Juni 4th, 2018

DON’T (#180, 10-16)

Posted in interview by Jan

Soweit ich es auf dem Schirm habe, gab es bisher in keinem deutschsprachigen Fanzine ein Interview, mit der Punkrockband DON´T. Und das wundert mich ehrlich gesagt schon ein bisschen. Denn ihre Platte „Fever Dreams“ wurde in jedem Review, das ich zu lesen bekam, in hohen oder teilweise sogar in euphorischen Tönen gelobt und abgefeiert. Anscheinend kann sich kaum jemand der schönen, fesselnden Stimme von Gitarristin und Sängerin Jenny Don´t widersetzen, die mit ihrem vollen Organ ebenso an die Avengers, Nuns und Vktms erinnert, wie an L7 oder Girlschool.

Zum anderen bestehen DON´T mit dem ehemaligen WIPERS, The RATS (prä-DEAD MOON) und NAPALM BEACH-Drummer Sam Henry, schon aus einer, (wie man in dem Fall zu sagen pflegt) amtlichen Besetzung. Nötig haben DON´T dieses Namedropping ganz sicher nicht und sie bewegen sich auch nicht in dem melancholischen Fahrwasser der Wipers, sondern sind eher vom Protopunk der Saints und Radio Birdman beeinflusst. Wobei ihre treibenden, eingängigen Songs noch zusätzlich vom Rock´n´Roll, Surf und Country aufgelockert werden, ohne jemals altgebacken zu klingen.

Aber am besten hört einfach selber ihre zahlreichen Hits, wie „I could never be the same“, „Fever Dreams“ oder „´89“, die allesamt auf YouTube zu finden sind. Das Interview führte ich mit Jenny und es geht inhaltlich nicht nur über DON´T, sondern auch um Country, der Szene in Portland und ihren weiteren musikalischen Aktivitäten bei JENNY & The SPURS und den LADIES OF THE NIGHT. Im späteren Verlauf kam auch noch Sam Henry zu Wort, der mir ein paar Fragen bezüglich der Wipers und Napalm Beach beantwortete.Kurz vor dem Redaktionsschluss, schrieb mir noch Jenny, dass sie mit Eric „Vegetable“ Olsen, einen neuen Gitarristen haben. Eric dürfte den ein oder anderen von euch noch bekannt sein als Gitarrist von POISON IDEA, der die „War all at the time“ LP, die „Filthkick“-EP und das aktuelle Album „Confuse & Conquer“ einspielte. Man kann also gespannt sein. Bleibt nur zu hoffen das sich das nächste DON´T-Album nicht allzu lange hinzieht.

Wnn und Wie kam es zu eurer Bandgründung?

2008 bin ich von Bellingham (Washington) nach Portland gezogen. Ich hatte mir erst überlegt, nach Seattle zu ziehen, habe mich aber dann dagegen entschieden, da ich Teil der Szene in Portland sein wollte, die musikalisch genau meinen Interessen entsprach. Schließlich zog ich in ein Haus, in dem Andrew Loomis von Dead Moon häufig anzutreffen war. Anfangs wollten wir gemeinsam ein Projekt starten, was aber nie verwirklicht wurde. Er war auch derjenige, der mich Sam Henry vorstellte, der zufällig ein Konzert meiner ersten Band LADIES OF THE NIGHT besuchte und daraufhin so begeistert war, das er mit mir unbedingt etwas gemeinsames auf die Beine stellen wollte.

Da den Bands, in denen wir damals spielten, langsam die Kraft ausging, wollten wir beide unbedingt etwas Neues machen. Wir verstanden uns sofort und hatten auch viel Spaß zusammen. Zuvor hatte ich einige Gitarrenstunden bei Dan genommen und wusste daher, dass er auch eine neue Band gründen wollte. Sam wollte unbedingt dass David bei uns Bass spielt, da sie zuvor bereits in einigen Bands zusammen gespielt hatten. Es verlief alles nahtlos und wir spielten unser erstes Konzert im Sommer 2009.

