März 17th, 2007

BEATSTEAKS TOURBERICHT (#96, 10-2002)

Posted in artikel by andreas

Tourtagebuch

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15. 3. 02

Tomate (Schlagzeug) spricht: Liebe Trustleser, wir sinds, die Beatsteaks aus(aus) Berlin, aber Straighte Eier Fans dürfen auch Beatbulletten zu uns sagen. Zwischen euern Fingern haltet ihr unser Tourtagebuch….das Logbuch der Living Targetstour, zweiter Teil – denn stellt Euch vor wir sind gerade nicht in Berlin, und auch nicht im Krankenhaus, sondern im Club Vaudeville in Lindau, weil heute unsere Tour weitergeht. Krankeit ade, Arnim und seinem Knie geht`s wieder gut, die Kapselentzündung ist vergessen…..alle sind wohlauf und REVOLVER aus Braunschweig sind seit heute mit an Bord und supporten uns ab jetzt was das Zeug hält. 

Lindau ist sicherlich das schönste Fleckchen Erde das man sich in Lindau vorstellen kann. Hier in Lindau stieg damals so gegen 1943, als es los ging mit dem Kriegsende, ein junger amerikanischer GI namens Elvis Aaron Presley, nach sechsmonatiger überfahrt an Land, um der verstörten, aber doch wehrhaften Bevölkerung (die meisten davon im Widerstand) den Rock und Roll und Lucky Strikes zu bringen. Hier schrieb auch Woody Guthrie seinen wohl bekanntesten Song: „This Land is your land“ um der Einwohnerschaft (meist stramme Kommunisten) Tribut zu zollen….wir nehmens damit nicht so genau, sondern halten es mit Ween: „Never wave a flag when you`re Rockin“ Rollin“ – in diesem Sinne gebe ich weiter an El Kanté, Fluppi, Torsten, unseren Bassisten:

El kantÈ(Bass) spricht: …Elvis wollte singen, Kim will kiffen (www.kimwillkiffen.de) und wir sind endlich wieder mit der Nase im Strassenstaub. Ihn zu schlucken ist uns eine Wohltat. Lindau (da kennt sich Tomate aus, auch wenn er nicht weiss, mit welchem Geld hier bezahlt wird) heisst das Ende der staubigen Strasse heut, nett nett nett. Robert, unser Reiseleiter sagt, heute kommen 631 Leute. Der weiss das, der macht das schon voll lange und ausserdem isser der Chef auf der Reise, der Penner. Wird schon noch sehen, was er davon hat. Wir ordnen uns unter und spielen heute Abend fröhlich auf, fein fein fein.

Tomate: Tja, soviel von Torsten und Lindau, was wir unter fein fein fein spielen verstehen müsst Ihr dann bei Gelegenheit mal selber rausfinden, doch lest selbst wie es uns weiter so ergeht:

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16.03.02 Will Remise

Tomate spricht: Tja, zweiter Tag – schon die Waschtasche verloren, – wo soll das nur enden…der Abend in Lindau steckt dem einen und den andern noch einigermassen schwer in den Knochen, Sprachstörungen überall, Katzenjammer, Bernd, einer von drei „Gitarristen“ sucht immer noch einen gewissen Manfred (Trustleser? Schnapshändler, oder doch nur eine seiner vielfältigen Marienerscheinungen? Hört er Stimmen aus der Steckdose?…….egal). Der Club Remise ist wie gemacht für die Turbo AC`s und alle andern Flammenheinis, Flammen anner Wand – Kozic-Plakate ringsrum,….und das wichtigste: Schööööönes Wetter. Im Büro hängt das schönste WHO-Poster von der Welt, wo wir Menschen wohnen. Werde ich es dem Veranstalter noch abschwatzen können? Hoffen und Bangen, und wenn nicht, wer schenkt mir eins……wie ihr schon merkt, jeder versucht seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, aber was hat das Euch zu interessieren….

