Dezember 3rd, 2014

Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten, Matthias Weik, Mark Friedrich

Posted in bücher by Dolf

Eichborn Verlag, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln, www.eichborn.de

DerCrashistdieLösungEigentlich wollte ich ja zu dem Thema keine Bücher mehr lesen geschweige denn hier besprechen. Da einer der Autoren aber Trust-Leser ist und sich seit dem letzten Buch eine freundliche Korrespondenz ergeben hat – und ich zugegebenerweise auch Neugierig war: Besonders darauf was die beiden denn nun konkret Vorschlagen wie man sein Vermögen rettet…. hier also das Ergebnis.

Vorweg sei noch gesagt, das sich ihr erstes Buch (besprochen in Trust # 156 – 2012) zum Bestseller entwickelte und dieses Buch derzeit grade unter den Top Five der Spiegel-Bestseller ist…. aber das nur am Rande.

 

 

 


Auch hier findet wieder eine schonungslose Analyse der Finanzprobleme auf der Welt statt. Es wird erklärt warum die Verursacher der Krise die Gewinner dieser sind, weshalb Banken immer mehr wachsen damit sie sich in die „Systemrelevanz“ flüchten können oder wie sie den Staat und somit die Bürger abzocken – mit anderen Worten, die Finanzindustrie hat seit dem Beginn der Krise immer noch nichts gelernt („lernen“ würde für sie ja auch keinen Sinn machen, weil es ja prima läuft wie es läuft – es wird ja immer nur gefordert das sie lernen, es wird aber nicht passieren solange sie immer und immer wieder damit durchkommen), sondern macht so weiter wie wenn nichts gewesen wäre.

Weiter beschreiben die Autoren das sich Deutschland (und alle anderen Länder) in der Falle des exponentiellen Wachstums befindet. Dann beginnt eine Rundreise durch verschiedene europäische Länder und deren teils sehr spezifischen Problemen (alle sind letztendlich Pleite bzw. so hoch verschuldet das diese Schulden niemals zurückgezahlt werden können – Stichwort: Schuldenschnitt), weiter geht’s noch in die – ebenso insolvente – Usa, nach China und Japan.

Weik und Friederich sind nach wie vor der festen Überzeugung das der Euro mitschuld an der Krise hat und das dieser wieder verschwinden wird bzw. muss. Dem halte ich entgegen das es letztendlich egal ist wie man das Geld nennt, sondern es viel wichtiger ist wie damit umgegangen wird, denn wenn man „richtig“ damit umgeht, ist der Euro jetzt und in der Zukunft sicher eine tolle Sache. Weil viele Einzelwährungen eben auch die Finanzbranche nochmal auf andere Weise befeuern, Wechselkursschwankungen, Handel mit den verschiedenen Währungen, Wetten usw. – ganz abgesehen davon das es beim Reisen nervt…..

Im Kapitel „Enteignung, Zwangsabgaben und Inflation“ wird nochmal daraufhingewiesen das dies sowieso schleichend stattfindet bzw. auch immer eine Option für Staaten in der Zukunft sein kann (von wegen Sicherheit bei Sachwerten….). Dann kommt der Teil der beschreiben soll wie man sein Vermögen schützt: Die beliebtesten Kapitalanlagen (Staatsanleihen, Aktien, Immobilien, Wertanlagen etc.) werden vorgestellt und im einzelnen wird darauf eingegangen.

So warnen sie vor Geld auf der Bank (Giralgeld), Staatsanleihen, Bausparverträgen, Lebensversicherungen, Aktien und auch vor neuen Exoten wie Bitcoins. Eher empfehlen sie Bargeld im Schließfach oder im heimischen Safe zu lagern. Immobilien taugen laut ihrer Einschätzung nur wenn sie abbezahlt und selbsgenutzt sind. Wie nicht anders erwartet schneiden Gold und Silber am besten ab – auch wenn das im Kern unlogisch ist (sie beharren weiter auf dem „wahren Wert“ der sogenannten Edelmetalle, obwohl dieser eben auch nicht wirklich existiert, nimmt man es genau – und, sollte es zur Ressourcenwende kommen und somit die einhergehende Umweltzerstörung beim Goldabbau eine maßgebliche Rolle spielen, wird das Metal völlig uninteressant).

Es wird noch kurz auf irgendwelche Kunstsammlungen, teure Uhren, Briefmarken und anderen Quatsch (Whiskey, Diamanten, etc.) hingewiesen – welcher natürlich alles nicht taugt. Im Gegensatz zu Sachwerten wie Streuobstwiesen, Wälder oder Ackerland und auch Investitionen in die eigene Energieversorgung (Windrad im Garten, Photovoltaikanlage auf dem Dach, Holz aus dem Wald für den Ofen). „Geheimtips“? Leider nicht. Ausser der klaren Ansage das „Rendite war gestern“ dazu führen wird das alle – die Vermögen haben – einiges davon verlieren werden.

Und hier wird es eben auch widersprüchlich, denn Rendite gab es zwar „gestern“, aber eben nur auf Kosten der Zukunft bzw. Menschen die arbeiten – denn, Geld hat noch nie gearbeitet und wird auch nie arbeiten, das war, ist und bleibt so. Einzig was sich änderte oder auch wieder ändern kann ist das eben nicht mehr Zins auf vorhandene Vermögen bezahlt wird – also ein Schritt in die richtige Richtung. Anders gesagt Zins und Zinseszins war und ist falsch. Am Ende gibt es dann noch ein paar alternativen zum bestehenden Finanzsystem für ein nachhaltiges Wirtschaften. Ob die taugen könnten oder nicht wird, sollten sie jemals in der Form ausprobiert werden, nur die Zukunft zeigen.

Die Autoren sollten sich mal überlegen was sie jetzt wollen, wenn sie z.B. beschreiben wie problematisch es ist das die Autoproduktion in Italien nachgelassen hat (von 1 071 969 Zulassungen im Jahr 1990 auf 388 500 im Jahr 2013) ist das aus klassischer Volkswirtschaftlicher-Sichtweise natürlich ein Problem. Wenn man aber das große Ganze sieht ist es eine positive Nachricht über einen Schritt in die richtige Richtung – nämlich weniger Produktion und in diesem Fall weniger Autos eben genau auf Kosten des Finanzsystems.

Das Buch ist gut, interessant und auch sehr verständlich geschrieben. Viele Zahlen und richtige Fakten, ein paar Einschätzungen, denen man folgen kann oder nicht, alles in allem aber empfehlenswert, wenn man nicht erwartet das einem gesagt wird wann denn der Crash kommt (das er kommt bezeichnen sie als sicher und sagen das es für alle besser wäre wenn dies früher als später geschieht) oder wie man mit SICHERHEIT sein Vermögen retten kann.

Letztendlich gibt es diese Sicherheit nämlich nicht. Wenn man das erste Buch (Der größte Raubzug der Geschichte) des Autorenduos gelesen hat, muss man dieses Anschlußwerk nicht lesen – kann dies aber durchaus. Du musst dich entscheiden ob du die 19,99 Euro für dieses fast 400 Seiten starke gebundene Buch „investieren“ willst. (dolf)
Isbn 978-3847905547

[Trust #168 Oktober 2014]

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