Ich nehme an, das sich euer Bandname auf deinen Künstlernamen Jenny Don´t bezieht? Wieso hast du dich Jenny Don´t benannt? Gibt es da vielleicht eine Story oder einen bestimmten Grund dahinter?

Den Namen Jenny Don’t hatte ich bereits einige Zeit bevor das mit der Band überhaupt begonnen hat. Nachdem wir genügend Songs zusammen hatten, um Konzerte spielen zu können, überlegten Sam und ich in einer lokalen Bar (My Father’s Place), wie wir uns nennen sollten. Ideen gab es viele, aber keiner schien wirklich zu passen. Irgendwann meinte Sam: „Warum nennen wir uns nicht einfach Don’t?“. Ich war anfangs davon nicht wirklich begeistert, aber Dan und David gefiel die Idee. Ich glaube es ist wie mit den meisten Bandnamen: am Anfang hört sich alles komisch und nicht passend an, bis du den Namen eben oft genug gehört hast und er irgendwann eine tiefere Bedeutung bekommt. Nach einiger Zeit war der Name einfach ein Teil von uns und wir konnten uns nicht mehr vorstellen, uns anders zu nennen. Es zeigte sich jedoch, dass der Name DON´T nicht ganz einfach ist, vor allem weil es so ein häufig benütztes Wort ist. Dies macht es schwierig, uns im Internet zu finden.

Ich höre bei euch viele Einflüsse heraus, die vom Protopunk zum Punkrock bis hin zu einem dreckigen Country und Rock´n´Roll reichen. Gibt es Bands, von denen ihr euch beeinflusst seht oder die euch besonders am Herzen liegen?

Unsere Einflüsse wechseln ständig. Es ist schwer dabei nur eine Band auszuwählen! The Gun Club hat sicher zu unserem Sound beigetragen, Siouxsie&The Banshees, Girlschool, The Cramps, X…jeder in der Band hört so viele verschiedene Musikrichtungen, dass unsere Einflüsse von überall kommen.

Es heißt die Szene in Portland wäre sehr aktiv. Welche Bands mischen derzeit Portland auf und was zeichnet die Szene aus?

Aufstrebende Bands aus Portland? Das ist eine schwierige Frage, da die meisten Bands aus Portland es sehr ernst meinen. Einige meiner Lieblingsbands sind Roselit Bone, Pushy, Poison Idea, Danava und Audios Amigos. Die Szene in Portland ist großartig und es ist ein guter Ort um sich als Musiker verwirklichen zu können. Es ist super, da es hier nicht nur viele Leute gibt, die Musik machen wollen, sondern auch sehr an Konzerten interessiert sind und sich auch gegenseitig unterstützen. Es gibt hier nicht nur eine große Punkszene, sondern die Leute interessieren sich auch sehr für andere Musikstile, was zu einer großartigen Vermischung führt. Hier gibt es allgemein eine intensive Liebe für Musik. Hoffentlich trägt das stetige Kommen neuer Leute, die nach Portland ziehen zur Kreativität und zu einer noch größeren gegenseitigen Unterstützung bei. Andererseits zeigten sich in letzter Zeit auch einige Schattenseiten, da immer mehr Künstler und Musiker die Stadt wegen den steigenden Mieten verlassen mussten.

Welchen Stellenwert haben POISON IDEA in Portland und was hältst du dem letzten Album „Confuse & Conquer“?

Poison Idea! Jerry A ist der König des Punk! Sie sind immer noch die Herrscher von Portland und setzen die Leute in Begeisterung. Ich liebe ihre neueste Platte. Jerrys Stimme ist unverkennbar und die neuen Lieder können locker mit ihren alten Klassikern mithalten.

Ihr wart im März und April 2016 auf Europatournee. Welche bleibenden Eindrücke und Erinnerungen hattet ihr an die Tour und wie unterscheiden sich die Gigs in den Staaten, mit denen von Europa?

