Februar 4th, 2016

High Sein – Ein Aufklärungsbuch, Jörg Böckem, Henrik Jungaberle mit Immanuel Jork & Julia Kluttig

Posted in bücher by Dolf

Rogner & Bernhard, Inselstr. 12, 10179 Berlin, www.rogner-bernhard.de

High Sein – Ein Aufklärungsbuch

Das gabs ja schon lang nicht mehr, oder ich hab es nur nicht mitbekommen, ein Aufklärungsbuch über Drogen – es wurde mal wieder Zeit. Denn diese bleibt ja nicht stehen, die Drogen verändern sich bzw. es gibt immer neue dazu und es werden auch immer wieder junge Leute nachkommen denen das Wissen um Drogen fehlt.
Das Quartett welches dieses Buch erarbeitet hat ist auch angenehm gemischt, ehemals heroinabängiger Journalist (der schon einige Bücher zum Thema veröffentlich hat), Drogen-Wissenschaftler und Studierende als Interviewer.
Grafisch auch ansprechend gestaltet, natürlich mit Bildern, unterschiedlichen Farben, coolen Schaubildern (mal mehr mal weniger geglückt), auf den gelben Seiten werden die einzelnen Drogen ganz nüchtern vorgestellt: Konsumformen, Wirkung, Risiken, Gebrauch, Verbreitung.

Allein schon durch die Art wirkt das Buch aufgelockert. Viele junge Leute die Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Drogen und den unterschiedlichsten Rauscharten gemacht haben kommen zu Wort. Ansonsten wird informiert ohne zu bevormunden. Und auch sonst ist die ganze Herangehensweise im großen und ganzen Ausgeglichen. So wird auch immer wieder erwähnt das Drogen auch positiv sein können und eben nicht nur negativ. Das Alkohol als Droge Nummer Eins nicht ausgeklammert bleibt hätte hier auch nicht anders sein dürfen.
Das Buch richtet sich in erster Linie an Jugendliche, Eltern oder auch Lehrer – für die meisten wäre es sicher auch ratsam dieses Buch zu lesen. Für alle andern die sich vielleicht schon länger mit dem Thema beschäftigen oder daran interessiert sind, lohnt das Buch auch. Denn man erfährt einfach vieles über die ganzen neuen Drogen welche in den Medien immer nur als „macht sofort süchtig“ (Crystal Meth) und sowieso als „Böse“ dargestellt werden. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, denn selbstverständlich können alle Drogen böses für die Nutzer bedeuten, aber eben auch nicht. Isofern kann man sich hier gut wieder mal auf den aktuellen Stand bringen, auch wenn man selber vielleicht gar keine Drogen nimmt. Grade einige der Beschreibungen der KonsumentInnen machen aber auch schon mal ein wenig Lust auf die ganzen bewußtseinserweiternden Substanzen – man kann da ja auch professionell – pragmatisch rangehen, wenn man das will. Hier wird natürlich auch berechtigte Kritik an den bestehenden Gesetzen laut – zurecht! Auf Dauer ist es mir etwas zu „pädagogisch“ geschrieben und ich Frage mich ob der „klassische“ Teenager der grade „voll druff“ ist, das über 300 Seiten starke Werk auch wirklich durchlesen kann bzw. will. Aber zum Glück gibt es den klassischen Teenager ja nicht und so erreicht man mit einem Buch dieser Art sicher mehr Menschen als mit den Aufklärungsbroschüren der Regierung – die nur vom Konsum abraten. Nochmal, für mich, besonders interessant war dann das Kapitel „Dealer, Magier und das Internet“, weil ja wie jede andere Industrie auch der Drogenmarkt durch das Internet revolutioniert wurde – dies wird hier nochmal durchleuchtet, spannend. Was natürlich „fehlt“ ist eine Ansprache an die ganzen „alten“ Drogenkonsumenten – was aber nicht wirklich der Fall ist, weil ja die Zielgruppe ein ganz klare ist. Vielleicht ist das dann nochmal ein Projekt für die Zukunft. Derweil kann man das Buch praktisch uneingeschränkt empfehlen, legal und ohne Nebenwirkungen. Die einzige könnte sein das man mal ein wenig klarer beim Thema Drogen sieht – und das ist ja durchaus gewünscht. Gebunden mit Lesebändchen. 22,95 Euro (dolf)

Isbn 9783954030866

[Trust # 175 Dezember 2015]

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