März 13th, 2020

GRANDE ROSES (#163, 2013)

Posted in interview by Thorsten

Wie sieht ein typisches Interview auf einer Deutschland-Tour aus? Richtig. Biergarten mit Schnitzel und einem ganzen Schwung Bier. Die Vegetarier dürfen sich das ganze dann jetzt natürlich mit Bionade und Soja-Schnitzeln vorstellen. So oder so sitzen wir in einem Frankfurter Außenbezirk in irgendeinem Biergarten und führen leicht angeheitert ein kurzes Gespräch…

Wie seit ihr auf den Namen „Grande Roses“ gekommen?

Die Frage bekamen wir schon zwanzig mal gestellt, ich ändere die Antwort jedes mal ab haha, also wir hatten diese Wand wo „Roses never die“ drauf stand… so hat sich das dann irgendwie entwickelt. Zunächst habe ich den Namen benutzt, um Songs für meine Freunde zu schreiben, hatte eigentlich nie den Plan, eine Band zu gründen. Ist nicht die beste Antwort, aber so ungefähr kam der Name dann raus.

Was hältst du von Deutschland?

Wir lieben es und ich spreche jetzt auch für die anderen Jungs. Wir lieben Schnitzel und Bier, also quasi das volle Deutschland Programm.

Irgendwie hat ja jeder diesen deutschen Stereotyp mit Bier und Schnitzel.

Kann sein. Aber das Bier ist so großartig, da ist das verständlich.

Das ist eure erste Deutschland-Tour, richtig?

Genau. Wir haben schon ein paar Mal in Berlin gespielt, aber noch nie so wirklich in Deutschland getourt, oder generell noch nie getourt. Es ist das erste Mal, dass wir fünf Shows am Stück haben. Wir wissen nicht, ob es unser Ding ist, vielleicht lösen wir uns wieder auf haha.

Wie lief ungefähr die Mache vom Album ab?

Es war größtenteils so, dass ich alle Texte und Songs geschrieben hab. Wir hatten sozusagen drei Schritte. Demos, verbesserte Demos und dann das Album. Wir haben viel drüber gesprochen und uns selbst viel kritisiert, also ist es vermutlich besser als ich denke.

Ich habe im Internet was Interessantes gefunden. Ihr wolltet zuerst eine Country Band machen?

Wir haben als Country Band angefangen und auch unseren ersten Gig auf einem Country Festival gespielt. Wir haben einen Typ gebraucht, der Banjo spielt und haben so einen Typen angerufen. Es hieß von vielen Leuten, der könnte das richtig gut, was sich aber nicht bewahrheitet hat, da er es gar nicht konnte. Also fragte ich ihn, was er denn spielt. Als er dann die Gitarre nannte, sagte ich, er könne Bass spielen, weil die Gitarre damals mein Ding war. Also haben wir uns zusammengeschlossen und Songs gemacht, hauptsächlich Covers.

Und wieso ging es dann in die andere Richtung?

Naja, du bist einfach festgefahren in dem Genre. Du kannst dich quasi nirgendwohin entwickeln und wir haben alle einen Punkrock-Hintergrund. Also war es mehr die logische Konsequenz einfach härter zu werden.

Haben die ineinanderfließenden Kreise auf dem Coverart irgendeine Bedeutung?

(Goran zeigt mir das Coverart und fragt mich nach meiner Meinung, was es bedeuten könnte. Ich liege mit meiner zugegeben dem Alkohol verschuldeten Meinung „Sonne und Mond, die ineinander verfließen“ halb richtig)
Es sieht aber auch aus wie eine Rose, aber prinzipiell hast du Recht. Sonne und Mond, die aussehen wie eine Rose. Also hat es gewissermaßen viele verschiedene Bedeutungen. Nichts tiefgründiges oder so, aber wir wollten ein Cover, dass nicht direkt sagt, wer wir sind und was wir tun. Ich liebe die, zum Beispiel Black Metal Artworks, aber im Rock ist geht es oft nur um das Posen und das ist eben genau das, was wir nicht wollten.

Eure Lyrics haben da aber doch eher eine tiefgehende Bedeutung, seh ich das richtig? Beispielsweise bei Radio Heartbreak „So I try to submerge into the radio waves“.

