Februar 25th, 2015

BURIAL (#139, 12-2009)

Posted in interview by Jan

Wenn sich schon die japanische Originalversion von KRIEGSHÖG aus Tokyo nicht oder doch nur schleppend meldet wegen Trust-Interview, muss die deutsche “Kopie” her oder was? Quatsch! BURIAL hab ich zuerst auf nem Tape eines Kumpels gehört, dann noch mal auf dem Heartfirst Records Sampler “Deutschland in Decline”. BURIAL war auch als Band für unser Trust-Three Chords-Plastic-Bomb Zine Treffen in Duisburg geplant und ich meine mich auch jetzt zu erinnern… waren die nicht mal vor 2-3 Jahren im Bahndamm auf den Heartcoretagen?

Was auf jeden Fall stimmt: im AJZ Bahndamm Wermelskirchen spielten sie im April mit Tragedy und EA 80, ich war am selben Tag parallel in Köln bei Seein Red und Hammerhead, hab mir aber sagen lassen, „es war geil“ (also Burial in Wermelskirchen, ha!). Der Bahndamm-Soundman und Aufnahme-Chef von Burial ist übrigens mighty mighty Frank Bolz, sonst Mischer von EA 80 (und bald hoffentlich auch mal im Trust Interview).

Vor kurzem ergab sich die glückliche Option, dass Dennis von Frankfurt nach Stuttgart auf das BURIAL und LOVE POTION Konzert fahren wollte, was Matze und mir als Saufnasen selbstverständlich sehr gelegen kam. Er fuhr auch noch zurück auf die Geburtstagsparty von Trust Oldie Al, 43igster, alles also bestens. BURIAL spielten als zweites in einer Art illegalen „Keller mit Minirampe“. Ich will jetzt echt hier nicht mein Halbwissen ausbreiten, das geschieht im Interview schon genug, aber das war live der absolute HC-Punk-Hammer.

Ich würde, nein, ich muss behaupten, dass die Straight Edge Bands immer so viel von „power“ reden. So ein Fuck, in einem Akkord von Burial steckt mehr Gewalt, mehr Geilheit und auch mehr Schönheit als in dem Komplettoutput von JUDGE. Verdammt, Judge war früher mein Soundtrack zum Saufen und BURIAL sind zu schnell zum gemütlich trinken.

Ob die Band jetzt eigentlich JAP-Core macht, was das ist und so wieso, darum geht’s hier in diesem kurzweiligen Interview. Ich gebe zu, vielleicht hätte man zusätzlich hier noch einen Japan-Experten vom Trust dransetzten sollen, aber der Laie fragt halt manchmal auch zufällig gutes. Oder so. Wer es ausführlicher mag, sollte sich mit den vorhergehenden Interviews der Band im MRR und dem japanischen Doll Magazin (was jetzt übrigens aufhört) beschäftigen. Ach so, die Band verfügt weder über Homepage noch myspace-Seite. Das Interview wurde im E-Mail-Chat zwischen mir und Sänger Wiho plus teilweise Schlagzeuger Fabian im August 2009 gemacht.

***

Hi Wiho, das war ein spitzen Auftritt von euch vergangenen Samstag im August in der Minirampe in Stuttgart. Hab euch da zum ersten Mal gesehen und fand es super. Wart ihr auch zufrieden?

Wiho (W): Ja Jan, schön, dass du Zeit für mich hast, als ich dich das erste Mal real gesehen habe und nicht nur im Internet, fand ich es auch super. Das Konzert war schön chaotisch, aber ich denke wir, die beiden Bands, hatten mehr Spaß als die Anwesenden, das Butthole Surfers Cover von Love Potion war der totale Orgasmus. 

Das war ja ganz konspirativ mit vorher anmelden, sich woanders treffen und dann dahin…und gegen Spende…haben die Leute denn ausreichend gespendet?