Jens von Revolver wundert sich darüber dass die Kids die seit 13.00 Uhr vor dem Club rumhängen schon so verblasen sind, dass kaum davon auszugehen ist, dass sie das Konzert noch mitverfolgen können – aber das kennt ihr sicher schon und deswegen lass ich jetzt mal lieber Robert ein paar knallharte Fakten Fakten Fakten von sich geben;

Robert (Tourbegleiter): Verdammt, ich hab echt die Schnauze voll! Das geht mir echt voll auf den Sack! Ich hab auch einfach keinen Bock mehr! Hätte ich doch nur einen ordentlichen Beruf gelernt, dann müsste ich mir jetzt diesen Scheiss nicht antun. Ich habe auch immer gesagt, dass ich mich nie mit Leuten abgeben will, die nicht mal wissen, wie man einen Uff-da tanzt. Und jetzt muss ich mich auch noch auslachen lassen dafür, dass ich diese Art der Bewegung manchmal einfach zelebrieren muss. Na ja, jetzt ist es zu spät. Ich kann mir ja überlegen, ob ich, wenn wir zurück kommen, doch mal etwas wegen meiner Sozialisation unternehme. Mama fänd`s bestimmt gut…

Tomate: Ok, das könnt Ihr nicht wissen: Uff-Da ist so ein altes Ost-Post-Hardcore-Ding bzw eine Tanzform mit der der Osten dem guten alten West-Terror-Pit den Rang ablaufen wollte……was daraus wurde ist inzwischen Geschichte, und ich brauch es Euch nicht zu erklären….. nur ein kleines gallisches Dorf bzw unser Reiseleiter Robert wehrt sich noch gegen die Sick of it All-Keule, wie konnte dieser Typ sich nur zu unserem Tourbegleiter hochdienen,…..vielleicht bringt der morgige Tag etwas Licht in die undurchschaubaren menschlichen Verflechtungen zwischen Band und Crew, für heute solls genügen…

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17.3.02 Solothurn – Kofmehl

Tomate spricht: Wil übertraf alle Erwartungen, die wir hatten. Das Konzert – eine wilde Mischung aus Rockoper, Punkrockgehacke, Black Music-Disco und etwas Jonglage war brilliant, im Publikum war niemand über 20, und alle waren begeistert. Nur das Who-Plakat blieb wo es nicht hingehört: Im Büro des Veranstalters(seufz).

Heute früh stehen wir schon wieder in einem feinen Club und köstlicher schweizer Käse wird zum Frühstück gereicht. Nur einer stimmt nicht mit ein in den Chor der Dankbaren und ist dabei, direkt vor unseren Augen ein unmenschliches Terrorregime zu installieren. Die Rede ist natüprlich von unserem Tourmanager Robert. Wo wir hinkommen lauern Roberts Schergen (Veranstalter) auf uns, und zwingen uns mit ihrer Knute in die unmenschliche Tretmühle, die Robert liebevoll „mein Music-Biz“ nennt…….

Zuckerbrot („Ja Du darfst Dich morgen waschen“) und Peitsche („21.45 seid ihr auf der Bühne sonst schepperts“) regieren in fröhlicher Eintracht….Süssigkeiten sind inzwischen rationiert….Bier gibts nur noch für den Busfahrer und Robert(sic). Es ist zum Ausderhautfahren, doch noch haben wir nicht aufgegeben – Das Auge des Musik-Biz sitzt in der Fratze des Tourbegleiters, wer kämpft kann verlieren, wer bei den Bulettten spielt hat schon verloren – no pasaran.

Keine Frage, dass es dann doch noch ein ganz netter Abend wurde, mit Anfassen und so….bevor wir uns nach Innsbruck aufmachten, wo wir unseren morgigen OFF-Day(Auszeit) verbringen werden.

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19. 03. 02 Auf der Suche nach Klagenfurt

Tomate spricht: Wie keine zwei Zeilen zuvor erwähnt hatten wir gestern unseren freien Tag in Innsbruck……….wir hätten es wissen müssen – freie Tage sind scheisse – es wird kein Geld verdient, nur welches ausgegeben, wenn nicht für Essen, Equipment, Trust-Abos, CD`s, Klamotten, Souvenirs, Briefpapier, Kino, Achterbahn, Drachenfliegen, Taucherausrüstung und Wanderschuhe, dann für Alkohol („Bringen sie mir bitte den besten und billigsten Wein, den sie haben…“)………….

was als harmloses zwangloses Beisammensein im Strassencafe bei Latte Macchiato und Sachertorte begann, endete in einem riesigen Besäufniss……. und auch Revolver haben schön mitgemacht, …..Jens (Sänger) und Markus (Licht) haben es mit dem Barmann nach Feierabend noch in einen Irish Pub geschafft und auch Bernde ist noch bedient und schläft…

el kantÈ spricht:…ich weiss seit gestern Nacht, was es heisst Angst zu haben, Angst vor einem Freund, Kameraden, Wegbegleiter und irgendwie Leidensgenosse. Doch gestern war alles anders, da machte Bernde keine Gefangenen, stellte keine Fragen, doch dafür das Hotel auf den Kopf. Es werden an anderer Stelle Beweise folgen und Euer Verständnis wird grenzenlos sein, Hand drauf.

