die haben ja eben auch am Anfang angefangen.

Ich stelle fest: die Bands haben wahrscheinlich ein völlig übertriebenes Bild ihrer Kunst: noch nie da gewesen etc. Quatsch. Ego runter. Das Publikum oder doch zumindest ein nicht geringer Teil weiss natürlich voll Bescheid: derweil in irgendwelchen (alternativen) Discos, auf Robbie Williams oder auf Metal-Konzerten ohne mit der Wimper zu zücken die Eintrittskohle hingeblättert wird (den will ich sehen, der mit Türstehern vor was weiss ich, Slayer, diskutiert, dass das Konzert ja doch teuer, gerade zu kommerziell, wäre), reisst man dann da, wo man es kann, nämlich bei den DIY-Konzertorten, die Schnauze auf: zu teuer wäre das Konzert, hat nix mit Punk zu tun, warum ist das Bier nicht kalt, warum spielt die Band noch nicht, warum sind so wenig Leute da etc.

Gibt es überhaupt noch Konzertgruppen? Also so echte? Siehste! Also, “mehr sind es bestimmt nicht geworden! Schön an der Kasse über den Eintrittspreis von 6 Euro diskutieren, dann wiederwillig zahlen, um für 30 Euro zu saufen und Platten zu kaufen. Vielleicht kann man sich darauf einigen, dass die echten Schuldigen gar nicht die Bands oder die Besucher sind, sondern eher die verdammten Booker und Labels? Sind nicht die eigentlich schuld? Die wollen doch immer den Bands Auftritte beschaffen, damit die Leute auf dem Konzert Platten kaufen, weil der normale Plattenmarkt nicht mehr genügend Kohle bringt?

Die kriegen doch Prozente, wenn sie ihren Bands, die grad mal eine 7″ draussen haben, eine komplette Europa-Tour buchen? Ja, die sind es doch! Ich denke, es waren wieder die gottverdammten Ramones schuld, die eben nicht klar genug gesagt haben, “Hey, die Songs auf unserer ersten Scheibe sind echt leicht nachzuspielen und wir freuen uns, dass daraufhin Millionen von Bands sich gründen, weil Leute zu unserer Musik E-Gitarre spielen lernen, und die Leute, die dann mal nach ihrer aufgelösten Band Booker werden, und somit wieder anderen Bands Auftritte verschaffen, alles eine grosse Sache, aber Obacht!

In 31 Jahren haben sich sogar die Aufnahmemöglichkeiten für Bands so verbilligt, dass jeder Arsch was aufnimmt, eine Band macht, auf Tour geht und obwohl wir eigentlich euch zu so was motivieren wollten oder so, stellt sich das irgendwie 30 Jahre später doch halt als zwiespältige Sache dar, vor allen in Zusammenhang mit Green Day und dem so noch nie realisierten Beweis, dass man von Punkmusik Millionär werden kann, was wiederum die Ansprüche von Bands, Musik des Geldes und nicht der Leidenschaft wegen zu machen… passt auf, allet nen kniffeliges Ding! Das haben die uns so nicht eindeutig zu verstehen geben, nicht wahr?!Läuft.

Jan

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OISE

Liebe Leser,

hier wie im letzten TRUST versprochen erstmals Auszüge aus meinen Tourtagebüchern. Lasst uns wissen ob das für euch von Interesse ist und wir behalten das über die nächsten Ausgaben bei. Wenn ihr das lest bin ich schon wieder auf Monkey Island und toure mit einem Transvestiten durch die englische Clubszene.

Es bleibt spannend!