W: War quasi wie ein Nazikonzert organisiert, war ja auch am 8.8., ich fand es gut, irgendjemand hat permanent einen Hauch von Aggression versprüht, dass hat mir gefallen. Die Leute haben ausreichend gespendet, glaube ich, aber der Typ hat uns meiner Meinung nach kohlemäßig etwas an der kurzen Leine gehalten, also jetzt nicht Timo, der dass für uns angeleiert hat, 100% Support wie immer, super Typ, sondern der Keller-Mieter, aber eventuell habe ich das auch alles nicht mehr so ganz korrekt in Erinnerung, die PA war ja auch geliehen…

Fabian (F): Das stimmt so, der Keller-Mieter wollte viel Geld für Getränke haben.

Ihr habt ja mit den dänischen Love Potion gespielt, fand die auch gut, aber halt nicht so gut wie euch, ha. Ist ja nicht das erste Mal, dass ihr mir denen auf Tour seid? Habt ihr denn auch schon mal bei denen gespielt?

W: Der Schlagzeuger von Love Potion hat früher bei Death Token gespielt, mit denen haben wir 2005 getourt und auch schon in Kopenhagen gespielt. Love Potion sind aber geiler, da die diesen ultrasexuellen Sänger Klaus haben. Death Token/Love Potion sind halt der wahre K-Town Hardcore. Aber du als alter NO FX Fan dürftest mehr gefallen an z.B. Hjertestop aus Kopenhagen finden.

Hjertestop? Kenne ich nur vom Namen. Hier, schönes Lip Cream Shirt von dir auf dem Konzert im übrigen! Folgende, etwas freie assoziative Frage, soll sich ein wenig um den Begriff „Jap-Core“ drehen. Bei eurer Musikbeschreibung fällt das ja immer,„Jap-Core“… Fand ich eigentlich überhaupt nicht, ha ha. Also war geil, halt Hardcore Punk der Ami-Machart. Hier, Burial, total geiler HC-Punk und die wenigen japanischen Bands, die ich kenne (Gism, Gauze, Georgie, Boris, Merbow), höre ich bei euch nicht raus. Ist ja eigentlich cooles Verkaufsargument oder, Jap-Core? Scherz. Mal „ketzerisch“ gefragt: was ist deiner Meinung das geile, das krasse, das herausragende, das neue beim/im/vom japanischen Hardcore gewesen und was hat das mit Japan zu tun? Ich denke mir da eher so: Der japanische HC hat doch nix bestimmtes „neues“ gebracht, das ist doch alles schon immer von den Amis gemacht worden, sei es Fast Core, Power Violence, Hardcore Punk a la Poison Idea blablabla plus halt der alte englische Grindcore oder Crust oder halt dann, wenn es ein wenig Heavy Metal sein darf, NWOBHM. Die Japaner machen’s halt nur geil nach bzw. mischen vielleicht mehr die verrückte Metal Kante dazu und drehen mehr durch, aber das einzige, was die selber erfunden haben, waren doch echt nur die Schulmädchenslipautomaten, äh ja, sie wissen schon.

W: Also, ich sehe das so, dass der Japcoresound seine Wurzeln im UK Punk hat und sich parallel zu dem hierzulande so gehypten Amisound entwickelt hat. Gauze dürften wohl große Discharge Fans gewesen und der CRASS typische Layoutstil wurde ja von GISM auf ein komplett anderes Level gehievt. Grindcore und Crust kamen erst viel später und z.B. ENT als einer der Urväter der ganzen Crust und Grindscheiße waren unüberhörbare KURO Fans, womit sich dann der Kreis schließt. Ich denke schon, dass z.B. die Kyushu Bands wie GAI oder CONFUSE einen derart abgefuckten Sound hatten, der auch in deinem Sinne „neu“ war. Außerdem ist das Mischen von unterschiedlichen Stilen nun gerade das, was zumindest in der Hardcore Punk- und Metalwelt Innovation mit sich bringt.

Die Geschichte hinter unserer Jap Core-Schublade ist relativ einfach, vor unserem ersten Konzert wollte der Veranstalter wissen, was wir für Mucke machen und ich hab es einfach Jap-Core getauft, weil ich damals fast nicht anderes gehört habe und der Typ meinte, das würde ja auch gut klingen, Japcore aus Deutschland, fertig aus. Durchdrehen ist immer wichtig und das können die Japaner besser als Amis oder Europäer.Und Jan, zu deinem Lieblingsthema MERZBOW: hör die mal lieber Platten bzw. guck dir die Videos von MASONNA an, der Typ ist geiler und bei seinen Shows fliegt wenigstens auch so einiges durch die Gegend!