Ich liebe es in Europa zu touren. Wir haben 50 Shows in 53 Tagen gespielt und ich würde es sofort wieder machen. Eine meiner besten Tour-Erinnerungen ist, als wir in Freiburg in der Slow Bar gespielt haben. Die Show war ausverkauft und es haben nur DON’T gespielt. Sobald der Laden voll war, haben wir uns hinter einem Vorhang auf der Bühne versteckt, der Veranstalter hat uns vorgestellt, einen großen Gong geschlagen und danach brüllte noch ein Löwe aus den Lautsprecherboxen. Daraufhin öffnete sich der Vorhang und die Show begann.

Wir wurden noch nie so vorgestellt! Was mir aber am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist die großartige Gastfreundschaft, die uns an jedem einzelnen Ort von allen entgegengebracht wurde. Es ist super wie Europäer tourende Bands behandeln! Schlafplätze, Essen, Getränke, und Frühstück. In den Staaten kriegst du so einen Service nicht, außer du bist eine größere Band. Die meisten Lokale geben dir nur zwei Getränkegutscheine für ihr billigstes Bier. Es interessiert die Veranstalter auch nicht wo du schlafen oder was du essen wirst. Sobald die Show vorbei ist, war es das für sie. Auch sind die Distanzen in den USA viel grösser. Die Ost- und Westküste sind besser, aber dazwischen gibt es nicht sehr viel.

Mehrere Songs von „Fever Dreams“ wurden bereits auf diversen Singles veröffentlicht und anhand der 8 Songs ist die LP auch eher eine kurzweilige Angelegenheit. Woher kommt es das ihr doch relativ wenig veröffentlicht?

Wir haben einige Songs unserer Singles auf „Fever Dreams“ verwendet, weil diese bis dahin noch nicht in Europa veröffentlicht wurden und wir die Singles bisher nur auf Tour verkauft haben. Wir haben auch nicht viele Singles gepresst und es wird davon auch keine Wiederveröffentlichung geben. Wir haben die LP kurz und knackig gehalten. “Why” von Discharge ist auch nur 15 Minuten lang, und damit fast 10 Minuten kürzer als unsere Platte, und darüber beschwert sich auch keiner.

Es liegen keine Texte zu eurer aktuellen LP „Fever Dreams“ bei, um was handeln eure Texte?

Wenn die Leute wissen wollen, um was es sich in unseren Texten handelt, können sie die Songs hören. Wir haben auch keine Gitarrenakkorde abgedruckt. Die Vocals sind recht klar und du kannst alle Wörter verstehen. Ich mag es auch nicht wirklich, die Texte zu erklären, denn die Interpretation stammt aus meiner Perspektive und wenn jemand anders sie hört, interpretiert er oder sie, die Texte wieder anders.

Ein Songtitel heißt schlicht und einfach, “89“, was gab es in dem Jahr 1989 besonderes, um darüber einen Song zu schreiben?

Lustigerweise geht es in diesem Song um einen Roadtrip durch die USA. Wir haben dazu einen Ford Econline benützt und ich dachte immer, dass er das Baujahr 1989 hätte. Erst kürzlich fand ich heraus, dass es in Wahrheit 1987 ist. Das hätte den gesamten Songwritingprozess verändert.

Ein weiterer Song nennt sich „Wrong Generation“, in welcher Weise fühlt ihr euch in einer falschen Generation?

In „Wrong Generation“ geht es darum, dass ich mich nicht wirklich mit denselben Dingen, wie die Leute in meinem Alter identifizieren kann. Ich habe kaum Interesse an der aktuellen Kultur oder an Trends, v.a. wenn es um Mainstreammusik geht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Leute aus verschiedenen Generationen mit mir mitfühlen können.

Was haltet ihr von den aktuellen politischen Wahlkandidaten wie Bernie Sanders, Hillary Clinton und Donald Trump? Gibt es darunter für euch einen Favoriten oder einen Kandidaten, von dem ihr besonders abgeneigt seid?

