August 12th, 2008

Dance of Days – Punk, DC – Mark Andersen & Mark Jenkins

Posted in bücher by Dolf

Ventil Verlag, Augustinerstr. 18, 55116 Mainz, www.ventil-verlag.de

PunkDC

Jetzt ist dieses starke Buch in deutscher übersetzung erschienen, ich hab das Monster ja schonmal vor 4 Jahren im englischen Original gelesen, weshalb ich das Ding nicht nochmal lesen will (eher aus Zeitgründen, denn ob des Inhalts) die paar Seiten die ich las waren auf jeden Fall sehr gut übersetzt (von Julia Gudzent), was ja bei solchen Büchern immer ziemlich wichtig ist. Es ist nicht das Original Cover und man merkt auch das Verkaufsargumente beim Untertitel auswählen nicht ausser Acht gelassen wurden, aber das ist verständlich und stört nicht wirklich.

Es gibt noch ein „extra“ Vorwort von Robert Ehrenbrand(???) ansonsten sag(te) ich dazu: Es dauert einige Zeit sich diese gut 400 Seiten durchzulesen, aber die beiden „Mark’s“ behandeln 20 Jahre Punk in Washington DC – und das machen sie sehr genau. So genau das man sich fragt ob sie die Idee für das Buch seit dem ersten Tag in ihrer Szene hatten und all die Jahre immer und überall Papier und Stift bereit hielten damit sie im laufe der Zeit Worte festhalten um sie dann Jahre später wieder zitieren zu können – während der Arbeit zum Buch.

Egal wie sie es gemacht haben, sie haben es sehr gut gemacht, sehr detailiert, man erkennt sofort das es sich bei den Schreibern um Leute handelt die dabei waren und nicht irgendwelche Journalisten die nichts mit der Sache zu tun hatten und darüber schreiben was sie so beobachten. Das kann gut sein, aber auch schlecht. In diesem Fall war es gut denn der Leser bekommt einen sehr guten Eindruck von dem was da los war, man kann von dem Buch lernen gewisse Geschehnisse besser zu verstehen weil man die Verbindungen erfährt.

Ebenso erfährt man das die „DC punk community“ fast schon sowas wie eine „community“ in der „community“ ist. Es gibt wohl keine andere Stadt in der sich so viele Leute schon so lange, teilweise fast bis aus dem Kindergarten – kennen, bzw. fest befreundet sind und immer noch aktiv und kreativ in der Punkszene geblieben sind. Natürlich liest man über Minor Threat, Ian McKaye und Fugazi, aber darauf ist der Hauptaugenmerk nicht gerichtet, man findet vielmehr auch alles über alle anderen Bands aus der Hauptstadt. Man muss es ganz klar sagen, die haben sich echt den Arsch bei ihrer Recherche aufgerissen (oder eben über all die Jahre wo sie die Informationen zusammengetragen haben) und das Endresultat ist auf jeden Fall mehr als befriedigend.

Es ist niemals langweilig zu lesen (naja, vielleicht ein paar Seiten am Ende des Buchs, wenn der Autor über die „after Nirvana“ Zeit von Punk spricht), es ist leicht zu lesen. Wenn man es mit dem „American Hardcore“ Buch vergleicht ist es auf einem deutlich höherem intellektuellen Niveau geschrieben – zumindest waren in der englischen Version viel mehr Wörter die ich nicht kannte als bei Blush’s geschreibsel (ob es das bald auch noch auf Deutsch gibt?)
Es wäre Unsinnig detailiert darüber zu schreiben „über was“ das Buch nun so alles berichtet, das musst du schon beim lesen selbst rausfinden.

Es bleibt festzustellen das viel zitiert wird und auch viel auf mündlich überliefertes zurückgegriffen wird – aber die beiden Autoren schreiben auch viel selbst, was für sie ja kein Problem darstellt da beide von Anfang an dabei waren und es immer noch sind. Hin und wieder werden mir da ein paar Personen/Bands/Momente zu „glorifiziert“ dargestellt, das kommt dann irgendwie so rüber als ob mehr draus gemacht wurde, als eigentlich war, damit es wie „echte“ Geschichte rüberkommt.

Aber auch das ist ok, man kann Dinge eben unterschiedlich zum Ausdruck bringen. Mein wahrscheinlich grösster Kritikpunkt ist das die Autoren sehr diplomatisch gegenüber DC Leuten sind die letztendlich auch nur ein paar Deppen sind, aber Teil der Familie (man kann es Familie nennen, wenn man mag, man könnte es auch Gang oder „Elitäre-in-szene“ nennen wenn man der Sache gegenüber Negativ eingestellt ist). Aber zum Glück kann man schon noch erkennen wenn Leute was falsch machen (auch hier, wie in dem anderen Buch, ist es offensichtlich das die Bad Brains ne ganze Menge falsch gemacht haben – für ihr Verhalten hätten sie schon von einem viel früheren Zeitpunkt boykottiert gehört).

Es überrascht auch nicht das einige der heutigen „stars“ früher in ihren Anfangstagen ziemlich viel Mist gebaut haben, weil sie halt einfache Kids waren andere haben sich im Laufe der Zeit entwickelt – von (manchmal verwöhnten) Bengeln zu dem was sie heute sind – was nicht immer zu ihrem besten ist. Gut auch das man erkennen kann das in den Anfangstagen von DC punk/hardcore so viel mehr abging als das über was das andere Buch, „American Hardcore“ berichtet. Das (diese positiven Aspekte) hat mir schon immer an dieser Szene getaugt und gab mir das Gefühl etwas mit der Szene dort – bzw. den Leuten in ihr gemeinsam zu haben. Ich kann das Buch wirklich wärmstens empfehlen, für Leute die es interessiert wo viele Dinge hergekommen sind (ich zitiere:

„At this gig, McKaye rejected a new label Thrasher, a slick skater magazine, had dubbed the city’s new punk sound „emo-core“. Although the singer called this „the stupidest fucking thing I’ve ever heard of“, the name would stick.“ das, liebe Leute hat er 1986 gesagt!), um zu verstehen warum manche Dinge heute so sind wie sie sind. Natürlich auch klasse für alle die Interesse an der DC Szene/Musik und ihrem Background haben. Es soll nicht unerwähnt bleiben das es massig Fotos und Flyerart als Illustration gibt. Ich bin wirklich froh das Buch gelesen zu haben. Letztendlich bleibt nur zu hoffen, das – sollte mal jemand sowas für Europa auf die Beine stellen – die Leute auch wissen von was sie schreiben. (dolf)

Paperback, 17,90 Euro

ISBN: 10:3-931555-86-0

ISBN: 13:978-3-931555-86-3

[Trust # 122 Februar 2007]

 

Both comments and pings are currently closed. RSS 2.0