April 27th, 2016

BABYLAND (#56, 02-1996)

Posted in interview by Jan

– babyland – Computer Core für die 90´er

Drei Wochen Odysee mit Arnie`s Stationwagen (aus Terminator 2) durch California und nur mit einer pobligen E-Mail Nummer in der Tasche, um die einzig wahre Industrial Band auf der Welt in LA aufzuspüren. Nach einem Höllentrip durch Nevada, wo wir unsere Kohle verzockten und die Karre auch noch im Death Valley stehenblieb, haben wir es trotzdem geschafft, über ein Internet Cafe eine Telefonnummer von FLIPSIDE rauszubekommen. Es stellt sich jetzt nur eine Frage: „Was für ein Band ist das, für die wir über 500 Meilen durch die Wüste fuhren um mit ihnen ein 60 minütiges Interview zu machen?“ Wir können eines schon vorwegnehmen. Ihre Konzerte sind ein Feuerinferno, mit dem die meisten Club-manager nicht ganz einverstanden sind, und ihre 2 Mann Show ist energiegeladener, als die der meisten anderen Industrial Bands. Doch warum sind Dan Gatto und Mike Smith bei uns immernoch weitgehend unbekannt, obwohl sie jetzt schon ihre dritte CD auf FLIPSIDE veröffentlichen werden? We will see. Wir vereinbarten mit Al Flipside einen Interview-Termin und machten uns auf den Weg nach LA, wo wir die Antworten finden sollten.

Hi, ist es normal, daß es um diese Jahreszeit in Los Angeles regnet ?

Mike: Na ja, nicht gerade, daß ist schon fast eine seltener Anblick. Doch wenn`s hier ín Passadena regnet, dann heißt das nicht, daß es in Orange County auch regnen muß. LA`s just too fucking big!

Es ist unglaublich wie verdammt heiß es in dieser Stadt ist!

Mike: Tja, wir sind hier eben in der Wüste, daran werdet ihr euch wohl gewöhnen müssen.

OK. Von euch liest man nicht so viel. Außer in ein paar US Fanzines, haben wir nichts über euch finden können. Woran liegt das ?

Mike: Na ja, wir machen nicht viele Interviews.

Mögt ihr keine?

Mike: Well, it`s Ok.

Habt ihr schon einmal ein Interview mit einem europäischen Magazin gemacht?

Mike: Ich weiß nicht, kann mich nicht erinnern. Wenn, dann ist es schon sehr lange her.

Wie ist es mit einer Tour in Europa ?

Dan: Wie würden sehr gerne einmal nach Europa kommen doch in der nächsten Zeit wird das wohl nicht möglich sein. Die gute Nachricht ist, daß Flipside versucht in Deutschland eine Außenstelle aufzubauen, wir verhandeln gerade mit jemandem, der versucht unsere Sachen zu vertreiben. Wenn das klappen würde, hätten wir die Möglichkeit Mailorder und Merchandising aufzubauen und unsere Tour von dort aus zu plannen. WE NEED SOME HELP! Das Schwierigste ist, daß wir bisher niemanden in Europa kennen, der für uns die Tour organisieren könnte; ihr wißt ja selbst wie das ist.

Wie steht es mit euerer neuen CD, wann wird sie erscheinen. Könnt ihr uns ein paar Infos geben?

Dan: Es wird noch eine Weile dauern, wahr-scheinlich bis Weihnachten. Sie ist nur als CD ROM erhältlich, wird „Who`s sorry now“ heißen und 9 Songs, 3 Videos + other Stuff beinhalten.

Was hat das mit den Videos auf sich?

Mike: Es sind sehr unterschiedliche Videos von 2 alten Songs und einem neuen Song. Das Video von „Worst Case Scenario“ z.B. war ein alter Film, den mein Bruder früher mal gemacht hat. Wir haben ihn ein wenig überarbeitet und wir finden er paßt sehr gut dazu. Dann ein Live Track von unserem letztjährigen Desert Show Gig und schließlich gibt`s noch ein Video zu einem neuen Song, das wir in der Wüste mit einer 16mm Kamera gedreht haben. Es war ein langer Prozess und ein Menge Arbeit. Wir haben viel Zeit dafür gebraucht, weil im Grunde nur wir und ein paar Freunde daran arbeiteten; ich hoffe es hat sich gelohnt.