Japaner stehen auf Extreme, auch in sexueller Hinsicht. Ich habe aber in Japan keinen Slipautomaten gesehen, sorry, aber Bars in denen die Frauen Schuluniformen trugen, was ja in dieselbe Richtung geht. Dieser Lolita-Komplex ist in Japan allgegenwärtig aber es gibt ihn nicht nur dort.

F: Nein, den Lolita-Komplex gibt es auch in anderen Ländern. Die Japaner machen sich nur gerne Dinge, welche sie mögen, zu eigen und treiben sie extrem auf die Spitze. Diese Eigenschaft ist recht einzigartig, und so schaffen die Japaner es, auch einen alten Hut frisch und knackig aussehen zu lassen.

In einem älteren Interview hast du gesagt: „Ich selber sehe mich zwischen DISCHARGE und NAKED CITY, und musikhistorisch zwischen 13TH FLOOR ELEVATORS und DARKTHRONE.“ Super beschrieben, spitzen Aussage, die mir sehr gefallen hat. Weil es zeigt, dass ihr musikalisch eure Vorbilder kennt. 13th Floor Elevators, das waren ja eventuell in Sachen Krassheit die „Napalm Death“ von 1968? Im Grind ist man immer so total stolz, so besonders krasse Sachen zu hören. Dabei ist es ja oft so, dass z.B. diverse Free Jazz Sachen ähnlich kloppen wie die „Scum“, oder man halt auch die Sachen einerseits in ihrer Zeit sehen muss – Little Richard als total wilder RocknRoller in den 50ern war halt für die Zeit krass, für 2009 lahm – aber halt auch wiederum im Kontext sehen muss: es ist doch eindeutig ein roter Faden von Little Richard über 13 Floor Elevators hin zu Black Flag und Napalm Death…was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass ich gut finde, dass ihr nicht nur HC hört, ha ha ha

F: Ich finde Little Richard auch für das Jahr 2009 nicht lahm. Da gibt es einige Bands, die sich von dem alten Herren eine Scheibe abschneiden könnten.

W: Natürlich ist dieser rote Faden da, aber ich weiß nicht, wieso du immer wieder Grind ansprichst, ich finde Grind im Grunde völlig belanglos. Viele werden mir widersprechen ,aber ich denke, Grind war einfach nur ein Schnellschuss, eine verfrühte Ejakulation und hat sich nie großartig weiterentwickelt, ganz im Gegensatz zu Black Metal, der viele Elemente des Grinds übernommen hat. Also ich meine jetzt den Black Metal der 90er, der die Wurzeln im Sound von Bathory und Hellhammer hat; diese wurden ja mit den Blastbeats des Grinds gemischt, aber auf eine „psychedelische“ und viel krassere Stufe gehievt.

Ich denke, viele Leute, die sich der Hardcore Punk-Szene zugehörig fühlen und NUR HC hören, werden spätestens mit 25 oder nach dem Studium „aussteigen“. Es geht ja vielen mehr um das Gruppengefühl und die Zugehörigkeit zu irgendwas. Ich habe mich jetzt gerade auf der letzten Tour bei vielen Leuten, vor allem in Städten wie Berlin, Wien oder München, gefragt, warum sie eigentlich auf Konzerte gehen, um dann dort gelangweilt rumzustehen, nachher aber Platten und T-Shirts kaufen? Entweder, ich finde es scheisse oder ich finde es geil und dreh durch!