Eigentlich waren das mal zwei Songs. Jemand sagte mal „Die Strophen sind für mich, der Refrain für alle anderen“. Als ich den Refrain geschrieben habe, habe ich Radio gehört und daheim war eine Menge Krach, also habe ich es einfach lauter und lauter gedreht. Und so wurde es quasi geboren, so dass du quasi versuchst, dich in das Radio zu flüchten. Aber alle Songs von uns können verschieden interpretiert werden. Die Songs die ich schreibe werden auch immer anders von den Leuten, die unsere Konzerte besuchen, wahrgenommen, als von mir selbst… Okay, mir fällt nichts mehr ein, gib mir mal einen anderen Song.

Okay… Disease.

Ich wollte einen Song mit nur einem Chord machen. Aber die anderen haben gesagt es klingt scheiße, also musste ich noch ein, zwei dabei tun. Der Refrain ist ja nur ein Chord und dann wird es halt funky. Der Song ist eben über die Leute, die sind eben gewissermaßen eine Krankheit, es ist quasi überall so. Wenn du Urlaub machen könntest wo würdest du hingehen? Oder wo würde der typische Deutsche hingehen?

Mallorca wahrscheinlich haha

Also gut, wenn du nach Mallorca gehst, also in den 70ern haben die mit dem Tourismus angefangen. So bist du dann erst einmal auf neues Gebiet gestoßen. Und weil es dir da so gefällt, kommst du nächstes Jahr wieder und bringst ein paar Freunde mit und nach fünf Jahren sitzt du da und du beschwerst dich, dass hier so viele andere Leute sind. Und das ist dann irgendwie ein Widerspruch. Du musst nicht überall hingehen, direkt ein Hotel bauen und einen Arsch voll Coca-Cola importieren. Na gut, jetzt zu was Schönerem.

Na schön. Wie kamt ihr zu Noisolution?

Wir wurden von unserem damaligen Label gedroppt und standen ohne alles da. Unser Manager ist dann auf Noisolution gestoßen. Die haben uns gemocht, wir haben auch sehr ins Profil gepasst und umgekehrt. Man merkt halt einfach gemerkt dass es passt und Spaß machen wird.

Was waren eure Haupteinflüsse um Musik zu machen?

Alles. Filme vor Allem. Ich liebe Filme, ich habe auch mal mit Filmen gearbeitet. Ich werde auch von Freunden beeinflusst, die Musik machen. Du kennst sie von zu Hause und wenn Sie auf die Bühne gehen sind das einfach andere Leute, davon bin ich halt total inspiriert. Aber hauptsächlich ist es die Welt um mich herum. Eigentlich reicht die Zeitung schon um ein komplettes Album zu schreiben.

Was hörst du im Moment so?

Keine Ahnung, echt nicht. (Während ich kurz die Toilette aufsuche, sagt er etwas von Scooter und Rammstein, den Rest der Konversation mit meinem Interviewpartner möchte ich aus Jugendschutzgründen hier nicht abtippen.)

Was hältst du von den Hives? Die kommen ja auch aus Schweden.

Die waren mal gut. Dann haben die auf drei Alben das Selbe gemacht. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie eine Wahnsinns-Live-Band sind. Egal, wie Scheiße die Alben sind, die treten immer noch Ärsche. Übrigens sind die auf zweieinhalb Millionen verklagt wurden. Jetzt sind sie pleite haha

Wir reden noch über dieses und jenes aus toten und lebendigen Musikszenen wie Nu-Metal und Punk, bis die Frau aus dem Biergarten uns abkassieren will und verscheucht. Leider ein sehr abruptes Ende eines schönen und lustigen Interviews mit einem sehr netten Fromtmann, der sich etwa eine Stunde später auf der Bühne in einen anderen Menschen verwandelt und mit seiner Band den Elfer in Frankfurt quasi zerlegt. Knackpunkt für uns: es waren nur knapp 15 Leute da. Kein Problem für Grande Roses – die spielen als wären es 1500 und reißen ein Wahnsinns-Set ab. Ein absoluter Geheimtipp also. Kann man jetzt positiv oder negativ sehen. Positiv wäre, man ist näher an der Band, spürt förmlich die Energie der Schweden, spürt, wie sie jedes Wort und jede Note auch so meinen. Negativ wäre, dass es wirklich verdammt unfair ist, dass eine so mitreißende und intelligente Band nicht mal die Dreistelligkeit im Zuschauerbereich erreicht, während hohlköpfige Popper sich in Strapsen auf die Bühne stellen und Fans anspucken können, trotzdem einen dreistelligen Euro-Betrag für ihre „Show“ verlangen und dann tatsächlich ausverkauft sind. Shit happens, hoffen wir das Beste.

Text/Interview: Stefan Praml

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