Tomate beruhigt: Alles halb so wild, die Ankunft in Klagenfurt lässt allen Kummer und Kopfschmerz verfliegen. Zum Frühstück werden feinste italienische Leckereien gereicht: Oliven, Artischocken, in Alkohol eingelegte Honigmelonen, Paprika, Parmesan, Gorgonzola, Mortadella, italienische Salami, feinstes Weissbrot und frisch aufgebrühter Bohnenkaffee lassen unsere Herzen höher schlagen. So hoch, dass wir den Tag mit einer wunderschönen Darbietung unsererseits und begeisterten Zuschauern auf der anderen Seite beenden.Wie immer greifen wir tief in die Trickkiste des musikalischen Varietées, schlagen Saltos, covern Clash-Songs, werfen uns musikalische Bälle zu, fangen sie auf und legen sie wieder ab, verschiedene Fäden vereinigen sich zu dem einen Roten, und dankbar legen wir wie jeden Abend unser Schicksal in die Hände eines wundervollen Publikums.

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20. 03. 02 Wien – Arena

Tomate: Nach dem gestrigen Konzert wurds dann noch lustiger (kaum vorstellbar aber dennoch wahr), weil ELKanné hat ja Geburtstag bekommen – und heut morgen um 6.00 in der früh auch noch Besuch von seiner Freundin – somit scheint sich für ihn nach Jahren des Kummers, doch noch alles zum Guten zu wenden…. doch kommen wir zu wichtigeren Dingen: Der Empfang in der Arena ist vorbildlich: Mildtätige Zwerge bieten uns Kaffee und Internet-Zugang an….

die Haustechniker belästigen uns zum Glück erst nach 15.00 Uhr und dank Tom, unserem Soundmann bekommt auch „Disconnected“ (ein Spitzen-Song, den Ihr auf unserer dritten Langspielplatte LIVING TARGETS finden könnt) heut den letzten Schliff verpasst: Wir spielen es einfach mit zwei Bässen wegen dem Bums und so…wie Musiker (bei einem von denen mal einer von uns gewohnt hat) zu sagen pflegen…

Das Konzert macht viel Spass und ist auch sehr gut geworden…..im „Beisl“ feiern wir noch bis spät in die Nacht ohne darüber viel Worte zu verlieren, wir lernen neue Freunde kennen, werden von ihnen reich beschenkt. Glücklich und verkatert führt uns unser Weg weiter nach München…..alles schläft und schnarcht, nur Robert hat ein Problem bzw kein Licht in seiner Koje…..verzweifelt und betrunken fängt er an Kabelstränge aus dem Busboden zu reissen……

erste Schaulustige versammeln sich am Tatort, wo Robert inzwischen tatsächlich das blanke Ende der Strippe in seinen Fingern hält……Robert beginnt zu telefonieren wahrscheinlich mit einem KFZ-Elektriker wie Torsten vermutet……tatsächlich war doch eher seine Mama dran (Kontrollanruf?), denn Robert murmelt was von „kommt nicht wieder vor“ und „ja ich geb mir Mühe“ bevor er sich kleinlaut wieder ins Bettchen bewegt…..steht unser aller Boss unter der Fuchtel einer noch viel grösseren Macht, der Macht des eigenen Blutes????? Und was ist eigentlich ein KFZ-Elektriker?????

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21. 03 02 München- Backstage

Juhu – auch heute regnet es wieder in Strömen…….der Busfahrer ermahnt Hennrik, den Bassisten von Revolver, und mich auch unter starkem Alkoholeinfluss mehr Disziplin zu wahren…man kann Bierflaschen ja auch einfach auf dem Tisch abstellen und nicht immer direkt auf den Boden schmeissen……wir sind beide zerknirscht und versprechen alles mögliche…

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22.03.02 Leipzig – Conne Island

Senor el kantÈ spricht: Leipzig…hier begann, für mich jedenfalls, alles und heute soll`s hier auch weitergehen. Leider wird der dreckige Rest der Tour für mich eher beschwerlich. Der Geburtstag, nebenbei bemerkt einer der besten überhaupt, ist vorbei und keiner ist mehr nett zu mir. Tomate hat mich verdonnert was zu tippen, Baumann (Gitarre) will, dass ich auslade und Kurtzke (Gitarre) beschuldigt mich, das ganze warme Wasser ausgesoffen zu haben…und jetzt muss er kalt duschen. …das alles schmerzt schon arg, dass mich jedoch Tanja heut verlässt, ist echt die grösste Scheisse…na ja, och egal. Wie dem auch sei, der Ball ist rund, das Spiel geht über sieben Innings und wer zuletzt lacht, ist als Letzter fertig.