Ist das hier Flipside? (2 kleine Büroräume, mit viel Hardware und Magazin Stuff vollgestopft)

Mike: Dieses Büro beinhaltet das Magazin, das es seit 1972 gibt und seit 12 Jahren macht Al auch Records, vor allem kleine und unbekannte Punkbands. Wir sind seit fast fünf Jahren auf Flipside.

Wie seid ihr zu Flipside gekommen?

Mike: Wir haben damals ein paar Shows gespielt, und wie bei fast allen Flipside Bands hat uns Al gesehen und fand uns ziemlich cool. Er wollte es mit uns versuchen und es funktionierte, es ist seit dem einfach alles gut weitergelaufen uns so wurden wir Freunde. Wir waren sehr glücklich darüber, daß Al mit uns eine Platte machen wollte, aber wir hatten damals noch nicht genug Material für eine ganze CD, so kam es zu unserer ersten 7″. Aus irgendeinem Grund verkaufte sich die Single sehr gut und ich denke wir waren einfach nur zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Ist Flipside in den USA eigentlich sehr bekannt?

Dan: Hm, not really! It`s pretty small. Das Heft an sich ist ziemlich populär, es verkauft sich gut. Die meisten Leute kennen es, doch das heißt nicht, daß sie es auch kaufen oder lesen, zumindest nicht die Mainstream Leute. Es ist so ähnlich wie mit dem „Maximum R`n`R“.

Hat Flipside nicht als Skate Magazine angefangen?

Mike: Sure, in Southern California ist die Punk, Skate und Surfszene schon immer Hand in Hand gewesen und eng verbunden.

Was ist mit den Videos? Gibt es die noch, gibt es bald neue? Was ist mit Babyland ?

Mike: Die Meisten kann man noch bestellen und bald werden wir ein paar Alte aus den 80´ern re-releast. Babyland wird neue Sachen herausbringen, doch nur auf CD ROM, weil wir Computer benutzen und das einfach mehr mögen. Wir beschäftigen uns seit neustem mit diesem „Multi Media Ding“ und versuchen darin Fuß zu fassen.

Wie entstehen eure Songs? Macht ihr immer alles zusammen?

Dan: Ich programmiere die Songs zu Hause auf dem Sequenzer am Mac. Zum Proben nehme ich dann den kompletten Track auf einen Vierspur-recorder auf, so daß wir im Rehearsel Studio mehrere Möglichkeiten haben verschiedene Mixes zu machen um dies und jenes auszuprobieren. Wir versuchen mehr wie eine normale Band zu arbeiten und proben deshalb fast jedes Lied zusammen ein. Mike arbeitet viel mit Metaldrums, Tonnen und Blechen usw. Wir nehmen in großen Räumen auf, so daß ein anderer Sound entsteht. Wenn wir nicht ganz zufrieden sind, kann ich den Song zu Hause nochmals überarbeiten und gewisse Sachen ändern, bis er die richtige Form hat, um damit ins Studio gehen zu können. Mike spielt die Drums dann live zu dem kompletten Song ein. Es ist ein langer Prozess bis ein Song steht, bist du herausgefunden hast wie er sich am Ende anhören soll. Im Studio klingt alles oft ganz anders und vielmals nimmst du die einzelnen Spuren auf und merkst dann, daß sie einfach nicht zusammenpassen und es sich scheiße anhört.

Ist es mit dem Computer nicht wesentlich einfacher zu arbeiten als mit einer kompletten Band?

Dan: Im Grunde schon, doch es gibt eine Menge technischer Probleme mit denen du dich herumschlagen mußt wenn du mit Maschinen arbeitest. Vielmals ist es schwer den wirklich richtigen Sound zu finden. Bei einer Auswahl von über tausend Sounds, die du alle noch einmal editieren und mit Effekten verändern kannst, ist die Entscheidung wirklich nicht einfach.

Habt ihr jemals daran gedacht Remixe von euren Songs zu machen und sie zu veröffentlichen? Ihr habt doch unzählige Möglichkeiten die Songs zu verändern ?

Dan: Nun, wir arbeiten im Vorfeld mit verschie-denen Mixes, doch wenn ein Song eimal fertig ist, dann belassen wir ihn so und wollen mit etwas Neuem weitermachen. Es gibt einige Songs die ich gerne remixen würde, doch ich denke nicht,daß dies an erster Stelle steht, ich mache lieber etwas Neues. Ich mag Remixe, aber es benötigt einfach zu viel Zeit sie gut hinzukriegen.