Drink coffee and destroy

oise ronsberger-palmer

dancingoise@hotmail.com

I AM GHOST Tour Januar 2007

09. Januar

Am Vorabend der Tour liefern Joseph und Tschepitz aus Prag den Van plus Ausrüstung bei mir in Regensburg ab.
Ein tolles Abendessen und drei Stunden Schlaf später fahre ich um 4uhr morgens los. Erst nach Amsterdam um bei Epitaph mehr Equipment und Merchandise abzuholen. Es gibt Kaffee und Kekse und ich fahre gestärkt weiter nach Calais um die Fähre nach Dover zu erwischen. Als ich einchecke wird mir mit französischem Akzent und einem Lächeln mitgeteilt das wegen schwersten Stürmen alle Fähren bis 21uhr abgesagt wurden. Ein totaler Schock, denn ich muss von Dover aus noch weitere sechs Stunden fahren um meine Fähre von Wales nach Irland zu schaffen. Unter Einsatz meines ganzen Charmes komme ich auf eine Fähre der Konkurrenz. Als ich auf die Abfahrt warte merke ich das mein GPS System das Hafenstädtchen Holyhead nicht finden kann.

Das ist aber extrem wichtig damit ich die Fahrt dorthin schnellstmöglich hinter mich bringe, um die Fähre nach Dublin zu erwischen. Ich gehe zu einem britischen Touristenbus und klopfe an die Fahrertür. Nachdem ich dem Fahrer erklärt habe das ich dringend eine detailiertere Karte der UK brauche bittet er mich hinein. Die Tür öffnet sich, ich steige ein, Tür schliesst und erst jetzt merke ich das ich die britische Version der Hölle betreten habe. Um die 50 Leute – die entweder glatzköpfig, fett sowie mit schlechten Zähnen und schlechten Unterarm-Tättowierungen versehen sind (männlich) bzw. mit auftoupierten Haar, fett, in pinken Klamotten und schlechten Zähnen (weiblich) – starren mich an als käme ich direkt vom Mond.

Sie warten schon mehrere Stunden auf die überfahrt und scheinen extrem gelangweilt und dankbar für die Ablenkung zu sein. Einer fragt mich wo ich herkomme und geistesgegenwärtig antworte ich mit “Bavaria!”. Der gesamte Bus fängt an zu gröhlen und mir wird zu gutem Bier, schönen Frauen und der schönen Landschaft gratuliert. Wow! Die ganze Welt hält uns für Vollidioten aber hier habe ich schlussendlich Freunde gefunden…

Die Fähre setzt ab, aber wir können wegen des brutalen Seegangs für über eine halbe Stunde nicht in Dover landen. Als ich endlich runterkomme fahre ich wie ein wahnsinniger durch England und Wales und breche dabei jede Verkehrsregel des British Commonwealth. Plötzlich sehe ich ein unglückverheissendes blaues Flackern im Rückspiegel. Die Polizei hält mich an. Ich entscheide mich für die Wahrheit und sage dem Polizisten das ich mir bewusst bin zu schnell gefahren zu sein, aber das ich unbedingt diese Fähre schaffen muss.

Nachdem ich für den Polizisten eine Fantasieadresse aufgeschrieben habe sagt er in ernstem Ton zu mir: “Under those circumstances i will let you go. But Stefan – please remember that catching a ferry isn’t worth killing yourself or somebody else!”

Im Anbetracht der Tatsache das ich mit 90mph in der 60mph Zone gefahren bin muss ich sagen das das wohl der coolste Polizist ist dem ich je begegnet bin! Ich entscheide mich diesmal gegen einen Tod auf einer britischen Landstrasse und dafür es etwas langsamer angehen zu lassen.

Ausserdem habe ich kaum eine Wahl, denn die Strassen in Wales sind noch beschissener als die im bayerischen Wald. Ich komme eine halbe Stunde zu spät in Holyhead an. Ich habe es wirklich versucht, ich bin diese Wahnsinns-Strecke in weniger als 6stunden gefahren und trotzdem habe ich es nicht auf die Scheiss Fähre geschafft. Und die nächste geht in 12 Stunden… Ich hasse es zu verlieren!