Nun gut, Leipzig hat das Völkerschlachtdenkmal, das Gewandhaus, die MMM (?), das Donaudelta und den Regenwald. Und wir werden retten, was zu retten ist. Und hoffentlich bleibt die Scene heut“ geschmeidig, denn wo Skater sind, da sind och Sprayer, verkündet unser Busfahrerorakel. SUMM!!!

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23. 03. 02 Chemnitz Talschock

Tomate: Leipzig gestern Abend: Wir haben gut gegessen und gut gerockt, und sagen „vieles danke“. Gag der Promoter verabschiedete uns in seiner Hausbar mit den Worten „Tschüss Hausband“ – das ist doch auch mal was.

Heute in Chemnitz im Talschock (Hardcore-Olymp!) sieht alles schon wieder ganz anders, gestern noch gefeiert, heut zu Autisten mutiert, die Anlage funktioniert nicht, der Hausstrom bricht zusammen und so weiter und sofort,…was soll nur aus uns werden?


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24. 03. 02 Cottbus – Gladhouse

Tomate: Trotz seelischer Verkrüpppelung wurd`s dann gestern doch noch ein prima Abend. Snappy Soles haben eröfffnet und ihre Sache ganz prima gemacht – auf jeden Fall waren ihre 50 Demotapes, die sie mitgebracht haben, im Handumdrehen vergriffen – ausserdem weiss ich schon, was ihr Schlagzeuger zum Geburtstag von der Band bekommt. Und auch für Revolver und uns, nahm ein unglückversprechender Tag mit stundenlangem Soundcheck und mehreren technischen Problemen, die natürlich alle Tom ausbaden musste, eine glückliche Wendung, und nach einem anstrengenden Arbeitstag, der nicht nur aus Musizieren sondern auch aus Tischkickerspielen und jeder Menge Nahrungsaufnahme bestand…….

versicherten sich alle nochmal ihre gegenseitige Loyalitöse, und fielen dann glücklich in die Kojoten. Heute dann der absulute Zuschauerminusrekord der Tour: Cottbus mit schlappen 200 Zuschauern, doch das ist besser als ein Spatz in der Hand oder Hundefutter auf dem Nachttisch, und die die da waren haben uns dann auch mitleidig auf die Schultern geklopft, und uns Kamillentee zu trinken gegeben, doch wir kommen wieder und dann werden wir schreckliche Rache nehmen!!!

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25. 03 02 Kassel – Spot

In Kassel angekommen: wohin das Auge reicht: Mildtätige Zwerge, die um unser Wohl besorgt sind. Ausserdem wohnt Markus, unser Lichtmann in Kassel und somit haben wir alle Trümpfe auf unserem Kartenhaus….. nur wenige erinnern sich an den ersten Beatbuletten-Auftritt in Kassel, bei dem Arnim nach 5 Songs die Kniescheibe wegflog… heute Abend passiert nichts derartiges – alle sind zufrieden und Kassel und so….spät nachts auf der Fahrt nach Berlin, schauen wir uns wie jeden Abend das Oasis Live-Video aus dem Wembley-Stadion an („Shithole“), laden Revolver in Braunschweig ab, und landen früh um zehn, glücklich und verkatert zuhause in unseren Betten, wo wir hingehören. übermorgen spielen wir im Columbia-Fritz, bis dahin ist strengste Bettruhe verordnet…..

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28./ 29. 03 02 Berlin Columbia Fritz

Tomate: Yippieeee, zwei Tage lang vor vollem Haus gespielt. Es war einfach mal famos. Wir sind auch heute – zwei Tage danach immer noch schwer beeindruckt und werden uns heute Abend in Nordhorn kaum auf die Bühne trauen, denn was soll denn jetzt noch kommen……..

Einen Tag nach Berlin haben wir deswegen sofort die Stadt verlassen um uns nach Holland abzusetzen – genauer gesagt nach Amsterdam um dort unser zweites Video zu drehen. Diesmal für Let Me In. Wir drehen in einem sogenannten Blue Screen Studio – mit einer Technik die vor 70 Jahren in Indochina, während des Korea-Krieges entwickelt wurde. Die Band wird dabei vor blauem Hintergrund gefilmt, welcher danach entfernt und durch andere – willkürlich zusammengestückelte Bilder ersetzt wird – meist handelt es sich dabei um alte Familienfotos von Bernde aus seiner Pionierzeit. Mal Schauen was dabei rauskommt.

