Juni 4th, 2014

Bewegung Bewahren – Freie Archive und die Geschichte von unten, Jürgen Bacia, Cornelia Wenzel

Posted in bücher by Dolf

Archiv der Jugendkulturen Verlag, Fidicinstraße 3, 10965 Berlin, www.jugendkulturen.de

BewegungBewahrenSelten ein so interessantes Buch gelesen das dermaßen langweilig war. Ein Widerspruch? Nein, wahrscheinlich liegt es in der Natur der Sache, nämlich des Archivierens, das dies – zwar spannend sein kann, aber eben auch ein ziemlich trockenes Metier ist.

Dennoch war es informativ zu lesen. Die verschiedenen Aspekte die hier beleuchtet werden: Arbeitsbedingungen in den Archiven, die soziale Lage der MitarbeiterInnen und deren Finanzierung, wie man viel mit wenig Mitteln erreichen kann, sowie die wachsende Anerkennung über die Jahre oder besser Jahrzehnte.

Es stellen sich Fragen wie „was man sammeln soll“, ob und wie es sicher archiviert werden kann, immer wieder die Frage nach der Finanzierung. Dann gibt es „Berichte aus dem Innenleben“ – hier berichten 10 völlig unterschiedliche freie Archive (Archiv soziale Bewegung, Der Papiertiger, Infoladen Conne Island, Archiv aktiv, Archiv iz3w, Gorleben Archiv, Archiv für alternatives Schrifttum, Spinnboden Lesbenarchiv, Archiv für Zeitgeschichte, Schwule Museum Berlin) von ihren Geschichten und Problemen.

Das sich diese immer mal wieder ähneln oder überschneiden, liegt auf der Hand, macht es aber eben auch nicht abwechslungsreicher. Weitere zwei Archive (Archiv der Jugendkulturen, Archiv der deutschen Frauenbewegung) kommen zu Wort, die den großen Sprung Richtung Stiftung gewagt haben. Einfach ist auch das nicht. So gibt es auch ein paar Geschichten von Archiven die aufgegeben haben oder ihre Sammlung weitergegeben haben.

Also wirklich spannend ist das nur für Leute die selber in Archiven arbeiten oder eines gründen wollen. Es ist halt viel Text und vieles wiederholt sich. Dennoch tun sich da ein paar Grundlegende Fragen auf, welche man ohne die Lektüre des Buchs vielleicht nicht so auf dem Schirm hat. Nämlich, wer wenn nicht die freien Archive, kümmert sich drum das die alternative Szene dokumentiert wird, wie kann man das am schlausten machen (also alles sammeln, oder auswählen) wie kann man das so aufbereiten das man auch Texte findet. Wie sicher ist die Verwahrung und noch viele andere Aspekte.

Ein Problem ist ja, das man immer erst in der fernen Zukunft weiss, ob das was man machte richtig war und gebraucht wird… oft ist das so, aber manchmal vielleicht auch nicht. Über 250 Seiten mit vielen Abbildungen. Und obwohl das Buch letztendlich taugt, kann ich es nicht wirklich empfehlen, weil es eben zu fachbezogen ist. Toll wäre eine auf 80 Seiten verkürzte Version für nicht ArchivarInnen, die könnte man dann bedenkenlos empfehlen. So oder so, schmeisst eure Geschichte nicht weg, sondern geb es an die freien Archive. Im Buch finden sich natürlich massig Listen. Findet man aber auch Online. Gebundene Ausgabe mit farbigem Umschlag (21,6 x 21,6 x 2 cm ). 25.- Euro (dolf)

Isbn 978-3943774184

[Trust # 165 April 2014]

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