10. Januar

Ich stehe sofort um 8uhr morgens auf um der erste im Büro der Fährgesellschaft zu sein. Wie durch ein Wunder kann ich mein Ticket ohne Probleme bei der nächsten Fahrt benutzen. Mit ca. 10 Stunden Verspätung hole ich die Band am Dublin Airport ab. Was für eine beschissene Art sich vorzustellen… Die Band hat sich zwischenzeitlich aus Koffern und Wagen ein Fort gebaut in dem sie jetzt liegen und abwechselnd das Gepäck bewachen.

11. Januar

Erstes Konzert der Tour in Belfast. Ich hab viel über die politische Situation in Nordirland und die `troubles’ gelesen, bin also sehr gespannt auf die Stadt. Man merkt eigentlich nur an den `brits out’ und `remember the hunger strike of 81′ graffitis das man die Grenze überquert.

Später sorgen vier Bands plus Crew für vieles Händeschütteln und noch mehr Verwirrung. Wir übernachten bei Phil, wieder einmal ein komplett Fremder der trotzdem bereit ist uns bei sich aufzunehmen. Er kommt aus einem katholischen Elternhaus, sein Mitbewohner ist Protestant. Ein weiterer Beweis das die jungen Leute in Belfast eigentlich die Schnauze von diesem Konflikt voll haben und nur in Frieden leben wollen.

14. Januar

Der Tag begann grossartig: Um Cardiff zu erreichen mussten wir den ganzen Tag durch das wunderschöne, ländliche Wales fahren. Winzige Strassen, enge Kurven, Wasserfälle direkt neben der Strecke…

Nach der Show parken wir den Van direkt vor dem voll besetzten Partyraum des Hostels unter zwei Strassenlampen und der obligatorischen überwachungskamera. Wenige Stunden später weckt mich ein betrunkenes, aufgeregtes Bandmitglied: Jemand hat die Scheibe zertrümmert, überall im Bus ist Glas und das GPS Navigationssystem wurde herausgerissen. Die Dinger sind sauteuer, ausserdem haben wir keinerlei Wegbeschreibungen für die gesamte Tour!

15. Januar

Tolle Nachrichten: Die Versicherung wird weder das gestohlene GPS noch die zertrümmerte Scheibe übernehmen. Tschepitz schickt per Express ein neues nach London. Das kostet uns zwar ein Vermögen, aber nichts was wir dagegen unternehmen können, wir sind auf das Ding angewiesen. Nach der Show in Bristol wandere ich auf der Suche nach einer guten Tasse Kaffee durch die Strassen. Hier habe ich mich vor genau einem halben Jahr mit meinem besten Freund Robert noch darüber unterhalten das ich gerne wieder mein Geld mit Touren verdienen würde und hier bin ich.

16. Januar

Wir checken in unser Formula 1 Hotel ein. Zur Info: Das ist das billigste und beschissenste was die Accor Kette im Angebot hat – wie Ibis – nur kleiner und ohne eigenes Klo/Bad. Als wir unser Zimmer nach Eingabe des elektronischen Codes betreten wecken wir einen schwer verwirrten Mann auf. Unser Zimmer wurde doppelt vermietet! Der Nachtdienst Typ an der Rezeption ist auch keine Hilfe und es dauert weitere 1,5 Stunden bevor alle in ihren Betten liegen.

17. Januar

Werde wache und merke das ich krank wie ein Hund bin. Das GPS System soll bis spätestens 12uhr Mittags angeliefert werden. Ich warte also ab 8.30 auf den Kurierdienst in der nicht gerade bequemen Lobby. Um 11.55 Uhr taucht er endlich auf. Die Band spielt eine sehr kurzfristige `Myspace-Geheimshow’ in einer Kegelbahn in Central London. Geiles Konzert, aber wir werden natürlich von den Besitzern und Mitarbeitern wie Dreck behandelt.

Ausserdem Tonnen von Arschlöchern in zu engen Hosen und beschissenen Frisuren, die von mir wissen wollen wie man einen `job in the music business” bekommt und mir ihre Visitenkarten geben… Im Hotel mache ich mir kalte Wadenwickel und wache dank verrückter Fieberträume alle 10 Minuten auf. Es gibt eine Millionen anderer Plätze an denen ich gerade lieber wäre.