Ist auf eueren neuen Platte wieder eine Cover Version? Die Covers von ´Burning up´ und `Pink Frost` sind verdammt gut!

Mike: Nein, keine Cover Version auf der neuen Platte, eigentlich weil es kein Lied gab, daß wir wirklich benutzen wollten. Na ja, es gibt ein Judas Priest Song … ha, ha doch wir wollen dafür nicht verklagt werden. Es ist ein sehr komplizierter Prozess die Rechte zu bekommen, oftmals mehr Arbeit als es Wert ist. Ok, wenn der Song gut ist, doch na ja … Die beiden Covers, die wir gemacht haben waren ok, wir hatten keine Probleme, die Songs waren kein Big Deal, vielleicht bekommen wir ein Problem wenn wir damit weitermachen.

Wie seid ihr daraufgekommen Madonna zu covern?

Mike: Na ja, es ist ein großartiger Song. Wir kannten das Original zuerst gar nicht, erst als wir dann den Cargo Compilation Sampler entdeckten, haben wir in den alten Madonna Platten herumgekramt und das Original gefunden.

Dan: Zu der Zeit als wir den Coversong machten war es für Industrialbands sehr untypisch Pop Bands zu covern. Der Typ von Cargo Records hat `Burning up´ gehört und fand, daß es eine gute Idee wäre eine ganze Cover Versionen CD rauszubringen, deshalb hat er damit begonnen.

Der Text ist sehr untypisch für ein Madonna Song, er hätte auch von euch sein können. War das ein Grund für euch den Song zu covern?

Mike: Auch, der Text und die Musik sind sehr cool, vor allem die Bass Line. Es stimmt einfach alles daran.

Wer schreibt die Texte von euch?

Dan: Die meisten schreibe ich, Mike hilft mir oftmals dabei und teilweise schreiben wir sie zusammen, doch hauptsächlich konzentriere ich mich auf die Programmierarbeit und Mike kümmert sich um die Drums und Noises.

Nehmt ihr die ganzen Drums live auf oder samplelt ihr auch welche um sie im Sequenzer bearbeiten zu können?

Dan: Keine Sample drums! Es ist alles Live Percussion, das ist der einzige Grund warum wir proben, nur die Musik kommt vom Tape.

Benutzt ihr Sample CD`s?

Dan: Nein, alle Samples, Geräusche und Drum Beats haben wir selbst gemacht. Nichts ist jemals von einer Sample CD genommen worden oder von irgendeinem Dritten. Alle Dinge haben wir selber geschaffen. Es gibt da ein Song „Suitable for Framing“ auf der zweiten CD, wo wir eine Gitarre von „Weeding Present“ gesamplelt haben, doch sonst haben wir niemals etwas von einer anderen Band genommen.

Mike: Es ist eine `Hommage`.

Und von Filmen?

Dan: Ja, natürlich, von Filmen und TV sampeln wir viel, doch auf der neuen CD ist wenig davon. Sie ist ein bißchen anders, es gibt nicht so viele Loops und Samples, mehr Songwriting. Diesmal haben wir wesentlich mehr Wert auf die Produktion gelegt und sehr daran gearbeitet, den Sound zu kontrollieren.

Man kann diese Veränderung schon an der `Half Hearted E.P.` hören. Es herrscht nicht mehr so viel Verwirrung und Chaos, sie wirkt mehr strukturiert!

Mike: Vielleicht! Doch das heißt nicht das sie nicht so kompliziert ist. Die alten Sachen sind vielleicht schwerer zu durchschauen und hören sich teilweise komplizierter an weil wir mehr Sounds und Samples benutzten doch sie waren wirklich einfach zu spielen. Die neuen Songs hören sich vielleicht einfacher an, doch benötigten viel mehr Zeit. Viele Leute werden mit dieser Veränderung nicht einverstanden sein und wollen lieber die alten Sachen hören.

Dan: Mögt ihr z.B. Fugazi ?

Ja, wir waren dieses Jahr auf einem Konzert und es war ein verdammt guter Gig.