Und jetzt sitze ich hier in Nordhorn vor der Scheune und warte darauf, dass man uns aufmacht – Drinnen im Saal werden schon Mikrofone gecheckt, wie man hier ganz deutlich hören kann – doch niemand lässt uns rein……. Ach ja: Ab Berlin sind die Jungs von River City High, die nach verletzungsbedingter Absage des ersten Teils der Tour nach Amiland zurückgeflogen sind, wieder dabei.

El kantÈ spricht: Berlin, Berlin, Ber… was soll man da noch sagen, ausser das es ein riesengrosses Fest, über zwei Tage war, inclusive Elternabend und Skatrunde, Hallenhalma, Wellenreiten. War wohl nicht das übelste was alle Beteiligten abgeliefert haben. Die Leude, die Crew, der Veranstalter, die Band.

Riesenprops an Chefin Arnim, unserem Sänger, sie hat mal wieder bewiesen, dass sie nicht zu Unrecht von ALLEN geachtet, geliebt, begehrt wird. Die Alte hat halt Skillz und kam am zweiten Tag mit allen Unzulänglichkeiten zu Rande. Wer da war weiss, wie das gemeint ist. Danke aber auch an alle anderen vier Betabouletten, ohne die ich wohl nie mein schönstes, unchristlichstes Osterfest verbringen konnte… Schnüff, Schluchts….

Tomate: Nordhorn war dann doch die beste Show, die wir je gespielt haben. Und wieder kamen Freunde vorbei. Und die nächtliche, üppig und übliche Punk-Rock-Diskussion vorm Bus hat auch nicht gefehlt…ja liebe Trust-Leser, die dürfte Euch ja auch nicht fremd sein….wo beginnt der Verrat, was ist Sellout sind 10 Euro zuviel für eine Punkrockshow, darf man Videos drehen…bla, bla, bla, ja ja ja…danke wir waren tscüss.

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Hamburg- Schlachthof

Es konnte nicht mehr besser werden als gestern, und wurde es doch. Und noch mehr Freunde kamen vorbei. Nach der Show sassen wir mit eben jenen noch lange in der Bar nebenan, waren sehr desperate und haben unsere Arme gedrückt. Man erklärte uns, wer Kool Savage ist, goss uns Schnaps ein….und redete uns gut zu… Robert bedankt sich bei Dirk. Torsten bedankt sich bei Lars. Peter bedankt sich bei „Teenagerliebe“. Bernd bedankt sich bei sich selbst und seinem überlebenswillen…. Thomas bedankt sich bei Thin Lizzy und Arnim bei Nena. Alle bedanken sich bei Kiki.

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Hannover – Musikzentrum Nord

Ein schöner Tag um ein Konzert zu spielen. So heiss wie heute wird es nimmer mehr. Bernds Jacke fängt durch einen Scheinwerfer Feuer. Ich giesse mir 5 Flaschen Wasser über den Kopf. Peter geht in die Knie… Tom ist klatschnassgeschwitzt…es nützt alles nichts…wieder sind Freunde da… und Punkt 24 Uhr wird „Wahre Freundschaft“ angestimmt, weil ich Geburtstag habe……es wird noch ein wunderschöner Abend im Bus, der Eingangsbereich wird zur Tanzfläche, alle ziehen sich aus….

hören Musik und tanzen dazu, zu den schönsten Songs die ihr euch vorstellen könnt………… viiiiieeeeelen Dank…….. morgens um zehn werden wir unsanft geweckt. Wir sind in Antwerpen gelandet. Das Hotel lädt zum einchecken ein:Frühstück wartet und danach das Bett……

Stean (Defiance-Rec/Tourbegleiter River City High) spricht: Als gebürtiger Belgier ist es immer schön, während einer Tour im eigenen Land halt zu machen. Antwerpen gehört zu den schönsten belgischen Städten und ich kann es nicht erwarten, in die Stadt zu kommen. Nach ein paar Busminuten ist dann die ganze Mannschaft in der Innenstadt zugegen und auf der Suche nach Essen. Die hälfte sehnt sich nach belgischen Pommes und die andere Hälfte geniesst ein gourmetähnliches Essen in nem Szene-Fress-Laden.

Heute kein Soundcheck, kein Merch-Aufbau, einfach nur relaxen und die Sonne und hübschen belgischen Mädchen geniessen. Die Jungs von River City High lassen sich in einem Möchtegern Foltermuseum abrippen (Eintritt 5,50 Eur um ein paar fake Folterinstrumente und Fotokopien zu sehen, auf denen man schwer erkennen kann, ob da üerhaupt jemand gefoltert wird…). Jetzt sitzen wir allesamt auf der Fähre nach England, um die (leider) einzige Show auf der Insel zu spielen. England ist teuer!!!!