19. Januar

Norwich. Ritchie und Matt – unsere Catering Chefs – zeigen mir ganz stolz ihre MOTöRHEAD und SPRINGSTEEN dvds auf denen sie zu sehen sind. Habe die beiden sehr ins Herz geschlossen! Wir übernachten in der `pink windmill’, ein Haus das von diversen Mitgliedern von GOOBER PATROL und den TOY DOLLS bewohnt wird. Die feiern eine Höllenparty, ich beschäftige mich aber lieber mit deren massiver Platten- und Fanzine Sammlung. Super Haus, super Leute. Alle über 30 und noch immer jung im Herzen.

22. Januar

Newcastle Acadamy. Wie in vielen britschen Clubs üblich zwingt uns der Veranstalter das Merchandise von einem ihrer Angestellten verkaufen zu lassen. Diese sind nicht nur unmotiviert und verkaufen nur 1/3 von dem was die Band selber unter die Leute bringen würde – nein! – es kostet soviel `Kommision’, Steuer und Gebühren das die Band am Schluss nur 50% vom T-Shirt Verkauf bekommt!!!

23. Januar

Eine weitere Wahnsinnsfahrt durch die wunderschönen Highlands nach Glasgow, Schottland. Die Stadt dagegen sieht so aus wie ich mir eigentlich Belfast vorgestellt hätte: Jedes zweite Geschäft ist mit Sperrholz vernagelt, Müll und Graffitis überall. Wir werden angewiesen beim Ein-und Ausladen besonders gut auf unser Equipment aufzupassen. Wir fahren direkt nach der Show durch nach Leeds. Zwischendrin ruft mich Kelly Osbourne an, die mit IAMGHOST Schlagzeuger Ryan befreundet ist und ihn nach der London Show treffen will. Surreal!

24. Januar

In Liverpool bricht einem meiner Jungs im Schloss der Rücktür der einzigen Schlüssel ab der auch das Zündschloss startet. Die Reserveschlüssel passen zwar auch, ihnen fehlt aber der Sicherheitschip der eine Zündung erlauben würde.

Nach einem aufgeregten Telefonat mit Tschepitz (das Senden eines Schlüssels würde eine Woche dauern und mehrere hundert Euro kosten….) klebe ich den abgebrochenen Teil an einen der Reserveschlüssel und wie durch ein Wunder funktioniert es.

25. Januar

Wir übernachten zum wiederholten Male auf dieser Tour bei Helen und ihren Mitbewohnerinnen in Leeds. Nachts bricht jemand ins Haus ein und stolpert ausgerechnet in das Zimmer in dem 5 von uns pennen. Nach anfänglicher Verwirrung jagt Gitarrist Tim den Dieb schreiend hinterher, worauf dieser durch die Küche flüchtet.

26. Januar

Kann nach dem Konzert in Birmingham meinen Schlagzeuger nicht finden. Ich gable ihn in einer Bar auf wo er mit Mitgliedern von THE BRONX und GBH feiert. GBH sehen noch älter aus als sie wahrscheinlich sind und laden mich zum koksen ein. Ich lehne dankend ab.

27. Januar

Letzter Tourtag und ausgerechnet in London. Alles was normalerweise leicht und unkompliziert von statten geht läuft hier anstrengend und beschissen. Das Astoria stinkt wie alle Englischen Clubs nach Pisse und Desinfektionsmittel, der Backstage Raum den sich drei Bands teilen ist so gross wie eine reguläre Toilette und an einen Parkplatz der nicht 30 Minuten U-Bahnfahrt entfernt ist will ich gar nicht denken. IAMGHOST, BIFFY CLYRO und THE BRONX fahren zu einem Kerrang/Playstation `Event’, bei dem sie mit den Dingern spielen, Fans treffen und gemeinsam fotografiert werden. Ich muss mich echt wundern was man heutzutage anscheinend alles tun muss um noch ein paar Platten zu verkaufen…