Dan: Sie sind ein typisches Beispiel dafür, daß die Leute Veränderungen in einer Band manchmal nur schwer akzeptieren können; jeder schreit immer noch nach `Waiting Room`. Es ist genauso wie wenn du Bilder von dir anschaust, als du noch jung warst und es bringt dich in Verlegenheit. Jeder meint nur „Oh, süß. Ich mag dieses oder jenes Foto ganz besonders.“ Und du denkst „Nein das bin ich nicht mehr , so war ich früher.“ Und mit der Musik ist es ganz ähnlich, man will sich immer weiterentwickeln und etwas neues machen. Niemand möchte `Rocky 8` sehen; es ist einfach nicht immer gut ein Nachfolger zu produzieren. Ich bin sicher manche Leute werden die neue CD nur deshalb nicht mögen weil sie ganz anders als die erste ist. And that`s the whole point.

Nochmals zu den Filmsamples, gibt es da ein Zusammenhang mit den Texten?

Dan: Sometimes. Es ist, wie wenn du einen Film anschaust und es bei bestimmten Passagen einfach „Klick“ macht. Du weißt genau das dieser Sample in deinen Song gut hineinpaßt. Ein Lied besteht nicht nur aus Musik und Text, sondern es kommen auch noch die Noises und die Filmsamples dazu. Sie geben den Songs eine andere Perspektive und können die Leute in andere Richtungen führen.

Mike: Es ist wie mit einem Prisma mit dem du das Licht in verschiedene Richtungen brechen kannst.

Somit sind alle Elemente gleich wichtig oder legt ihr auf etwas besondern Wert?

Mike: Eveything matters immensly. It´s all enormously important.

Dan: Songs entwickeln sich aus verschiedenen Standpunkten heraus. Manchmal aus einer Drumline oder einer Bassline, manchmal aus einem Sample oder einer Textidee, doch alles ist gleich wichtig. Und jetzt, da wir Zugriff zu diesem Multimedia-Ding haben kommt ein neues Element für uns dazu, denn wir versuchen auch visuelle Elemente mit einzubringen, was wir von Anfang an machen wollten aber nicht konnten.

Mike: Wir hatten keine Zeit und keine Möglich-keiten. Was du mit einer CD ROM hast, ist letztendlich ein Release Medium. Ein Medium das Leute kaufen können, ein Audiovisuelles Paket. Im Moment sind wir noch ganz am Anfang, auf der untersten Stufe, und es ist etwas total neues. Niemand hat es bisher gemacht. „We`re all complete blind idiots stompling in the dark and searching for the light-switch to put all that together“. Es ist ein mächtiges Werkzeug, wie eine Gitarre. Jeder kann sie benutzen doch keiner hat bisher verstanden dieses Werkzeug zu gebrauchen wie `Jimi Hendrix` es tat. Es ist verblüffend.

Du hast vorhin gesagt, daß du für die visuellen Aspekte verantwortlich bist. Was gehört da alles dazu?

Mike: Es sind zum einen natürlich die Videos. Doch die visuellen Effekte auf unseren Shows sind das andere, wir versuchen sie zu kontrollieren. Wenn wir z.B. auf einer großen Bühne spielen, auf der wir eine Menge Platz haben, spielen wir trotzdem auf engem Raum. Wir quetschen alles eng zusammen und richten die Scheinwerfer auf uns so daß alles auf uns konzentriert ist und irgendwie bündelt es die Energie. Weißt du, wenn du eine große Bühne hast, dann ist es vielleicht bequem sich ausbreiten zu können, doch schwächt es auf ein Art die Energie. Auch geht es darum die Farben zu kontrollieren und solche Sachen. „Too many bands play in the dark“.

Benutzt ihr auch Videoleinwände?

Mike: Nein, zu komplex und zu teuer.

Dan: Und wenn du sie nicht richtig einsetzt wirkt es bescheuert.

Ich habe gehört ihr habt Probleme mit dem Feuer bei eueren Shows.

Mike: Ha ha ha … Wir haben keine Probleme damit, andere haben sie.

Dan: Manchmal. Die meisten Club Manager sind nicht gerade begeistert davon. Ein anderes Problem ist, daß die Leute von uns erwarten alles anzuzünden doch wir wollen Leute überraschen. Wenn wir das jedes mal machen ist es keine Überraschung mehr, also wollen wir die Shows verschieden gestalten. Wir haben das mit dem Feuer jetzt eine Weile gemacht und na ja … es ist Fun, aber irgendwie überlegst du dir was wichtiger ist, die Musik oder alles anzuzünden.