El kantÈ : …ja unser Klaus (Busfahrer) hat den Kopp voll, denn der Engländer an sich ist ein begeisterter Zöllner und Repressalienausteiler. Na ja, nicht unser Problem. Wir sitzen in`ner Fähre, geniessen teures Fast-Food und schlechte Musikvideos. Wir bescliessen bald mal mit dem Amis tanzen zu gehen, denn die haben den Flow und Bob (einer der Gitarristen) ist wohl einer der begnadetsten Tanzmäuse unter der trüben Sonne Südenglands. Da geht`s heute hin und wir haben noch eine Rechnung offen. Ihr wisst ja Anfang der Sechziger ham“ die uns die Beatles geschickt, das schreit nach Vergeltung…England wir kommen…

…also den Anzug gebügelt, die Salzflecken aus den Hemden gezutscht und endlich mal wieder auf der Bühne (Band+Robi) am Pult (Tom) und am Merch (Robin) schöööön geschwitzt.

Tomate: Na ja, Southampton sieht nicht gerade so aus als ob sich die Beatles hier besonders wohlgefühlt hätten, aber vielleicht wohnt hier ja die Uroma von Paul… und ich sollte meinen Mund halten – aber ganz wie es meine Art ist, kann ich meine wirklichen Gefühle nicht verstecken und platze jetzt raus damit. Direkt auf den Bürgersteig dieser jämmerlichen Stadt, die nur aus Fussball und der berühmten besten Strasse, die aus ihr hinausführt, besteht. Was bitte schön wurde denn hier schon besonderes geleistet? Etwa die Titanic gebaut? Bääh! Was hat uns der Engländer denn schon gebracht, ausser dem zweiten Weltkrieg?

Ich habe keine Ahnung, wir hatten wenigstens die Rattles oder die Lords – dafür bekamen wir Phil Collins. Pah! Buh! Ich bin stinksauer und kann mich kaum auf den Soundcheck konzentrieren. Ausserdem stösst mir schon länger auf, dass es in Toms (Soundmann) Koje aussieht wie bei Schweins unterm Sofa. Wenn er diesen Sauhaufen nicht bald aufräumt, werde ich keine einzige Nacht mehr bei ihm verbringen,…da nützt auch sein lausiges Spiegel-Abo nix, Punkt.

Spider,T-Shirtverkäufer: Noch eine Stunde bis die Türen aufgehen. Tom, Tomate und ich sitzen im Bus und hören alte Stones-Stücke. Aber selbst das kann Tomate nicht völlig beschwichtigen. Er hat soeben eine Kojen-Kontrolle angekündigt und wirkt sowieso den ganzen Tag schon ein wenig gereizt. Liegt das jetzt nur daran, dass Tom seine Koje nicht in Ordnung hält (also da sieht es wirklich furchtbar aus), oder dass ich es eben gewagt habe „I got the blues“ ein bisschen die Lautstärke zu nehmen; man weiss es nicht. Wahrscheinlich wäre er lieber zum örtlichen Fussballspiel gegangen, anstatt vorschriftsmässig den Soundcheck durchzuführen. Gerade bahnt sich ein Revierkampf zwischen Robi und Tomate an – mal sehen wer zuerst markiert.

Tomate: Na wehr wohl….aber egal…. die Show nahm heute eine unerwartete Wendung… nach 30 Minuten verwandelten wir uns in eine Cover Band und haben alle unsere Lieblingssongs nachgespielt – Arnim entdeckte seine Liebe zum Schlagzeugmonitor und wurde mit ihm in eindeutiger Position gesehen, ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass von meinem Drumset heute Abend auch nicht viel übrig blieb… alles in allem eine runde Sache…. und englische Hooligans scheinen uns echt zu mögen…. endlich mal Applaus von der richtigen Seite….. auf der anschliessenden überfahrt wurde ich dann seekrank……

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07. 04 Amsterdam – Melkweg

el kante: …na ja Ordung hin Ordnung her, der eine kanns, der andere hat sein Häuschen im warmen gebaut (?). Egal, wie dem auch sei, tut ja nüscht zur Sache…wir sind in Amsterdam und haben eines der besten Boulettenauftritte hingelegt und mir schien die ganze Zeit schööön die Sonne aus`m Arsch!!! Sogar Käpt`n Vorsicht (Gitarrist Peter) hat diesmal vor nichts halt gemacht und sachlich Don Tomate angerotzt. Da blieb kein Auge trocken. Anschliessend konnten wir uns allesamt davon überzeugen, dass Busfahrer Klaus richtig `ne Konnifäre ist, auf dem Gebiet des Busbewegens. (O-Ton J. „oh fuck, klaus is awesome, he`s driving a big house“)