Man hofft ja immer das der letzte Tag der Tour cool läuft und man nochmal mit allen abhängt aber stattdessen ist es immer nur Stress, Geld zählen und Equipment zusammen zu packen. Es gibt noch eine Aftershow Party, ich treffe kurz Kelly Osbourne die jedoch schon von genug Leuten belagert wird weshalb ich mich wieder in den Bus begebe um zu schlafen. Wir halten auf dem Weg zum Flughafen noch bei einer Tankstelle um letzte Pfund auszugeben und das Gepäck versandfertig zu machen. Wenig später habe ich IAMGHOST abgesetzt und trete meine Heimreise an.

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Das ABC des Christentums (1)

Das Buch Die Kirche im Kopf – Von “Ach Herrje!” bis “Zum Teufel!” klärt auf heiter-satirische Weise über das Christentum auf.

Das 280seitige Werk der beiden Redakteure Carsten Frerk und Michael Schmidt-Salomon versteht sich als “Enzyklopädie für freie Geister und solche, die es werden wollen”. Das Lexikon erklärt, warum im christlichen Kulturkreis angeblich “alles Gute von oben kommt”, warum “Christstollen” keine Katakomben im alten Rom sind und weshalb “Gott immer bei den stärksten Bataillonen ist” (“Heiliges Kanonenrohr!”). Dem TRUST haben die Autoren Auszüge aus dem Buch (jeweils ein Begriff pro Buchstabe) zu einer kleinen Serie zusammengestellt.

A

Abrahams Schoss: “Sicher wie in Abrahams Schoss”: geschützt und geborgen sein. In den Schoss des Stammvaters Abraham wird der arme Mensch (Lazarus) nach seinem Tod von den Engeln getragen, während der gleichzeitig sterbende Reiche in die Unterwelt verdammt wird (Lk 16, 19-26). Und trotz aller Bitten des Reichen gibt Abraham den Armen nicht heraus, sondern belässt ihn in seinem vor der “Unterwelt” schützenden Schoss. Ob Abrahams Schoss aber angesichts des Kadavergehorsams von Abraham tatsächlich der sicherste Ort der Welt ist, darf bezweifelt werden.

Denn Abraham (hebräisch: “Vater vieler Völker, Vater der Menschen”) wird vor allem deshalb verehrt, weil er bereit war, Gott zuliebe seinem Sohn Isaak, den allerdings Gott persönlich mit Abrahams Frau Sarah gezeugt hatte, (1 Mos 21, 1 Vergewaltigung) die Kehle durchzuschneiden: (“…und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten” – 1 Mos 22, 10). Glücklicherweise überlegte es sich der HERR, von soviel Gehorsam und Ehr-Furcht gerührt, noch einmal anders und ersetzte das Opferangebot des eigenen Sohnes durch einen Widder.

Abrahams fruchtbarem Schoss entsprangen Judentum, Christentum und Islam, weshalb man diese Religionen auch die “abrahamitischen Religionen” nennt. Wie Stammvater Abraham sahen auch seine treuen Nachfahren, die gläubigen Juden, Christen und Muslime, nur selten ein Problem darin, im Namen Gottes die Klingen zu schleifen und sich untereinander und gegenseitig abzumetzeln (Krieg).

B

Böse, das: Gegenbegriff zu: das Gute. Ausdruck eines naiv moralisierenden, gespaltenen Weltbildes (Dualismus), in dem im wahrsten Sinne des Wortes alles “dämonisiert” wird, was irgendwie “ungehörig” erscheint und sich der eigenen Erkenntnisfähigkeit entzieht.