Mike: Oder ist es der Show Zirkus?

Dan: Wir denken es ist die Musik.

Wie lief eure letzte Tour zur `Total Let-Down` Platte? Ist es einfacher in Los Angeles zu spielen wo euch die Leute kennen?

Mike: Es ist verschieden. Manche Orte sind großartig und manche einfach zum kotzen. Austin, Texas z.B. ist fantastisch, eine offene Stadt die Musik mag und großartige Veranstaltungsorte hat. Und es gibt Orte wie San Francisco, die eine pulsierende Kunstszene hat, aber es ist ein geschlossenes System und fremde Bands aus anderen Städten können nicht in diesen Kreis hineinkommen. Die Leute dort sind einfach von sich selbst zu sehr gefangen. Zuletzt gibt es noch solche Staaten wie Oregon ….. na ja, jeder Ort ist halt verschieden.

Wart ihr schon einmal in Europa?

Mike: Ja, it`s great!!! Ich war in schon in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Alle diese Orte sind verschieden, doch die Leute waren überall sehr freundlich und entspannt.

Dan: Dort respektierten die Leute die Musik und die Bands mehr als sie es hier tun. Ich war bisher in Finnland und in Schweden und habe dort eine tolle Zeit verbracht. Wenn Bands gespielt haben kamen die Leute um sie zu sehen und es war einfach eine positive Atmosphäre. Die Leute sind dort einfach viel interessierter daran. Hier ist es anders, die Leute stehen oft nur an der Bar und trinken ihr Bier anstatt daß sie vor die Bühne gehen um sich die Show anzuschauen. Das Publikum in Europa ist sehr offen und falls wir jemals rüberkommen wird es sicherlich großartig werden. Das wollten wir schon immer, aber wir haben soviel Zeug das wir mit rübernehmen müßten, wir bräuchten ein Schiff. Wir würden auch gerne nach Japan gehen, wer weiß, wir haben noch viel Zeit, wir werden nicht aufhören.

Mike: Weißt du, wir würden sehr gerne in Europa touren, doch es gibt momentan soviel für uns zu tun und wir müssen alles selber organizieren. Wir können nur eins nach dem anderen machen. Wenn wir die Platte fertig haben müßen wir uns um die US-Tour kümmern, um Promotion, Merchandising und das ganze Zeug. Danach werden wir uns um die nächste Platte kümmern. Es dauert halt alles seine Zeit.

Ihr seid also sehr beschäftigt?

Mike: Totally, constantly.

Was macht ihr noch außer Babyland?

Mike: Das ist alles was ich momentan mache. It´s a shame, I know. Seit den letzten 3 Monaten habe ich nur an der neuen Platte gearbeitet und ich habe die meiste Zeit hier geschlafen. (Flipside Büro)

Dan: Babyland ist ein Full-Time-Job, ich arbeite zwar noch nebenbei im Supermarkt, doch die meiste Zeit benötige ich für die Band. Ich meine, in einer Band zu sein, dafür lohnt es sich zu arbeiten und unabhängig zu sein um letztendlich soviel Kontrolle wie möglich zu haben.

Mike: Wir könnten zwar versuchen ein Label zu finden das uns besser bezahlt, hätten andererseits nicht mehr soviele Freiheiten.

Also seid ihr mit Flipside zufrieden?

Mike: Totally, it´s great! It`s perfect! Es wäre zwar praktisch wenn wir ein bißchen mehr Geld hätten, aber den Grad der Kontrolle den wir jetzt haben und die Quellen die wir benutzen können sind perfekt. Woran wir auch immer arbeiten, das Label unterstützt uns, stellt uns dabei die ganze Ausrüstung in diesem Büro, die Hardware usw. zur Verfügung.

Wohnt ihr hier in der Nähe?

Mike: Ich nicht, Dan lebt ein paar Meilen weiter von Pasadena entfernt, an der Santa Monica Beach.

Fahrt ihr mit dem Auto hierher? Der Verkehr ist ja die Hölle!

Dan: Nein, ich arbeite nicht hier und komme nicht öfters her als ich muß. Ich kann ja die ganze Musik zu Hause machen.

Musik zu machen, ist das das Wichtigste für dich? Was ist mit anderen Hobbys oder Freundin?

