Crazy Rich – Die geheime Welt der Superreichen, Julia Friedrichs
Berlin Verlag/Piper, Damaschkestraße 4, 10711 Berlin, www.piper.de
Diese Reportage hat ein paar ganz gute Ansätze, zum einen macht sie klar das großer Reichtum in Deutschland extrem schlecht erforscht ist, was auch daran liegt das es keine konkreten, geschweige denn umfassende, Daten zu den Megareichen gibt. Außerdem spricht die Autorin mit den Betroffenen, also zum Teil extrem reichen Menschen – man kann hier getrost von Überreichtum sprechen. Es gibt einiges neues und viel bekanntes: „Das oberste Prozent der Bevölkerung hat ca. ein Drittel des Vermögens. Deutlicher ist die Ungleichheit noch bei Betriebsvermögen: Da liegen, Schätzungen der Uni Duisburg zufolge, 86 Prozent bei den reichsten 1,5 Prozent. Das heißt: Vermögen ballt sich in Deutschland bei einer kleinen Gruppe von Menschen.
Rund viertausend Haushalte, das sind die hinter den Milliardärsvermögen, besitzen geschätzte 1,4 Billionen Euro, rund drei Mal so viel wie der gesamte Bundeshaushalt.“ Am häufigsten hat sie mit einem Superreichen Erben gesprochen der sich Sebastian nennt und der anscheinend auch mit seiner Situation hadert – zurecht. Aber und das muss man auch sehen, Menschen die da rein geboren werden können halt auch nichts dafür und die meisten gewöhnen sich sehr schnell an den maßlosen Reichtum, weil sie ja nichts anderes kennen. Manchmal hat man das Gefühl das Buch kippt ins Boulevardeske wenn die Autorin beschreibt wie es bei den Superreichen zugeht „Ein Millionärswochenende in Paris“, „Superreiche im Film“ oder wenn sie sich in Monaco bei einer Jachtshow zwischen den ganzen Megaluxusyachten tummelt („Mit dem Geld, das man braucht, um ihre 6000 Superjachten auch nur ein Jahr instand zu halten, könnte man mittlerweile die Schulden aller Entwicklungsländer tilgen – auf einen Schlag.“). Aber gut, man muss ja auch lernen mit was man es hier zu tun hat und deshalb ist es wichtig den Superreichtum auch zu beschreiben, insofern ist das kein Problem, finde ich. Schon eher ein Problem ist es das Menschen so viel Geld horten – meistens schon seit Generationen. Denn wenige der Superreichen haben sich das Geld erarbeitet (es gibt natürlich einige prominente Ausnahmen), wie auch, wo bekommt man denn schon 400.000 Euro Stundenlohn, sein ganzes Leben lang. Interessant auch die Berater der Menschen mit so viel Geld, auch „Wealth Defense Industry“ genannt, auch hier konnte sie, unter Zusicherung der Anonymität, jemanden von einem „Family Office“ zum Gespräch bitten. Da tun sich Abgründe auf. Natürlich geht es auch darum ob und wie viel, beziehungsweise wie viel zu wenig Steuern von diesen Menschen bezahlt wird. Wie viel Macht sie haben und diese auch ausnutzen. Das Thema Klima wird, zurecht, auch behandelt, denn schließlich verbrauchen viele der Überreichen so viel Ressourcen das man darüber sprechen muss ob diese riesige Klimasünde sein muss – natürlich nicht. Ebenso wie über eine, längst überfällige, Begrenzung des Reichtums von Einzelnen. Wie das aussehen könnte wird auch angedacht. Und sie spricht auch mit Marlene Engelhorn, die bekannt wurde, weil sie einen großen Teil ihres ererbten Vermögens (25 Millionen) loswerden wollte. Wie sie das anstellte und was es dabei für Problematiken gab, erfährt man hier. Und das der vorhanden Überreichturm einiger weniger auch nicht gut für die Gesellschaft und die Demokratie ist verwundert auch nicht. Das Buch ist ein wenig wie diese Rezension, etwas durcheinander, aber gut zu lesen. Es kann gar nicht genügend Bücher zu der Problematik der Überreichen geben, den diese muss gelöst werden. Wer es etwas wissenschaftlicher mag, liest allerdings lieber „Limitarismus“ von Ingrid Robeyns (siehe Rezension in Trust Nr. 229) aber für den Einstieg und auch zur Ergänzung taugt dieses Buch auf jeden Fall. 381 Seiten, Gebunden, 24,00 Euro (dolf)
Isbn 978-3827015129
[Trust # 230 Februar 2025]