Herkunft des Bösen: Das Böse kam nach christlicher Auffassung in die Welt durch den sog. “Sündenfall”. Für den Christen versteht sich von selbst, dass das Böse nicht vom “lieben Gott” gewollt war (A und O), denn der kann in seiner allumfassenden Güte weder böse sein noch irgendetwas Böses erschaffen. Aber aus Gründen, die nur Gott weiss (Geheimnis des Glaubens), nahm der Schöpfer das Böse billigend in Kauf, als er Engel und Menschen mit der sog. Willensfreiheit ausstattete. Zwar wusste der Allmächtige und Allwissende, dass willensfreie Individuen per Definition eigensinnig sind, er liebte aber seine Geschöpfe so sehr, dass er dieses Risiko einging, auch wenn er dadurch (zeitweilig, denn am Ende wird ja alles wieder gut!) die Harmonie seiner Schöpfung aufs Spiel setzte.

Und so geschah, was geschehen musste: Als sich ein Teil der Engel gegen Gott auflehnte und Adam und Eva von der verbotenen Frucht naschten, geriet die Schöpfung aus den Fugen. Das genuin Böse war entstanden und es wirkt bis zum heutigen Tage fort.

Anatomie des Bösen: Das Böse – so versichert uns die Deutsche Bischofskonferenz – ist nicht nur “Ausdruck und Folge menschlicher Freiheit”, es hat “kosmische Dimension”. Es ist also nicht nur für uns böse, es ist an sich böse. Es ist fürchterlich, grauenerregend, atemberaubend böse-böse – nicht nur irgendwie gemein oder unfair. Darüber hinaus ist das Böse auch noch schrecklich raffiniert, denn es will uns verführen, hier und heute, immer und überall. Deshalb muss der Mensch stets auf der Hut sein, die religiösen Gesetze befolgen und das Böse meiden, wenn möglich: vernichten – vor allem, wenn das Böse “Achsen bildet” (US-Präsident Bush), um die guten Menschen vom rechten Weg abzubringen.

Bedeutung des Bösen: Der Glaube an die Existenz des Bösen liefert dem einfach strukturierten Geist hinreichend einleuchtende Erklärungen für den nicht gerade optimalen Zustand der göttlichen Schöpfung (Theodizee). Indem er missfällige Menschen oder Entwicklungen als “böse” etikettiert, kann der Gläubige “heiligen Zorn” empfinden und sich auf der “sicheren Seite” fühlen. Allerdings hat diese Sicherheit einen hohen Preis. Denn der Mensch, der an das Böse und seine eigene Willensfreiheit glaubt, steht in ständiger Gefahr, selber Schuld auf sich zu laden.

Schuldgefühle wiederum gelten als Hauptursachen für seelische Störungen. Auch viele säkular denkende Menschen haben sich von der metaphysischen Idee einer aus freiem Willen aufgeladenen, moralischen Schuld nicht wirklich befreien können. Dabei beruht dieses Schuldkonzept auf äusserst “sandigem` Fundament. Bei Licht betrachtet, also jenseits des religiösen Hokuspokus, sind Gut und Böse banale, inhaltsleere Begriffe. Nach heutigem Wissensstand verhalten sich Menschen nämlich exakt so, wie sie sich aufgrund ihrer biologischen Prägung und ihrer Lebenserfahrung verhalten müssen. Kaum ein Neurophysiologe von Rang glaubt noch an die sog. Willensfreiheit.

Damit entfällt aber die empirische Basis für die vermeintlich freie, moralische Entscheidung für oder gegen Gott, für das Gute oder das Böse. Schlimmer noch: Der “liebe Gott” hat kein Alibi mehr, das erklären könnte, warum seine Schöpfung derart aus dem Ruder gelaufen ist.