Oh nein, bitte nicht das… haha. Wie immer bekommen wir eine Auswahl an Kandidaten serviert, die nicht wirklich unsere Meinung vertreten und im Grunde genommen, sind es auch immer die gleichen, reichen, Full-Time-Politiker, die sich um das Amt bewerben. Sanders war wohl der menschlichste der Kandidaten, er hatte aber von vorherein keine Chance gegen Hillary oder Trump.

Unter dem Namen JENNY & THE SPURS spielst du und euer Schlagzeuger Sam Henry auch in einer Country/Rock´n´Roll-Band. Was magst du an Country und was macht für dich einen guten Countysong aus?

Ich habe alte Country Sachen schon immer geliebt. Ich bin mit Patsy Cline, Loretta Lynn, Johnny Cash, Hank Williams, Elvis Presley und anderen Country Künstlern dieser Zeit aufgewachsen. Irgendetwas an dieser Musik macht mich ganz nostalgisch. Ich bin sehr wählerisch was Country angeht, und mag Mainstreamcountry überhaupt nicht (wenn man das überhaupt noch als Country bezeichnen kann). Was meiner Meinung nach einen guten Country Song ausmacht, ist eine gehörige Portion Witz und dass er ein gutes Bild beschreibt. Das Album “Gunfighter Ballads and Trail Songs” von Marty Robbins ist ein gutes Beispiel dafür. Seine Texte sind super und du kannst dich gut in sie hineinversetzen.

Country hat bei uns in Europa oftmals einen patriotischen Redneck-Nachgeschmack. In welcher Weise unterscheidet ihr euch davon? Seht ihr euch als Patrioten?

Leider ist das ein häufiges Klischee. Im Mainstreamcountry gibt es sicherlich einige rechte Ansichten, aber wir haben damit etwa so viel zu tun wie der durchschnittliche, politisch interessierte Punk mit rechtsextremen/faschistischen Punk/HC Bands. In jeder Kultur gibt es einen gewissen Teil, der von Idioten bevölkert wird. Country und auch Punk, bilden da keine Ausnahme. Historisch betrachtet hat Country dieselben Ursprünge wie Rock’n’Roll: Die Unter- und Arbeiterklasse und Menschen vom Land, die einen Weg suchten, um sich auszudrücken.

Daneben singst du noch bei der New Wave-Punk-Truppe LADIES OF THE NIGHT, die mich etwas an Epoxies erinnern. Was gibt es über diese Konstellation zu erzählen?

Ladies of the Night war meine erste Band. Wir haben uns 2006 gegründet und haben am 06.06.2006 unser erstes Konzert gespielt. Bei diesem Konzert bestand die Band nur mit mir am Gesang und der Gitarre und Nicole am Bass, sowie einem Drumcomputer. Wir spielten im Keller eines Freundes, der dort eine Art Hausparty-Club hatte, der Lobster Manor hieß. Am Ende bestand unsere Band aus vier Leuten Gitarre, Synth, Bass und Schlagzeug. Anfangs konnte ich noch nicht mal Gitarre spielen, aber mit den Akkorden klappte es irgendwie trotzdem und so habe ich angefangen Songs zu schreiben. Wir haben hauptsächlich in Bellingham (Washington) und Seattle gespielt.

Wir wollten auch mal eine US Tour absolvieren, was aber völlig scheiterte, als wir mit einem kaputten Van und ohne Geld in Tahoe (Nevada) strandeten. Wir mussten den Rest der Tour absagen und haben uns bereits darauf eingestellt, den Rest unseres Lebens in Tahoe zu verbringen, als jemand, der bei unserem Konzert in Portland war, davon Wind bekam und uns abholte. Ziemlich cool, wenn man bedenkt, dass es jeweils eine Strecke von 600 Meilen ist. Diese Band war dann auch der Auslöser für mich, nach Portland zu ziehen.

Ist es für dich zeitlich schwer, allen drei Bands genügend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen?