Au, interessante Antworten. Ich dachte eigentlich, du springst mir sofort an die Gurgel, wenn ich da mal was Kritisches zum Jap-Core frage, sehr gut. Es ergibt Sinn, was du sagst und das mit dem Grind ist sicherlich richtig, das sehe ich ähnlich. Wegen des (fehlenden) Durchdrehens auf Konzerten… vielleicht ist das aber so, dass einfach eben kaum die von dir angesprochene Innovation im HC passiert, als Stilvermischung und wenn, denn eben eher in anderen Bereichen, vielleicht diese Sunn o)) Blase…Was hat einen den wirklich mal umgehauen in den letzten Jahren? Du hast doch ein alljährliches Wiederkehren des gleichen Mists…In den 90ern die völlig überzogene Downcast- Ebullition Nummer, dann war’s denen aber zu peinlich und machten direkt Indierock unter dem Begriff „Emocore“ oder noch kotziger voll auf PunknRoll Ende der 90ger, das hat aber nach einer gewissen Zeit auch nicht mehr den Reiz, nur übers ficken zu singen, dann hast du jetzt in den 2000ern halt Metal-Core oder kramst halt wieder deine alte Metalkutte raus und wirst thrashmetaler oder Doom Punk. Bald kommt dann wieder Deutschpunk, dann Hardcore, dann Straight Edge, dann Downcast, dann Fugazi, dann Ska-Punk…Das ist doch alles scheisse. Und man hat den Eindruck, dass im Punk noch nicht mal in den ganzen Debatten ein Vorwärtskommen ist, sondern es dreht sich alles im Kreis und um „Du bist Nazi/Sexist/Sellout/nichtdiy/“ blabla. Und mit so ner Haltung feierst dann halt auch nicht ne Band ab, die zufällig halt mal geil ist, sondern nippst eher am Bier und freust dich still. Das letzte Mal wirklich heftig und wie mit 18 getanzt habe ich zu Spermbirds vor ein paar Monaten in Solingen. Das muss man sich mal vorstellen. Zwei gute Platten vor 100 Jahren gemacht, fünf Mal live gesehen, jede Pointe, jede Ansage ist bekannt und ich freu mich als ob ich gerade zum ersten Mal überhaupt auf einem Punk Konzert bin. Also ich will jetzt nicht zynisch oder „ich hab alles gesehen, mich kann nix mehr schocken“ rüberkommen, aber das ist irgendwie…seltsam mit dem „abgehen“. Hat aber eventuell auch was damit zu tun, dass im Zuge von Metal-Core auch vermehrt das Violent Dancing in diy Szeneorte schwappte? Und warum die Leute in Japan so durch drehen… könnte man nicht auch sagen, dass Japan das absolute High Tech Artifical Kapitalismus-Land ist, d.h. dermaßen künstlich, dass auch die Punkszene dort künstlicher ist als z.B. in den USA oder in Europa? Vielleicht sind die Leute ja auch dort besonders jung, und haben noch keine Raucherlunge, ha? Ist das wirklich so auffällig mit der Stimmung auf japanischen und deutschen Konzerten?

W: Deine Fragen werden immer länger, Jan!

F: Und immer mehr.

W: Die japanische Punk-Szene ist für Europamaßstäbe total aufgesetzt und in erster Linie ein Fashion-Ding. Im Ernst, die Punks ziehen vor dem Konzert die Joggingbuchse aus und schön die Crustpants an, diese werden liebevoll gepflegt und aufgearbeitet. Man kann sie auch fix und fertig im Vintage-Style kaufen, die wahren Punks haben natürlich die echten durchgesifften Dinger. Aber im japanischen Kontext ist das alles legitim und auch völlig unpeinlich, wie ich finde.

Ansonsten, im Grunde interessiert mich die ganze Scheiße wenig, so lange es Konzerte mit der Intensität und Spontanität der Marke Love Potion in Osnabrück 2008 oder Total Noise Accord in Osaka 2007 gibt, können von mir aus alle Flammenhemden tragen oder Sexismus-Diskussionen führen und zwischendurch veganen Kuchen backen oder sich beim Wall of Death die Fresse polieren, I couldn’t care less! Und jetzt komm mir nicht mit der „Da machst du es dir aber ganz schön einfach“- Nummer! Sunn O)) ist ein typisches Phänomen unserer Zeit, viel Form wenig Inhalt. Man kann die beiden zwar nur bedingt vergleichen, aber da finde ich Bohren und der Club of Gore besser, außerdem ist das nicht so mega Collectorscumfuckpisse wie diese Southernlord Blase.

Ihr seid aus Münster oder? Lahme Frage, aber was machen die Leute von Burial so von Montags bis Freitags?

W: Endlich mal wieder ne kurze knackige Frage, ja Jan, wir sind natürlich aus Münster und studieren alle, unsere Hobbies sind Party machen und am Aasee abhängen.

