Oktober 3rd, 2025

Wie die Ernährung der Welt wirklich funktioniert – Ein Fakten-Guide, Vaclav Smil

Posted in bücher by Dolf

Verlag C.H. Beck Wilhelmstraße 9, 80801 München, www.beck.de

Man muss schon ein absoluter Zahlenfreak sein um das hier genießen zu können, denn der Autor quantifiziert hier wirklich alles und genießt es ohne Ende der allwissende Erklärbär zu sein. Das ist immer gut recherchiert aber die Masse an Zahlen und Fakten erschlägt einen und man fragt sich ein wenig was der Sinn dahinter sein soll. Und das man nicht alles in Zahlen fassen kann wäre dann nochmal ein anderes Thema. Das die ganze Welt nicht vegan werden wird ist jetzt keine Überraschung, das wäre ja so als ob man erwarten würde das alle Menschen aufhören an einen, oder mehrere, Gott zu glauben. Aber, wenn du an so was Freude hast, dann wird hier einiges an Fakten geboten – ob das dann alles genau so stimmt, kann überprüfen wer das will.

Die acht Kapitel befassen sich mit der Landwirtschaft, weshalb wir bestimmte Pflanzen und Tiere essen und andere nicht, was und wie wir anbauen und wie wichtig das ist im Vergleich zu anderen Produkten. Was man essen sollte wenn es nur um die Gesundheit geht und wie die Weltbevölkerung zu ernähren ist und wie das vielleicht funktionieren könnte. Das es nicht funktioniert beziehungsweise die Nahrungsmittel eben falsch verteilt sind ist jetzt nichts neues, aber wenn man das alles mal in Zahlen nachlesen will – hier ist das möglich. „Lustig“ wird es immer wenn der Autor versucht zu erklären warum die Lebensweise die er vertritt faktisch die beste ist – in einigen Punkten hat er natürlich vollkommen recht anderes redet er sich eben zurecht, wie wir alle anderen auch. Aber das ist auch ok, denn in seinem Alter und mit seiner Lebenserfahrung ist er wahrscheinlich eben nur bedingt bereit neue Erkenntnisse anzuerkennen – außer natürlich die basieren auf Zahlen. Zahlen. Zahlen. Man merkt das genau das sein Ding ist und wer das nicht teilt kann auch ganz schön genervt werden von seinen Erklärungsorgien und dem Detailreichtum. Immerhin hat er einige Dinge auf jeden Fall richtig verstanden und viele seiner Einschätzungen sind auch, leider, völlig richtig, näher auf die vielen einzelnen Punkte einzugehen würde zu weit führen. Der über 80jährige Wissenschaftler ist ein Kind seiner Zeit, wie wir alle und er ist immer noch mit Leidenschaft dabei, das kann man an diesem Buch gut erkennen. Immerhin ist er positiver Dinge was die globale Ernährungssituation der Menschheit angeht: „Doch trotz dieser Verengung der offenstehenden Optionen lässt ein realistischer Blick auf die Möglichkeiten, die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen, Raum für Optimismus. Wir brauchen keine unerhörten Ertragsgewinne und keine unerprobten radikalen Lösungen, um den nachfolgenden Generationen eine ausreichende Nahrungsversorgung zu hinterlassen: Es würde schon genügen, wenn wir die Effizienz unserer Nahrungserzeugung kontinuierlich verbessern, Verluste und Schwund reduzieren, unsere Essgewohnheiten anpassen und Verfahrenstechniken und Praktiken fördern würden, die die von unserer Nahrungserzeugung und unseren Ernährungsfragen ausgehenden Umweltbelastungen verringern würden.“ Tja, wenn es mal so einfach wäre – dann würde wahrscheinlich auch so ein Buch ausreichen den Menschen mal zu sagen was zu tun ist. Da es aber so nicht ist, muss man das Buch auch nicht wirklich lesen. Mich zumindest hat es nicht wirklich weitergebracht und wenn er bestimmte, überholte, Ernährungsweisen glorifiziert (Weizenprodukte zum Beispiel) oder verharmlost (Zucker…) – ach, lassen wir das. 292 Seiten, Gebunden, 28,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3406830334

[Trust # 233 August 2025]

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