Ladies of the Night sind nicht wirklich eine aktive Band und wir haben in den letzten Jahren nur wenige Konzerte gespielt. Aber mit DON’T und JENNY AND THE SPURS bin ich ziemlich beschäftigt. Wenn ich nochmal so eine Band hätte, hätte ich wohl gar keine Freizeit mehr! Aber es ist super in zwei Bands zu sein. Dass Sam und ich in beiden spielen macht die Planung von Konzerten definitiv einfacher. Und weil beide Bands unterschiedliche Musikstile nacheifern, können wir in völlig unterschiedlichen Lokalen, vor völlig unterschiedlichen Leuten spielen.

Nun hätte ich noch ein paar Fragen an euren Drummer Sam Henry. Henry, du warst der erste WIPERS-Schlaugzeuger und bist auch auf den Aufnahmen der „Better off dead“, „Alien Boy“-Single, sowie auf dem Debüt „Is this real?“ zu hören. Was hast du von der Anfangszeit der WIPERS zu berichten, wie blieb dir die Zeit in Erinnerung?

Wir waren keine Punks. Wir versuchten nur, irgendwo dazuzugehören und die Punks haben uns akzeptiert. Unser erstes Konzert als Wipers, (nachdem wir zuvor schon 3 oder 4 Jahre in anderen Bands gespielt haben), hatten wir als Vorband für The Weirdos in Portland. Die Tickets kosteten $2.50 im Vorverkauf und $3.00 an der Abendkasse. Das muss so 1978 oder 1979 gewesen sein.

Ist dir eigentlich bewusst, welchen hohen Stellenwert, die WIPERS besitzen und wie viele Leute sie bis zum heutigen Tage beeinflusst haben? Wie kannst du dir diesen anhaltenden Erfolg erklären?

Ja, ich bin mir des Einflusses durchaus bewusst, es ist ziemlich cool. Ich denke es liegt daran, dass Greg ziemlich großartige Lieder und Texte geschrieben hat, und diese für die Leute immer noch eine Bedeutung haben. Er hat so viele Gefühle in die Texte und Songs gepackt, dass sie nach all den Jahren immer noch gut sind und nichts an Relevanz verloren haben. Ich denke aber auch, dass es daran liegt, dass wir nicht mehr aktiv sind und Greg sehr geheimnisumwoben ist.

Man sagt den WIPERS nach, das es in erster Linie ein Solo-Projekt des Sängers Greg Sage gewesen wäre. Kannst du dieser These zustimmen? Hast du dich während der Zeit bei den WIPERS, als Musiker im Songwriting benachteiligt gefühlt? Und wie würdest du Greg Sage´s Persönlichkeit umschreiben, was ist das für ein Typ von Mensch?

Bis zu einem gewissen Punkt stimme ich dir zu… Greg war definitive der Diktator der Band. Wir haben oftmals Ideen eingebracht, aber Greg hatte meistens andere Ideen. Und es musste immer alles nach seinem Kopf gehen. Das Wort: „Intensiv“ beschreibt Greg wohl am besten.

Wieso hast du nur so kurz bei den WIPERS gespielt? Und wie kam daraufhin der Kontakt mit THE RATS – der Vorgängerband von DEAD MOON zu Stande?

Ich habe 2 oder 3 Jahre bei den Wipers gespielt, aber wir haben uns nie wirklich verstanden. Dazu kam noch, dass wir ständig von einer Stadt zur anderen gezogen sind und kaum Konzerte gespielt haben. Keiner hatte Geld und es war für alle eine schwierige Situation. Ich habe die Wipers verlassen, nachdem wir 4 Monate lang in New York lebten und bin daraufhin mit dem Bus wieder nach Portland gefahren. Ich traf Fred und Toody im „Captain Whizeagles“, ihrem damaligen Musikladen, und sie fragten mich, ob ich mit ihnen zusammen spielen wolle. Sie suchten nach einem Schlagzeuger für das zweite RATS-Album. Ich war einverstanden und wir haben „Intermittent Signals“ aufgenommen.