F: Mein BWL-Studium lässt mir leider wenig Zeit, aber wenn ich einen freien Moment habe, treffe ich mich mit meinen Komillitonen gerne auf einen Latte Macciato in einem Cafe.

Ja, ich kann auch kurz. Münster ist mit ner geiler Szene geprägt, an Zines das Three Chords, an Bands Chuck Damage, Idle Hands, Pressgang, und Labels wie Hardware Records… ist dass gut oder nervt es auch, immer nur Szene hier, Szene da?

W: Jan, jetzt werden die Fragen langweiliger und es geht wie so oft bei dir einiges durcheinander. Du hast doch meine Adresse!!! Nein, wir kommen selbstverständlich aus Hagen bzw. unser neuer Bassist wohnt in Bielefeld und hier gibt es zum Glück keine Szene, nur Wald und Beton. Hardware Records und Idle Hands kommen aus Osnabrück und Chuck Damage aus Dülmen, oder?

Diese Dönerbude da in Münster…gab’s da echt mal Konzerte drin??? Wie ist der Stand, gibt’s wenigstens noch Döner da oder alles zu?

W: Ich glaube, im Bosporusgrill gibt’s keine Konzerte mehr, nur noch Döner Hawaii.

F: Und Kuttelsuppe.

Für eine Band ohne Internetpräsenz habt ihr aber ne starke Labelpräsenz. Krassen Bogen geschlagen, danke!!! Also ihr wart auf dem Heartfirst Sampler „Deutschland in Decline „ – ein sehr schöner und guter Sampler, auch wenn der Mann dahinter kein GunsnRoses-Fan ist, was ich ankreidenswert finde – und bringt jetzt ne neue 12“ auf dem kanadischen Label Deranged Records raus, die u.a. auch Fucked Up gemacht haben… habt ihr euch da beworben oder wie kam das mit Deranged?

W: Wir haben auch ne ganze 7″ auf Heartfirst raus gebracht sowie Platten auf HATE und CDs auf HG-FACT. Der Deranged Typ hatte uns gefragt. Ich bin allerdings auch überhaupt kein GunsnRoses Fan, aber Klaus, Sänger von Love Potion ist Megafan, also eventuell solltest du die doch noch interviewen.

F: Starke Labelpräsenz? Na ja, ich weiß gar nicht mehr, wie das mit Deranged passiert ist. Ich glaube, der Herr wollte überhaupt mal eine gute Platte machen, da fiel die Wahl natürlich auf uns. Nach ewigem Bitten und Drängen haben wir dann nachgegeben. Wir haben ein weiches Herz.

Ha ha, ja, scheisse, ich dachte, irgendwie lässt du, Wiho, das an deine Eltern schicken, so Motto „hier, bin in der Zeitung“: ). Äh ja. Was anderes: Hört sich jetzt etwas peinlich an, aber deine Stimme finde ich so dermaßen krass geil…verzerrst du die, wie kannst du eine Tour überstehen, ohne heiser zu sein, Übung, Kamillentee?

W: Sex, Drugs and Rock’n’Roll is all you need, baby! Der Catharsis Sänger hat doch mal die 10 Gebote für Hardcore-Sänger aufgestellt und niedergeschrieben. Ich mache genau das Gegenteil. Im Ernst, Rauchen und Saufen sind natürlich totales Gift und nach 10 Konzerten ist bei mir auch meist Feierabend, ich könnte nie für 6 Wochen auf Tour gehen.

Was würdet ihr zu zwei folgenden mehr oder wenigen erfundenen Vorwürfen euch gegenüber sagen? „Ey hier Burial, das sind die miesen Mikrofonständerwerfer, alles Assi-Prolls“.

F: Stimmt.

„Die sehen überhaupt nicht aus wie Punks UND haben keine Patronengürtel, wie wollen die dann Punk machen?“

W: Erst mal sind wir eine satanische Rockband, und außerdem, wie sehen denn echte Punks 2009 aus?

