August 19th, 2007

BIG BLACK (#121, 12-2006)

Posted in interview by jörg

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Wie lange ist es her, seit ihr das letzte Mal aufgetreten seid?

Big Black: Das letzte Mal war im August 1987, das war im George Town Steam Plant, einem ehemaligen Kraftwerk. Kurt Cobain war auch da, um uns zu sehen. Zwei Wochen später fing ich mit dem Jura-Studium am DePaul University College of Law in Chicago an.

Wie war der Auftritt für euch? Wie lange habt ihr gebraucht, um die Lieder vorzubereiten?

Big Black: Wir hätten mehr Zeit gebraucht, aber es machte Spass. Wir hatten vier sehr kurze Proben. Ich lebe zwei Stunden von Chicago entfernt, und Steve tourte mit Shellac, deswegen war es sehr schwierig, überhaupt für die Proben zusammenzukommen. Wir wollten uns mit dem Auftritt bei Corey Rusk bedanken und um Spass zu haben. Wir hatten nie vor, eine glatte Performance hinzulegen. Es sollte nur laut sein. Sehr laut! Ich hatte grossen Spass auf der Bühne und dabei, die anderen Bands zu sehen. Es war ein grossartiges Festival. Das beste Rockfestival, auf dem ich je war, und dazu kam, dass die ganzen Bands Freunde von mir waren.

Auf der Bühne hab ich im Prinzip nichts gehört ausser der Drum Machine. Mir ist eine Saite gebrochen, als wir gerade drei Sekunden von ‚Cables‘ gespielt hatten, und ich wette, dass ich völlig schief klang. Also hab ich völlig blind und schief gespielt. Super, oder? Einige der Bands wurden backstage richtig besoffen, was mich sehr amüsierte. Ich habe alte Freunde wiedergetroffen und neue gefunden. Ich habe versucht, Sex zu haben, aber das klappte nicht.

Hattest Du Kontakt zu Jeff und Steve während der letzten Jahre?

Big Black: Ja. Wir führen sehr unterschiedliche Leben, aber ich respektiere sie sehr. Wir reden und schreiben uns ein paar Mal im Jahr. Das ist, als würde man mit einem Cousin sprechen, den man eine Weile nicht getroffen hat. Das ist sehr locker, und man kommt sehr schnell wieder zueinander, wenn man erst mal zu reden begonnen hat. Wir sind durch ein paar schwere Jahre gegangen, als wir jung waren. Das hält zusammen.

Habt ihr denn schon mal vorher darüber geredet, die Band neu zu starten? Steve hat auf der Bühne irgendwas Sarkastisches im Stile von „Ihr seht, dass wir das hier eigentlich nicht mögen“ gesagt. So schlecht war’s ja offensichtlich doch nicht, da bekommt man doch Lust auf mehr…

Big Black: Das hast du missverstanden. Wir hatten wirklich Spass. Aber die Leuten hätten in den Achtzigern definitiv eine bessere Show gesehen – das sagte er. Es war auf vielen Ebenen ein grosser Spass für uns, und deshalb war das Ganze die Mühen wert. Aber es war dennoch sehr schwer, das alles auf die Reihe zu bekommen, auch wenn wir nur vier einfache Lieder spielten. Dass wir ernsthaft weitermachen, würde eine unglaubliche Zahl an Zufällen voraussetzen, die ich als sehr unwahrscheinlich ansehe.

Du musst bedenken, dass wir alle ernsthafte Karrieren haben und Jeff und ich zudem Kinder. Steve hat Katzen. Ich bin sicher, dass er seine Katzen sehr ernst nimmt. Es müsste schon einen sehr aufregenden Grund geben, dass wir unsere Verantwortung gegenüber unseren Karrieren, unseren Familien und unseren Katzen für eine Reunion vernachlässigen. Man soll niemals nie sagen, aber unter normalen Umständen sehe ich das nicht.

Seit dem Ende von Big Black bist du Anwalt geworden – das ist schon was ganz anderes als Gitarrist in einer Noiserock-Band. Wann hast du dich dazu entschieden?

Big Black: Ich wusste immer, dass das eine Möglichkeit sein würde – die Frage war eher, wann das geschehen würde. Ich bin sehr glücklich, wie die Sachen gelaufen sind. Big Black haben ihre Zeit nicht überspannt.

Ich habe gelesen, dass du ein Berufungsverteidiger bist. Was genau machst du?

Big Black: Ich bin ein Spezialist. Arme Kriminelle, die sich keinen Anwalt leisten können, haben das Recht auf einen Pflichtverteidiger, die ihnen in ihrem Prozess beistehen. Wenn sie ihren Prozess verlieren, können sie in Berufung gehen. Dann bin ich ihr Anwalt und kümmere mich um die Berufung. Das ist meine Arbeit, ich kümmere mich nie um normale Prozesse, nur um Berufungen. Dafür lese und schreibe ich sehr viel.

Ich lese mir eine Mitschrift des Prozesses durch und suche nach Fehlern, die korrigiert werden sollten, weil sie entweder zu einer falschen Verurteilung oder einer zu langen Haftstrafe geführt haben. Wenn ich einen Fehler finde, beantrage ich eine änderung des Urteils, indem ich kurz die wichtigsten Fakten zusammenfasse und eine kurze, aber möglichst überzeugende Argumentation aufbaue. Das macht mir sehr viel Spass.

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Interview: Dietmar Stork

http://www.touchandgorecords.com/bands/band.php?id=34

Links (2015):
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