Danach hast du und euer Bassist David Minick 10 Jahre lang bei NAPALM BEACH gespielt. Diverse Musikkritiker behaupten das Napalm Beach einen großen Einfluss auf den späteren Grunge hatten, könnt ihr diese Meinung nachvollziehen? Oder wie würdet ihr Napalm Beach umschreiben oder musikalisch verorten?

Das mit dem Einfluss auf Grunge stimmt sicherlich. Wir haben sehr oft in Seattle gespielt, bevor die ganze Grunge Sache bekannt wurde. Als Sub Pop noch ein kleines Label war, wollten sie, dass wir nach Seattle ziehen, aber uns gefiel es in Portland, also blieben wir. Ich denke schon, dass wir einen gewissen Einfluss hatten, aber wir waren nie ein Teil der Bewegung. Wir wussten nicht mal, dass es eine gab! Dave Minick und ich haben damals nicht zusammen gespielt. Er war der Grund, warum ich bei Napalm Beach eingestiegen war. Ich habe ihn mit seiner Band The Cosmetics in San Francisco Bass gesehen, und mir gefiel seine Art zu spielen sehr. Leider verlies er die Band an dem Tag, an dem ich bei ihnen eingestiegen bin. Niemand hat ihm gesagt, dass ich einsteigen würde. Wir haben erst zusammen in einer Band gespielt, als Chris Newman 2006 THE LOST ACOLYTES gründete, wo er Bass und ich Gitarre spielte. Wir wollten aber unbedingt eine eigene Band gründen, wo er Bass und ich Schlagzeug spielen sollte. Als 2009 DON’T entstanden sind, war er mein erster Vorschlag als Bassist. Und es hat glücklicherweise auch geklappt.

NAPALM BEACH teilten die Bühnen mit JOHNNY THUNDERS, GUN CLUB, BAD BRAINS, MUDHONEY, POISON IDEA, X, SOUNDGARDEN und SCREAMING TREES. Hast du vielleicht eine lustige Story auf Lager?

Es gibt eine lustige Geschichte, als wir 1981 oder 82 für Public Image Limited (PIL) in der Showbox in Seattle als Vorband spielten. Johnny Rotten kam in unsere Garderobe und meinte: “Ich wollte euch nur mal Hallo sagen und euch informieren, dass ihr sicherlich ausgebuht werdet. Das Publikum will keine anderen Bands sehen. Es tut mir leid, aber es passiert mit allen Bands, die mit uns spielen. Ich muss auch immer ins Publikum spucken, da sie nach Sex Pistols Lieder schreien”. Auch amüsant war, als wir Johnny Thunders in Berlin sahen, das war um 1993 herum. Am nächsten Morgen rannte Johnny im Hotel die Gänge rauf und runter und klopfte an alle Türen auf der Suche nach einem Frühstück. Chris und ich haben ihn dann getroffen und wir gingen gemeinsam frühstücken. Johnny war etwas enttäuscht, auch von sich selbst, da das Konzert nicht so gut lief, wie erwartet. Wir sagten ihm dann, dass er unsere Band stark beeinflusste und er meinte nur: “Vielen Dank meine Herren, es war mir eine Freude mit ihnen zu frühstücken”. Das war kurz bevor er nach New Orleans ging und verstarb. Es ist eine lustige und traurige Geschichte zugleich.

Gibt es von DON´T in Zukunft neue Tonträger oder eine Tournee zu erwarten?

DON’T werden auf einer 10” Compilation sein, die auf dem spanischen Label “Ghost On The Highway Records” erscheint. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, wann das sein wird. Anfang 2017 können wir hoffentlich wieder eine Tour machen. Jenny Don’t&The Spurs nehmen im Oktober ihre zweite LP auf und wir wollen im November wieder in Europa spielen. Unsere Tour wird etwa 5 Wochen dauern. Mit beiden Bands will ich so viele Konzerte und Platten wie möglich machen, da sie meine absolute Leidenschaft sind.

Danke für das Interview, habt ihr noch was zu sagen?

Sei niemals fertig! Höre niemals auf! Spiel so lange du kannst!

bela

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