Ok, weiter geht’s: Gibt ja ne 100 Seiten Kritik über eure „Never Give Up… Never Give In“ CD auf aversionline.com. Ist dir so was egal, oder sammelt ihr Reviews, tauscht euch drüber aus? Bestes Review finde ich ja von dem mächtigen Helge Schreiber im Plastic Bomb zu eurer „Hungry Wolves“ Single da: „Ich schmeiß meinen Verstand gegen die Wand! Der Sound auf dieser 7″ ist gewaltig, als ob man dir mit der Wucht einer Lokomotive ein rostiges Heizungsrohr in den Arsch rein rammt!“

W: Der Typ von Aversionline hat sich viel mehr reingekniet als sonst in Reviews z.B. im MRR üblich und hat in vielen Punkten recht. Ich mag die Platte nicht besonders, eben auch aufgrund des dünnen und schwachen Sounds. Das Review von Helge ist auf jeden Fall ehrlicher… haha, als alle Reviews im MRR zusammen. Ich denke, (Achtung, jetzt kommt ein Ox Satz) dass unsere neueste Platte, die Speed at Night 12“, den besten Sound, die besten Songs und das beste Layout bislang zu bieten hat.

Komm Wiho, erzähl mal, wat war denn da los mit dem Mirkofonständer. Ich kenne die Geschichte – wie es im HC Tradtion ist – natürlich nur von Leuten, die a) nicht dabei waren, b) es könnte in Bielefeld aber auch im Pott passiert sein, und c) nix genaues weiss man nicht aber d) „da war was“.

W: Meines Wissens flogen ganze drei Mal irgendwelche Mikrofonständer! Einmal in Münster, denn die Stadt hat es verdient. Frank Bolz, der an diesem Abend den Sound gemacht und fast alle unserer Platten aufgenommen hat, kam nach dem Konzert zu mir und meinte „Das kannste echt nicht bringen!“. Das zweite Mal ist es in Mülheim passiert, das war aber Andre (Gitarre), einige PC Crusten wollten ihn nach dem Konzert zur Rede stellen, hat irgendwie nicht so ganz hingehauen.

Das dritte und letzte Mal flog einer in Stuttgart, weil es vom Veranstalter im Vorfeld explizit gewünscht worden war. Nach dem Konzert hat mir ein begeisterter Fan mit Venom und Sodom Aufnäher aus lauter Dankbarkeit sein Bier über den Kopf geschüttet, seitdem fühle ich mich wie ein neuer Mensch.

Wiho, Was ist das eigentlich für ein Name, Wiho? Also wo kommt der her? Ich tippe Finnland oder Schweden? Hauptsache Italien, hö hö.

W: Völlig daneben, Wiho ist althochdeutsch und bedeutet „der Kämpfer“. Ich glaube, da kann Jan nicht mithalten oder?

Deine Lieblingsbands, als du 14 warst, was sind die heute? Kiss oder AC/DC?

W: Mit 14 natürlich AC/DC und Bad Religion, jetzt in diesem Moment Amon Düül II, besonders die „Phallus Dei“ LP, heutzutage generell Bone Awl, das meiste auf Norma Evangelium Diaboli und Current 93. Kiss habe ich mal mit den Ärzten im Vorprogramm in der Dortmunder Westfalenhalle gesehen, war total beschissen.

Du könntest auf den roten Knopf drücken und das und das würde für die Band passieren…was würdest du dir wünschen, was glaubst du, würden sich die anderen wünschen?

W: Ich ne Worldtour mit Love Potion im Mötely Crew Stil, siehe auch „The Dirt“. Andre wahrscheinlich ne Recordingsession mit Fenriz und Nocturno Culto, Fabian Sex mit ner Oma und Phillip, dass er niemals bei uns eingestiegen wäre, sondern mit The Now-Denial endlich den 10 Jahre Plattenvertrag bei Nuclear Blast unterschreibt.

Hier wäre der richtige Zeitpunkt, jemanden zu grüßen…ich bedanke mich und auf bald!

F: Ich grüße alle Omas dieser Welt!

W: Ich grüße Volker Libuda, unseren treuesten Fan dank XXL T-Shirts!

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Kontakt: über Heartfirst Records

Layout credits: Stuttgart-Flyer by Trash-Art, Stuttgart-Fotos von Matze, Burial-Archiv

Interview: Jan Röhlk

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