Fernes Unrecht Fremdes Leid – Von der Durchsetzbarkeit internationalen Rechts, Gerd Hankel
Hamburger Edition, Mittelweg 36, 20148 Hamburg, www.hamburger-edition.de
Der Autor ist Jurist, Sprachwissenschaftler und Völkerrechtler und genau darum, also um internationale Gerechtigkeit und ob es die geben kann oder wie es bisher damit steht, geht es. Gleich eines vornweg, das ist ein super-akademisches Buch und Spaß am lesen ist was anderes. Es ist zwar verständlich, aber so dermaßen Wortreich und intellektuell verschachtelt geschrieben, das man schon Durchhaltevermögen benötigt um sich durchzubeißen. Obwohl das Thema natürlich ein sehr spannendes ist, denn das Recht wird ständig und überall gebrochen, mal mehr mal weniger. Aber es gibt immer Opfer und Täter und es gibt auch ein globales Rechtsverständnis, welches aber natürlich auch eher westlich orientiert ist.
Kurz gesagt handelt es sich auch beim Internationalen Strafgerichtshof um eine Einrichtung bei der Menschen arbeiten und deshalb ticken die halt wie wir Menschen mal ticken. Deshalb läuft auch auf allerhöchster juristisch-globaler Ebene eine ganze Menge nicht so wie es sollte. Eine wirklich haargenaue Analyse der Problematik findet sich hier. In Details einzusteigen würde mich als Laien hier überfordern und dürfte auch die wenigsten der Trust-Lesenden wirklich interessieren. Es geht natürlich unter anderem um die Nürnberger Prozesse, um den Völkermord in Ruanda, es wird erläutert was genau Recht ist und woher es kommt. Weshalb uns Fernes Unrecht nicht so sehr berührt wie Nahes und ebenso verhält es sich natürlich mit dem Leid. Die Voraussetzungen für ein moralisches Rechtsempfinden werden erörtert. Zivilisatorischer Versuch und Fortschritt – soviel sei verraten, es ist mehr ein Versuch als echter Fortschritt, es sind ganz kleine Schritte die wir gehen und es gibt immer wieder Rückschläge. Was zu tun ist, wenn Unrecht geschieht ist auch nicht ganz so einfach, es gibt natürlich unterschiedliche Sanktionen von der Diplomatie bis zu militärischer Intervention die im günstigsten Fall eine gerechte Strafe zur Folge haben. Und dann ist da natürlich noch die Sprache, wie man Unrecht erfasst und zum Ausdruck bringt. Puh, ihr seht schon, es ist keine leichte Kost. Eigentlich würde es ausreichen Kapitel V „Welche Perspektiven es gibt, wann mit dem Eintritt welcher Perspektive zu rechnen ist und welche Folgerungen daraus zu ziehen sind“ zu lesen. Denn dann weiß man das es nicht sehr gut aussah mit dem internationalen Recht und dessen Durchsetzung und das die Zukunft auch nicht sehr rosig aussieht, kurz gesagt. Wer das von professioneller Seite mehr als deutlich vertiefen will und sich nicht daran stört das es teilweise eine ziemliche Wortklauberei ist und beinahe alles zerredet beziehungsweise zerdacht und zerschrieben werden kann – der ist hier absolut richtig. Und natürlich ist es nicht besonders aufbauend wenn man zwischen den Zeilen lesen kann, das wenig so läuft wie es laufen könnte und das sich das in Zukunft auch nicht wirklich ändern wird. Von einer echten Zivilisation sind wir noch weit entfernt und natürlich ist es besser kleine Schritte zu gehen als gar keine, aber beruhigend wirkt das dann auch nicht. Wir sind und bleiben halt Menschen, internationales Recht hin oder her und niemand wird sich „einfach so“ sanktionieren lassen. Siehe Gegenwart. Eigentlich ein gutes Buch, aber nicht wirklich zu empfehlen. Wenn dich aber so was nicht abschreckt, dann lohnt es sich, da es inhaltlich und handwerklich natürlich spitze ist. 348 Seiten, Gebunden, 35,00 Euro (dolf)
Isbn 978-3868543957
[Trust # 232 Juni 2025]