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08. 04 Frankfurt Batschkapp

Tomate: So, Wochenende ist auch wieder vorbei, eigentlich nicht viel passiert, und irgendwas hat uns heut morgen hier ausgespuckt, sofort beginnt ein emsiges Treiben gegen das ein Ameisenhaufen ein Ameisenhaufen ist. Innerhalb von fünf Minuten lade ich unseren Trailer alleine aus. James (Sänger River City High) findet heraus, dass in der Hauskneipe 75% Absinth ausgeschenkt wird – ich verspreche ihm die Trinkmodalitäten zu erklären – sehr desperate, but whatever floats your boat, don`t block the flow… wir lernen langsam von River City High und versprechen natürlich auch unser möglichstes zu tun und enden dann eh im selben Boot, was wir dann erstmal ausgiebig begiessen besonders wenn Freunde zu Besuch waren, wie heute zum Beispiel. Auf jeden Fall sind wir immer noch schwer beeindruckt, und sind gleich weiter nach Saarbrücken gefahren, weil uns jemand gesagt hat, da wäre es noch
schöner.

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09. 04 Saarbrücken – Garage

Als wir unsere Augen öffnen erschrecken wir zu Tode: Wir stehen in einer riesigen Disco bzw. Halle, die ungefähr hunderttausend Besucher fasst. Aber Abends wurds dann doch noch voll was wahrscheinlich daran lag, dass soviele Freunde von uns zu Besuch waren….und das Konzert war sehr schön.

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10. 04. Bochum – Matrix
Heut war wohl nicht mein Tag, ….habe diese wundervolle Show, die wir den Zuschauern jeden Abend bieten mit meinem kleinen Arsch komplett eingerissen, da konnten die andern tun und lassen was sie wollten….schliesslich hab ich die Trommelstöcke aus der Hand gelegt, bzw. dem ersten Zuschauer, der die Bühne erklomm, in die Hand gedrückt….so dass er sich ans Schlagzeug setzte und mein schwachsinniges Rumgekloppe ausbadete, vergessen machte, auslöschte, und die Ehre der anderen Beatbuletten rettete……und ich mich ausgiebig dem Stagediven widmen konnte…..so ging doch alles nochmal glimpflich schief……traurig aber doch freudig erregt lege ich mich in meine Kombüse, bitte um Vergebung, und schwöre in Köln alles besser zu machen.

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11. 04. Köln – Live Music Hall
Wir trauen uns heute kaum in den Club….vielleicht könnt Ihr das nachvollziehen wenn ich Euch erzähle wer vor uns schon alles hier war: Faith No More, Nirvana, Beastie Boys, Soundgarden, Kim Wilde, Duran Duran…. und wir. Was wollen wir dann denn überhaupt schon noch hier……. ganz einfach, das beste Konzert vonne Welt spielen…….. ob wir Recht behalten oder nicht, das verrät Euch demnächst vielleicht ich…….

Stefan: Tja, letzte Woche Belgien und heute Köln, meine Wahlheimat. Die LMH kenne ich gut, wir verirren uns hier oft betrunken in die New Metal-Emo-Whatever-Hype-Disse und es ist schön nach einigen Jahren hier nochmal ein Live-Konzert zu sehen. Für River City High ist das heute sowas wie ne Hometown-Show, denn in Köln befindet sich das Defiance-Records-Headquarter. Hoffentlich wird das hier für die Jungs DIE Show in Europa… Wir werden sehen und zählen natürlich auf Euch, die Jungs zu unterstützen. Die rocken ihren Arsch ab, ehrlich. Und ne überraschung gibt`s beim letzten Song immer….

Peter (Gitarre) spricht widerwillig: Es ist soweit, wir haben den Grip verloren: Zu grosse Bühne, zuviel Licht,….euer Peter.

Arnim (Sänger) kontert: Was denn, was denn, was denn. Das ist ein Fotograben wie ich ihn mir immer gewünscht habe, ein Dressing Room ganz für mich alleine – ich glaube ich ziehe heute einen pinkfarbenen Anzug an. I love you all…..