Dan: Na ja, ich bin verheiratet, aber trotzdem, Musik ist das Wichtigste. Es ist großartig in einer Band. Du kannst auf Tour gehen, Menschen treffen, Erfahrungen sammeln, es zahlt sich für dich selber aus. Es ist fast wie Urlaub. It´s a pleasure. Je härter du arbeitest, je mehr du selbst erledigst, desto befriedigender ist das Ergebnis.

Wie hat das mit Babyland angefangen?

Dan: Es fing an als Schulprojekt im November 1989. Mike und ich waren damals schon gut befreundet und wollten immer schon etwas zusammen machen. Ich habe im College an einem Seminar über Musikkultur teilgenommen. Man mußte ein Gedicht interpretieren, egal wie, z.B. ein Referat darüber schreiben, ich wollte es in Form von Musik interpretieren. Ich habe damals schon Musik gemacht, allerdings nicht in einer Band. Mike war auf der Filmschule und ich erzählte ihm von dem Projekt, daß ich gerne die Musik mit etwas Visuellem verbinden wollte und so machten wir zusammen ein Video. Es lief sehr gut und einige Monate später beschlossen wir, hey wir sollten einfach eine Band gründen. Mike hatte niemals etwas gespielt und wir besorgten uns ein paar Mülleimer und Tonnen und fingen erstmal an ein bißchen Krach zu machen. Wir waren dabei sehr glücklich.

Das mit den Tonnen, wessen Idee war das?

Mike: Ich meine, es ist Industrial Musik you know, da liegt es nahe so etwas zu benutzen.

Aber die meisten typischen Industrial Bands benutzen Drum Computer oder Drum Tools.

Mike: Du mußt Metalle aufnehmen, „Metal sounds great if you record it“. Es gibt der Aufnahme soviel Leben. Es gibt Vibrationen die du bei Drum Computer nicht hast.

Dan: Eine Menge Industrial Bands benuzten früher Tonnen und Trashcans doch das war nur eine kurzweilige Show. Jetzt machen sie es sich einfacher und tauschen die Tonnen gegen Gitarren ein und versuchen sie in die Songs einzubauen. Immer mehr Industrial Bands benutzen Gitarren und legen vielleicht noch ein gesampelten Sound darüber, verzerren den Gesang und lassen ein Drumcomputer dazu laufen. Sie arbeiten nicht mehr viel mit Keyboards oder Blechen and stuff like that. Für mich hören sie sich an wie Metal Bands und was viele Leute in den USA momentan als Industrial bezeichnen hat nicht mehr viel damit zu tun, das klingt doch alles gleich.

Es ist schwer eure Musik zu beschreiben. Ihr benutzt viele verschiedene Elemente, es ist irgendwie eine Mischung aus Industrial, Punk und Techno. Im Flipside Heft liest man von „Computer Core“ und „Nintendo Soundtrack from Hell“. Man könnte euch nicht als typische Industrial Band bezeichnen. Wie seht ihr das?

Mike: True !

Dan: Es gibt großartige Elemente aus allen Stilen die man benutzen kann. Wir versuchen einfach alles zu recyceln, auch Dance- und Pop Elemente, all of that.

Mike: Als wir begonnen hatten kamen die größten Einflüsse von Punkbands. Wir waren von den Live Shows beindruckt, denn sie hatten die meiste Energie und Power. Aber die Platten die wir uns kauften und zu Hause anhörten, waren eher Pop Platten wie z.B. Wedding Present oder Stranglers.

Welche Bands hört ihr heutzutage, was beeinflußt euch noch?

Dan: Wenn du dich umschaust gibt es soviele CD`s die jeden Monat neu erscheinen, soviele neue Bands die eine Platte herausbringen. Es ist wie beim Schlußverkauf. Es gibt zu viele Sachen, es ist schwer das Richtige herauszusuchen, du kannst nicht alles kaufen.

Mike: I live in a cave!

Welches war die letzte Platte die du dir gekauft hast Mike?

Mike: Äh, Hm. Die letzte Platte die ich mir anhörte und die, wie ich meine absolut genial ist, war eine Compilation, ein ReRelease von alten Songs von einem Typ produziert namens „Joe Mack“. Er war ein Independent Producer in den 60`ern in England der wirklich komische Pop Songs produzierte. Er hatte mal was gemacht was „Tellstar“ heißt. Es ist ein Instrumental über einen Satelliten und es ist wirklich cool, weil es eine Indie Produktion aus einer Zeit ist wo man sein Equipment noch selber bauen mußte. Es ist einzigartig.

