Mai 26th, 2025

Der Preis der Freiheit – Eine Warnung an den Westen, Hamed Abdel-Samad

Posted in bücher by Dolf

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Im Prinzip ist das, natürlich auch, keine Warnung an den Westen, sondern eine Warnung an den Menschen vor sich selbst. Der Autor kann nicht anders als zu schreiben und immer weiterzuschreiben – das merkt man. Die sechzehn Kapitel sind ein wilder Ritt durch seine eigene Biographie, seine Herkunft, Familie und wie er von dort ausbrach und natürlich den Zustand der verschiedenen Gesellschaften, eine andauernde richtige Kritik am politischen Islam. Das ganze gemischt mit oftmals guten Ideen die aber manchmal ein wenig schräg rüber kommen. Abdel-Samad beobachtet, beschreibt das und analysiert es auch, er erkennt was das Problem ist um es gleich im nächsten Moment wieder zu vergessen, weil er von den Menschen fordert das sie rational und wissenschaftlich denken und vor allem auch so handeln sollen.

Es folgen viele Appelle an die Vernunft und wie man mit anderen Menschen umzugehen hat. Überhaupt gibt er gern Tipps wie sich die Menschen verhalten sollten obwohl er genau weiß das die, welche gemeint sind das nicht hören wollen oder können. Da hilft auch alle Wissenschaft und Appelle nichts. Denn und das arbeitet er hier nicht wirklich raus, weil er es nicht will, kann oder wahr zuhaben in der Lage ist: das Problem sind wir Menschen, unser Drang nach Deutungshoheit und das Distinktionsbedürfnis was bei allen Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist. Oder anders gesagt, wir sind eben nicht soviel Herr und Frau unserer selbst wie wir immer meinen. Auch das erkennt der Autor, das wir durch DNA, Kindheit, Sozialisation geprägt sind und diese Prägungen oftmals eben nicht durch rationale Argumente so einfach abzulegen sind. Es scheint er sieht, wie die meisten Menschen, die Probleme immer nur bei den anderen, aber nie bei sich selbst – wobei ich denke das er tatsächlich nicht so viele Probleme hat. Wenn man mal davon absieht das er seit einem Jahrzehnt unter 24/7 Polizeischutz leben muss weil eine Fatwa gegen ihn läuft und ihn jeder Muslim töten darf. Ein viel größeres Problem könnte erst die Zukunft bringen, nämlich dann wenn er in psychische Regression geht und in so ungefähr 10 Jahren wieder zu seinen eigenen Wurzel zurückkehrt und all das was er in seinen vielen Büchern geschrieben hat, als etwas verurteilt was nie hätte geschrieben werden sollen. Und dann kommen wieder die nächsten „Erklärungsversuche“ – das muss nicht passieren und es bleibt zu hoffen das es nicht passiert. Aber genau das ist das Problem. Ansonsten hat er schön beobachtet, beschreibt die unterschiedlichen vorherrschenden Problematiken und analysiert diese – aber das sagte ich ja schon und wenig davon ist neu. Vieles davon steht schon in anderen Büchern von ihm (remember, er kann nicht aufhören mit dem Schreiben….) und vielen anderen AutorInnen. Trotzdem kann man das Buch lesen, weil man merkt wie verzweifelt der Autor eigentlich ist, weil er eben keine wirkliche Lösung für die menschliche Problematik (und auch seine Eigene) hat. Und das was im Mittelalter mit dem hochentwickeltem Bagdad passierte, das wird immer wieder passieren. Derzeit grade offenbar „hier“, somit ist die Warnung gerechtfertigt. Irgendwie kann man das Buch gut lesen, aber wirklich empfehlen würde ich es nicht, außer man ist Fan vom Autor und seiner berechtigten Kritik des politischen Islams. 284 Seiten, Gebunden, 24,00 Euro (dolf)

Isbn 978-3423284417
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