Uwe Sabirowsky (Produzent) ist zu Besuch und spricht: Nach einem sehr abwechsungsreichen Tag im Studio, bin ich früh in die LMH geradelt und habe mich früh in den „Feierabend“ entlassen. Heute ist Beatsteaks-Tag…die Buletten spielen in der LMH! Natürlich musste ich nochmal ins Studio umkehren und all die Türen wieder auf und zuschliessen, da ich zum x-ten mal den Karton vergessen hatte, in dem sich die ganzen Masterbänder für die längst veröffentlichte CD „Living Targets“ befanden…..-

Nun ja, nun sitze ich hier Backstage und geniesse die angenehme Runde mit allen wieder zusammen sein zu können… neues Sweatshirt….neues Video gesehen….echt geil! „Dit rockt“, würden die Berliner sagen….globe ick.-, Nachdem man sich untereinander alles erzählt und ausgetauscht hat bin ich dann runter auf ein Bier, denn die erste Band spielte bereits. An der Theke stand Allen ex Sänger von Headcrash und hatte sich direkt für das Getränk eingesetzt. Joh…und nun spielt River City High und auf mich warten noch mehr Freunde! Also rockt weiter so und bleibt uns treu!

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12. 04. Karlsruhe – Substage

Tomate: Der Kölner an sich gehört wohl zu der reservierteren Sorte Mensch, deshalb wars zwar schön aber nicht soo euphorisch wie sonst jeden Tag und jede Minute….. aber schön alleine reicht uns nicht mehr….. so mussten die Aggressionen auf andere Art raus was in einer riesigen Bierspritzschlacht im Sonic Ballroom endete…. auch machten Pläne über Tankstellenräubereien die Runde….. alles mögliche wurde ausgeheckt, das wenigste davon in die Tat umgesetzt….weil wir lieber nach Karlsuhe weiter sind wo es am schönsten sein soll…..

Und tatsächlich….. so ist es auch….. wie nett kann man eigentlich behandelt werden……. viel netter geht`s eigentlich nicht mehr, und das obwohl gestern DIE HAPPY da waren, da hätten sich doch Aggressionen aufstauen müssen, die man an uns……. aber nichts davon….. es war fantastisch, wir sagen danke, denn wir sind tschüss aus Berlin.

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13. 4. Bielefeld – Kamp

Tomate: Heute ist also unser vorletzter Tag, und ihr glaubt es kaum: Es sind wieder Freunde zu Besuch: Unter anderem schauen die Donotletten vorbei, Farin U. und Janni/Steffen von Thumb. Nach der Konzert versuchen wir in einem 50minütigen Dauerlauf in eine „angesagte“ Black-Music-Disco zu gelangen, um die Tanzbeine zu schütteln („ist das dein Arsch oder meiner…..“) – zum Glück werden Markus und ich bald erlöst und dürfen mit zu den Geschwistern Fürchterlich in den Eingang No 7….

wo wir alles nachholen…. den Tischkicker gar meisterlich (viel Kampf, wenig Spiel) traktieren, und das Tanzbein schwingen bis das Radio schliesslich brennt – viel zu spät kommen wir alleine in der Nacht zurück an den Bus – holen uns eine Standpauke ab, bevor alle glücklich ins Bett gehen ……bis wir unsanft in Stuttgart geweckt werden.

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14. 04. Stuttgart – Röhre

Wieder sind Freunde zu Besuch, diesmal aber nur welche von mir, schliesslich bin ich ja keine dreissig Kilometer von hier auf die Welt geprügelt worden, nach einer extrem harten Kindheit (Kindergarten, Knast, Abitur) wollte ich nach Italien in“ Urlaub fahren, bin aber versehentlich in Berlin gelandet, wo ausser den anderen Beatbulletten immer noch keiner mit mir reden will……. und jetzt bin ich plötzlich wieder hier. Ich lasse mir meine Verwirrung nicht anmerken, denn schliesslich ist heute der letzte Tag – und heute gilt keine Entschuldigung. Wie zu erwarten war ist das heute der Schlusspunkt der Tour, was in einer riesigen Instrumenten-, Wasser,- und Pizzaschlacht auf der Bühne endet bei der sich auch River City High nicht lumpen lassen und mit uns Territorial Pissings (sic) zum Besten geben……

noch auf der Bühne brechen wir in Tränen aus, denn schon morgen heisst es Abschied nehmen,….. Jay, James, Bob und Marc fliegen zurück nach Richmond und wir müssen unser Dasein weiter in Berlin, der schönsten Stadt der Welt fristen und trocken Brot, bzw. Pizza essen, und dazu ausgezeichneten Rotwein schlürfen…… in diesem Sinne: In zwei Wochen fahren wir wieder los…. River City High haben nur eine Woche frei, und wahrscheinlich war das der Beginn einer wundervollen Freundschaft…….

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