Ihr kommt also nicht aus einer der typischen Industrial oder Punk / HC Ecken?

Dan: Als ich 18, 19 war kam das ganze Wax Trax Ding auf und die meisten Industrial Bands waren auf Wax Trax. Es gab sehr viele gute Bands auf dem Label, wie z.B. Ministry, Meat Beat Manifesto, Young Gods usw. Ich habe mir die Sachen gern angehört, doch mich begeisterte eher das Konzept. Ich mag lieber poppigere Musik, doch natürlich mag ich auch Energy.

Kennt ihr „Einstürzende Neubauten“?

Mike: Yeah, Yeah they`re fantastic!

Was ist mit „Vampire Rodent`s“?

Dan: Ich habe 2 Songs für sie gemacht und die Texte geschrieben. Der Typ von Vampire Rodent`s heißt Daniel, ich habe ihn nie getroffen, nur mit ihm telefoniert, aber ich denke er ist ein großartiger Mensch. Er mag unsere Musik und bot mir an diese Stücke zu singen. Es war nicht gerade einfach.

Machst du noch andere Projekte?

Dan: Es gibt keine wirklichen Sideprojects, wir haben keine Zeit dazu, alles konzentriert sich auf Babyland. Das Problem ist auch das wir zuwenig unterstützt werden. Wir müssen alles selber machen und alles selber bezahlen. Wenn wir z.B. Videos drehen, müssen wir Licht und Film selber bezahlen, wenn wir T-Shirt`s drucken, müssen die T-Shirt`s bezahlt werden und das Essen auf unseren Touren zahlen wir auch selbst. Es geht dadurch einfach viel länger. Wenn uns jemand unterstützen würde, könnten wir bestimmt noch etwas anderes tun.

Mike: Ich wünschte die Aliens würden herunterkommen und mir ein zweites oder drittes Herz geben, so daß ich ewig leben könnte.

Dan: Doch wir sind zufrieden so wie es ist. Das wichtigste ist einfach nur, daß du machen kannst was du willst, und daß die Leute deine Platten wahrnehmen. Eventuell hören ein paar Leute unsere Musik und haben die Platten in ihrer Sammlung. Das ist das gute an Platten, sie gehen nicht verloren. Es ist einfach großartig.

Welchen Bezug habt ihr zu KXLU?

Mike: Es ist eine ziemlich coole College Radio Station in LA, bei der wir schon zwei mal live on the air gespielt haben

Dan: Jedes Wochenende haben dort Bands die Möglichkeit live über´s Radio zu spielen.

Was ist mit der Desert Show, ist sie auch dieses Jahr ? (Die Desert Show ist ein Flipside Festival das jedes Jahr mitten in der Wüste in der Nähe von Pasadena stattfindet)

Míke: We just did it! Sie war letzten Monat, aber Babyland spielten nicht. Wir haben ein Video von der letztjährigen Show. Ein Track, „Dismissal“ ist ja auf unsereren neuen CD drauf.

Dan: Hey, hier kommt Arthur, sozusagen unser drittes Babyland Mitglied.

Arthur: … Oh, ihr macht hier ein Interview … ?

Dan: Yeah, they´re from Germany. We gonna show`em some videos from our new CD later on.

Habt ihr schon den neuen Cargo Sampler gehört, da ist eine Band drauf die sich so ähnlich anhört wie ihr, ich weiß nicht mehr genau wie sie heißen. Kennt ihr sie?

Dan: Du meinst „Synthesia Murder Program“?

Ich weiß nicht mehr genau, ich glaube es war eine Name mit drei Buchstaben.

Dan : Vielleicht meinst du auch „SMP“?

Ja genau!

Dan: Das sind „Synthesia Murder Program“.

Äh, ja stimmt ….. Es ist irgendwie die einzigste Band die man mit euch vergleichen könnte. Hast du das Lied schon einmal gehört?