Realität des Bösen: Ansonsten lassen Darth Vader (“Krieg der Sterne”) und seine “Heiligkeit” Papst Johannes Paul II. grüssen, der anlässlich seines Besuches (Mitte August 2002) in Polen murmelte, dass der Welt “bisher unbekannte Gefahren bevorstünden” durch “das Geheimnis des Bösen”. Wen oder was auch immer er damit gemeint haben könnte: Da der Papst als Exorzist ja bereits mehrfach das Böse in Gestalt des Teufels gesehen hat, wird er wohl gewusst haben, von welcher Teufelei er sprach. Als gewöhnlicher Mensch muss man da richtig doll aufpassen, denn derselbe alte Mann erklärte Ende Januar 2002, dass die Unauflöslichkeit der Ehe Teil der göttlichen Ordnung sei und für jeden gelte. Wer als Anwalt oder Richter an einem Scheidungsverfahren teilnehme, kollaboriere mit dem Bösen! (Advocatus Diaboli)

C

Christstollen sind keine Katakomben im alten Rom, der Begriff bezeichnet auch nicht im Atombunker die Ecke des Stollens, in der sich die Christen versammeln, sondern ein Gebäck, das vorwiegend im Dezember konsumiert wird. Der Christstollen gehört zu den so genannten “Gebildebroten”, da er seit vielen Jahrhunderten als Symbol für das in weisse Tücher gewickelte Jesuskind gilt (Kannibalismus). Urkundlich wird dieser Stollen erstmals 1329 in Naumburg an der Saale erwähnt, wo die Bäcker ihrem Bischof und seinem Hofstaat ebendiese Stollen zu backen hatten. Was den Geistlichen recht war, gefiel auch dem Fürsten und so hatten die Weiss- und Platzbäcker (bis 1913) dem königlichen Hof zu Dresden am zweiten Weihnachtsfeiertag zwei Christstollen von jeweils eineinhalb Meter Länge anzuliefern.

Aber: Die Adventszeit galt früher in katholischen Gebieten als Fastenzeit und in diesen Zeiten durfte keine Butter verwendet werden. Also “Kuchen” mit (erlaubtem) öl gebacken? Igitt, nein. Und so gestattete der Papst (gegen ein “Bussgeld”) die Stollenbäckerei mit Butter – trotz der Fastenzeit.

D

Dreifaltigkeit: Eine überaus seltene, von Gläubigen daher hoch gepriesene Form von “multipler Göttlichkeit”, etwa analog zum Krankheitsbild der “multiplen Persönlichkeit”. Wäre Gott ein Mensch, müsste man ihn wohl mit starken Psychopharmaka behandeln, denn die Geschichte, die seine Dreifaltigkeit über sich selbst zum Besten gibt, hat es in sich:

Ausgangspunkt war ein böser Streit mit einigen seiner Geschöpfe. Diesen Unfrieden wollte Gott beilegen – nachdem er es einige Male mit Massenvernichtungsaktionen versucht hatte (Sintflut, Sodom und Gomorra) -, indem er sich selbst in die drei Segmente “Vater”, “Sohn” und “Heiliger Geist” aufspaltete und bei all dem dennoch ein und derselbe ungeteilte und seit jeher existierende Gott blieb. Dann sendete er einen Teil seiner Selbst (nämlich den Heiligen Geist) aus, um eine Jungfrau namens Maria (Leihmutter) zu befruchten (Missbrauch, sexueller), die neun Monate später einen weiteren Teil seiner selbst (nämlich den Sohn) zur Welt brachte (Klonen).

Der Gottessohn predigte eine Zeitlang in der Umgebung von Jerusalem, trieb Dämonen aus (Exorzismus) und vollführte gelegentlich kleinere Wunder. Seine eigentliche Bestimmung bestand aber darin, auf abscheuliche Weise hingerichtet zu werden, denn das hatten die Fantastischen Drei (Vater, Sohn und Heiliger Geist) von langer Hand geplant. Warum? Weil allein die Ermordung und Wiederauferstehung des zweiten Ichs (der Sohn) das erste Ich (Vater) über den Sündenfall hinwegtrösten konnte. Wahrscheinlich schüttelt sich der dritte im Bunde (der Heilige Geist) über die groteske Affäre bis heute noch vor Lachen

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