Dan: Ja, es ist ein cooler Song. Die Leute der Band sind in die selbe Highschool wie Mike gegangen. Sie waren früher eine Punk Band, na ja, I don`t know, it`s kinda strange. Sie haben unseren Sound gehört, fanden ihn wohl ganz gut und haben auch damit angefangen. Aber sie sind nicht besonders nett, zumindest nicht zu uns, obwohl wir uns gegenüber ihnen sehr korrekt verhalten. Ich meine, ich finde es gut, daß noch jemand diese Art von Musik macht, aber sie tun so als würden wir nicht existieren.

Eurer Texte sind nicht gerade einfach zu lesen, es ist oftmals schwer den Inhalt zu verstehen.

Dan: Mach ein Beispiel.

OK, „Worst Case Scenario“; der Text ist wirklich nicht einfach zu verstehen.

Dan: Das ist nicht so speziell. Es ist mehr ein Gefühl, wenn du in den Spiegel schaust, dich selbst betrachtest und siehst wer du bist. Wenn du feststellst, daß du nun mal eben bist wie du bist und niemals ein großer Filmstar wirst. „I`m the lowest of the low“, das ist meine Realität, so ist es in Wirklichkeit und dann sagst du dir, es ist schwer sich dies einzugestehen und es zu aktzeptieren, doch du hast keine andere Wahl. Du mußt damit leben und du mußt tun was du zu tun hast. Es ist wie bei einem Zaubertrick. Wenn du íhn siehst bist du fasziniert davon, aber wenn sie dir zeigen wie er funktioniert wird er dich niemals wieder erstaunen. Wenn man als Kind bemerkte, daß es keinen Weihnachtsmann gibt und die Ostereier nicht der Hase bringt dann war das ein schreckliches Gefühl. Es ist nicht einfach, wir alle suchen nach Antworten, doch wenn wir sie bekommen, sind wir oftmals enttäutscht. Doch wir müssen damit leben. Du gehst zur Schule um etwas zu lernen, doch je mehr du dazulernst, desto mehr zerstörst du deine Phantasie. Wir brauchen uns nichts vorzutäuschen.

Du legst sehr viel Gewicht auf deine Texte?

Dan: I do! Ich denke wenn ich es nicht tun würde, würde ich mich schlecht fühlen, als hätte ich eine Last auf meinen Schultern zu tragen. Es ist seltsam, es ist ein sehr tiefer Level. Ich bin kein guter Schreiber, ich könnte z.B. kein Buch schreiben, ich notiere einfach auf was ich fühle, an was ich glaube und hoffe, daß andere Menschen auch so empfinden. Das ist es, was Mike und ich immer wollten als wir mit der Band anfingen, daß die Leute uns verstehen. Wir wollen nicht predi-gen sondern zum Nachdenken bewegen. Ich habe immer versucht, daß die Leute sich auf die Texte beziehen können um sich das herauszuholen, was sie brauchen. „Do what you want – Don`t care about what people say – Do it now!

 

Interview : S. Kruse & A. Kafka

Fotos: Aardvark

Discographie :

7″ – „1991“

12″ – „Smrow Toh / Under / Reality“

CD – „You Suck Crap“

7″ – „Pink Frost / Stomach“

12″ – „Dogsnatcher EP“

CD – „A Total Let-Down“

10″ – „Half Hearted EP“

7″ – „Tourist Trap“ (Split w. My Suicide)

8″ – Split w. Kryptonite Nixon

Für weitere Informationen oder Mailorder Stuff schreibt an :

FLIPSIDE, POB 60790, PASADENA, CA 91116

 

„Worst Case Szenario“

I am the lowest of the low it`s hell being enlighted you`ve got to live with what you know
worst case szenario
always fighting with my mind always kicking down the compromise my grip is gone my past is black
it`s been done before and i like where i`m at i am the lowest of the low it`s hell being enlighted
you`ve got to live with what you know and what you don`t know
worst case szenario
higher high high you`ve got to come down

„Dismissal“

I have decided to what I see on the T.V. and what I read in those magazines means nothing to me – I am free from everthing and anything you want me to believe
cancellation has come and I`m pulling out – Dismissal
it`s not going to happen anymore i`ve been through it too many times assaulted by standards asking for decline drop off the pressure consistent and pure
dispense the appropriate meaningless meaning well it`s no longer working
your shit means nothing to me – this is Dismissal
and if it don´t make sense to me it don`t deserve to breathe – this is Dismissal

 

— “ We´re all complete blind idiots stompling in the dark and searching for the light switch “ –

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